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Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.

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keinen Augenblick hat man doch Ruhe vor ihr. Na,
Eduard, dann das Weitere vielleicht bei Sonnen-
untergang."


Da war sie wieder, und wenn ich sie wieder
ansah, wie sie vom Hause her näher kam und wieder
zu uns trat und ihrem Mann die Hand auf die
Schulter legte, hätte ich mir dreist alles "Weitere"
von ihm schenken lassen dürfen. Die Hauptsache
wußte ich jedenfalls.

Der schöne Nachmittag aber war, ohne daß ich
es gemerkt hatte, was freilich selbstverständlich war,
ruhig immer mehr gegen den Abend hin vorgeschritten.
Es war selbst für unsern Dicken allgemach angenehm
kühl unterm Lindenbaum geworden, und er bezeigte
nun Lust, "sich ein wenig die Füße zu vertreten."
Er bot seiner Frau den Arm, und bei sinkender
Sonne umschritten wir jetzt das Viereck des alten
Kriegswalles auf seinem äußersten Rande: Stopfkuchen
natürlich ohne die lange Pfeife dabei aufzugeben.
"Du bemerkst, ich habe mir hier wie ein anderer
Gefangener von Chillon einen Pfad ausgetreten; aber
dazu auch einige Bänke hingesetzt. Seine Aussicht
in die Weite wünscht der Genügsamste in dieser Be-
ziehung zu haben; behält er seine Bequemlichkeit sich

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keinen Augenblick hat man doch Ruhe vor ihr. Na,
Eduard, dann das Weitere vielleicht bei Sonnen-
untergang.“


Da war ſie wieder, und wenn ich ſie wieder
anſah, wie ſie vom Hauſe her näher kam und wieder
zu uns trat und ihrem Mann die Hand auf die
Schulter legte, hätte ich mir dreiſt alles „Weitere“
von ihm ſchenken laſſen dürfen. Die Hauptſache
wußte ich jedenfalls.

Der ſchöne Nachmittag aber war, ohne daß ich
es gemerkt hatte, was freilich ſelbſtverſtändlich war,
ruhig immer mehr gegen den Abend hin vorgeſchritten.
Es war ſelbſt für unſern Dicken allgemach angenehm
kühl unterm Lindenbaum geworden, und er bezeigte
nun Luſt, „ſich ein wenig die Füße zu vertreten.“
Er bot ſeiner Frau den Arm, und bei ſinkender
Sonne umſchritten wir jetzt das Viereck des alten
Kriegswalles auf ſeinem äußerſten Rande: Stopfkuchen
natürlich ohne die lange Pfeife dabei aufzugeben.
„Du bemerkſt, ich habe mir hier wie ein anderer
Gefangener von Chillon einen Pfad ausgetreten; aber
dazu auch einige Bänke hingeſetzt. Seine Ausſicht
in die Weite wünſcht der Genügſamſte in dieſer Be-
ziehung zu haben; behält er ſeine Bequemlichkeit ſich

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[163/0173] keinen Augenblick hat man doch Ruhe vor ihr. Na, Eduard, dann das Weitere vielleicht bei Sonnen- untergang.“ Da war ſie wieder, und wenn ich ſie wieder anſah, wie ſie vom Hauſe her näher kam und wieder zu uns trat und ihrem Mann die Hand auf die Schulter legte, hätte ich mir dreiſt alles „Weitere“ von ihm ſchenken laſſen dürfen. Die Hauptſache wußte ich jedenfalls. Der ſchöne Nachmittag aber war, ohne daß ich es gemerkt hatte, was freilich ſelbſtverſtändlich war, ruhig immer mehr gegen den Abend hin vorgeſchritten. Es war ſelbſt für unſern Dicken allgemach angenehm kühl unterm Lindenbaum geworden, und er bezeigte nun Luſt, „ſich ein wenig die Füße zu vertreten.“ Er bot ſeiner Frau den Arm, und bei ſinkender Sonne umſchritten wir jetzt das Viereck des alten Kriegswalles auf ſeinem äußerſten Rande: Stopfkuchen natürlich ohne die lange Pfeife dabei aufzugeben. „Du bemerkſt, ich habe mir hier wie ein anderer Gefangener von Chillon einen Pfad ausgetreten; aber dazu auch einige Bänke hingeſetzt. Seine Ausſicht in die Weite wünſcht der Genügſamſte in dieſer Be- ziehung zu haben; behält er ſeine Bequemlichkeit ſich 11*

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/173>, abgerufen am 23.11.2024.