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Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.

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dann und wann nicht bloß für einen faulen, sondern
auch für einen feigen Burschen taxirt; doch wirklich
mit Unrecht. Ihr armen Hasen, deren ganzes Heldenthum
auf dann und wann eine zerrissene Hose, einen Buckel
voll Schläge, oder ein paar Stunden Karzer hinaus-
lief! Die rothe Schanze hättet ihr mal erobern sollen!
Das wäre etwas gewesen, was einen neuen Plutarch
auch für euch wünschenwerth gemacht haben würde.
Und dann der Oberlehrer Blechhammer, wenn der
mal wieder in meinem Kopfe mit der Stange gestört,
nach der Eule der Minerva geforscht hatte und von
Neuem zu der Überzeugung gekommen war, daß da
vielleicht eben noch eine Eule, aber freilich nicht die
der Pallas Athene gesessen hatte! War der brave
Mann -- Gott erfülle alle seine Verheißungen an
ihm und rangire ihn unter seine beflügeltsten Engel!
-- war der alte ciceronianische Kochinchinaknarrhahn
einer Würdigung meiner Lebensaufgabe fähig? Wahr-
lich nicht! im höchsten Pathos dieses aus der Er-
innerung herausgesprochen. Doch ich schweife ab;
-- der warme Tag öffnet Einem so angenehm alle
Poren des Leibes und der Seele! Wo war ich denn
eigentlich, was die Hauptsache anbetrifft? Ja wohl,
natürlich, immer noch beim Vater Quakatz. Du
großer Gott, wo in aller Welt haben wir, ich und
Tinchen uns vor Dem verkrochen? wie und wo haben
wir hier unter dem Schutze Sancti Xaverii, comitis
Lusatiae
vor seiner Unvernunft Unterschlupf suchen
müssen, nachdem ich schon längst Vernunft zu ihm

W. Raabe. Stopfkuchen. 11

dann und wann nicht bloß für einen faulen, ſondern
auch für einen feigen Burſchen taxirt; doch wirklich
mit Unrecht. Ihr armen Haſen, deren ganzes Heldenthum
auf dann und wann eine zerriſſene Hoſe, einen Buckel
voll Schläge, oder ein paar Stunden Karzer hinaus-
lief! Die rothe Schanze hättet ihr mal erobern ſollen!
Das wäre etwas geweſen, was einen neuen Plutarch
auch für euch wünſchenwerth gemacht haben würde.
Und dann der Oberlehrer Blechhammer, wenn der
mal wieder in meinem Kopfe mit der Stange geſtört,
nach der Eule der Minerva geforſcht hatte und von
Neuem zu der Überzeugung gekommen war, daß da
vielleicht eben noch eine Eule, aber freilich nicht die
der Pallas Athene geſeſſen hatte! War der brave
Mann — Gott erfülle alle ſeine Verheißungen an
ihm und rangire ihn unter ſeine beflügeltſten Engel!
— war der alte ciceronianiſche Kochinchinaknarrhahn
einer Würdigung meiner Lebensaufgabe fähig? Wahr-
lich nicht! im höchſten Pathos dieſes aus der Er-
innerung herausgeſprochen. Doch ich ſchweife ab;
— der warme Tag öffnet Einem ſo angenehm alle
Poren des Leibes und der Seele! Wo war ich denn
eigentlich, was die Hauptſache anbetrifft? Ja wohl,
natürlich, immer noch beim Vater Quakatz. Du
großer Gott, wo in aller Welt haben wir, ich und
Tinchen uns vor Dem verkrochen? wie und wo haben
wir hier unter dem Schutze Sancti Xaverii, comitis
Lusatiae
vor ſeiner Unvernunft Unterſchlupf ſuchen
müſſen, nachdem ich ſchon längſt Vernunft zu ihm

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[161/0171] dann und wann nicht bloß für einen faulen, ſondern auch für einen feigen Burſchen taxirt; doch wirklich mit Unrecht. Ihr armen Haſen, deren ganzes Heldenthum auf dann und wann eine zerriſſene Hoſe, einen Buckel voll Schläge, oder ein paar Stunden Karzer hinaus- lief! Die rothe Schanze hättet ihr mal erobern ſollen! Das wäre etwas geweſen, was einen neuen Plutarch auch für euch wünſchenwerth gemacht haben würde. Und dann der Oberlehrer Blechhammer, wenn der mal wieder in meinem Kopfe mit der Stange geſtört, nach der Eule der Minerva geforſcht hatte und von Neuem zu der Überzeugung gekommen war, daß da vielleicht eben noch eine Eule, aber freilich nicht die der Pallas Athene geſeſſen hatte! War der brave Mann — Gott erfülle alle ſeine Verheißungen an ihm und rangire ihn unter ſeine beflügeltſten Engel! — war der alte ciceronianiſche Kochinchinaknarrhahn einer Würdigung meiner Lebensaufgabe fähig? Wahr- lich nicht! im höchſten Pathos dieſes aus der Er- innerung herausgeſprochen. Doch ich ſchweife ab; — der warme Tag öffnet Einem ſo angenehm alle Poren des Leibes und der Seele! Wo war ich denn eigentlich, was die Hauptſache anbetrifft? Ja wohl, natürlich, immer noch beim Vater Quakatz. Du großer Gott, wo in aller Welt haben wir, ich und Tinchen uns vor Dem verkrochen? wie und wo haben wir hier unter dem Schutze Sancti Xaverii, comitis Lusatiae vor ſeiner Unvernunft Unterſchlupf ſuchen müſſen, nachdem ich ſchon längſt Vernunft zu ihm W. Raabe. Stopfkuchen. 11

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/171>, abgerufen am 23.11.2024.