Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.Frau in meinen Zustand als Quakatzens Mädchen Leider erinnerte ich mich nicht mehr, und Stopf- Frau in meinen Zuſtand als Quakatzens Mädchen Leider erinnerte ich mich nicht mehr, und Stopf- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0161" n="151"/> Frau in meinen Zuſtand als Quakatzens Mädchen<lb/> von der rothen Schanze zurückdenke, und es mir über-<lb/> lege, wie es gekommen iſt und wie es die Vorſehung<lb/> angefangen hat, daß ich durch Heinrichs Bekanntſchaft<lb/> aus einem verwilderten Thier zur Ruhe und ins<lb/> Menſchliche hineinkam, ſo ſoll mir Keiner meinen<lb/> Glauben an den lieben Gott aus der Bibel und<lb/> dem Geſangbuche ſtreichen: auch ſelbſt der, mein<lb/> Alter, nicht mit ſeinen Knochen und Verſteinerungen<lb/> und ſeinen Briefen und Druckſachen von ſeinen ge-<lb/> lehrten Geſellſchaften. Und wenn er tauſendmal nicht<lb/> mehr an ein Wunder glaubt und eine höhere Re-<lb/> gierung: zu einem halben Wunder muß er ſich mit<lb/> ſeinem wiſſenſchaftlichen Beſſerwiſſen doch bequemen.<lb/> Denn daß ſo ein Junge ſo einen ſegensreichen Ein-<lb/> fluß auf ſo ein Frauenzimmer ausübt, von meinem<lb/> armen ſeligen Vater dabei garnicht zu reden, das iſt<lb/> doch nicht bloß ein halbes Wunder, das iſt ein<lb/> ganzes, ein doppeltes, ein dreidoppeltes! Sie haben<lb/> es wohl geleſen, was er über unſere Hausthür ge-<lb/> ſchrieben hat: Gehe heraus aus dem Kaſten. Das<lb/> iſt eigentlich dummes Zeug; denn das hat auf uns<lb/> hier gar keine Beziehung. Ich habe darüber die<lb/> Bücher Moſes nachgeleſen; es betrifft bloß die Arche<lb/> Noah und den Vater Noah und möglicherweiſe noch<lb/> ſeine Familie und ſeinen Thierbeſtand. Die Redensart<lb/> hatte damals mein Heinrich auch noch nicht an ſich.<lb/> Vielleicht erinnern Sie ſich noch an ſeinen damaligen<lb/> ewigen Troſt, Herr Eduard?“</p><lb/> <p>Leider erinnerte ich mich nicht mehr, und Stopf-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [151/0161]
Frau in meinen Zuſtand als Quakatzens Mädchen
von der rothen Schanze zurückdenke, und es mir über-
lege, wie es gekommen iſt und wie es die Vorſehung
angefangen hat, daß ich durch Heinrichs Bekanntſchaft
aus einem verwilderten Thier zur Ruhe und ins
Menſchliche hineinkam, ſo ſoll mir Keiner meinen
Glauben an den lieben Gott aus der Bibel und
dem Geſangbuche ſtreichen: auch ſelbſt der, mein
Alter, nicht mit ſeinen Knochen und Verſteinerungen
und ſeinen Briefen und Druckſachen von ſeinen ge-
lehrten Geſellſchaften. Und wenn er tauſendmal nicht
mehr an ein Wunder glaubt und eine höhere Re-
gierung: zu einem halben Wunder muß er ſich mit
ſeinem wiſſenſchaftlichen Beſſerwiſſen doch bequemen.
Denn daß ſo ein Junge ſo einen ſegensreichen Ein-
fluß auf ſo ein Frauenzimmer ausübt, von meinem
armen ſeligen Vater dabei garnicht zu reden, das iſt
doch nicht bloß ein halbes Wunder, das iſt ein
ganzes, ein doppeltes, ein dreidoppeltes! Sie haben
es wohl geleſen, was er über unſere Hausthür ge-
ſchrieben hat: Gehe heraus aus dem Kaſten. Das
iſt eigentlich dummes Zeug; denn das hat auf uns
hier gar keine Beziehung. Ich habe darüber die
Bücher Moſes nachgeleſen; es betrifft bloß die Arche
Noah und den Vater Noah und möglicherweiſe noch
ſeine Familie und ſeinen Thierbeſtand. Die Redensart
hatte damals mein Heinrich auch noch nicht an ſich.
Vielleicht erinnern Sie ſich noch an ſeinen damaligen
ewigen Troſt, Herr Eduard?“
Leider erinnerte ich mich nicht mehr, und Stopf-
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