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Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.

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drei Würfe. Und nun weiß ich wirklich nicht, liebster
Eduard, wie es kam, daß ich bei dem dritten so für
mich hinmurmelte: ,Für Kienbaums Mörder.' Schö-
nen guten Abend Herr Müller!"


Der Gruß galt einem draußen in der Gasse
unter dem Fenster vorbei Wandelnden, und dieser
hielt verwundert an: "I, Herr Schaumann, auch
mal wieder am alten guten Ort? Nun, das ist brav.
Na, dann halten Sie mir den Platz fest; ich denke
in einem halben Stündchen ist unser Stammtisch
wieder so ziemlich vollzählig beieinander."

"Ich reichte den Spaten dem mir jetzt nächst
Stehenden und sah in ein sehr merkwürdiges Gesicht.
Den Spaten hätte ich eben so gut ins Leere reichen
können. Er fiel zu Boden und wurde erst von einem
Nachdrängenden, dem Ortsvorsteher aufgegriffen. Der,
dem ich die Höflichkeit hatte erweisen wollen, war
unter das Volk, das heißt unter die Weiber und
Kinder zurückgewichen, und hatte sie, meine Höflich-
keit meine ich, wahrscheinlich nicht bemerkt. Mich
aber durchfuhr es: ,Was ist das? was soll das?'
und dann: ,Bist Du verrückt, Stopfkuchen, oder kann
dies wirklich etwas zu bedeuten haben?' -- Es hatte
Niemand außer mir, auch meine Frau nicht, im
Kreise um das Grab des Bauern von der rothen

drei Würfe. Und nun weiß ich wirklich nicht, liebſter
Eduard, wie es kam, daß ich bei dem dritten ſo für
mich hinmurmelte: ‚Für Kienbaums Mörder.‘ Schö-
nen guten Abend Herr Müller!“


Der Gruß galt einem draußen in der Gaſſe
unter dem Fenſter vorbei Wandelnden, und dieſer
hielt verwundert an: „I, Herr Schaumann, auch
mal wieder am alten guten Ort? Nun, das iſt brav.
Na, dann halten Sie mir den Platz feſt; ich denke
in einem halben Stündchen iſt unſer Stammtiſch
wieder ſo ziemlich vollzählig beieinander.“

„Ich reichte den Spaten dem mir jetzt nächſt
Stehenden und ſah in ein ſehr merkwürdiges Geſicht.
Den Spaten hätte ich eben ſo gut ins Leere reichen
können. Er fiel zu Boden und wurde erſt von einem
Nachdrängenden, dem Ortsvorſteher aufgegriffen. Der,
dem ich die Höflichkeit hatte erweiſen wollen, war
unter das Volk, das heißt unter die Weiber und
Kinder zurückgewichen, und hatte ſie, meine Höflich-
keit meine ich, wahrſcheinlich nicht bemerkt. Mich
aber durchfuhr es: ‚Was iſt das? was ſoll das?‘
und dann: ‚Biſt Du verrückt, Stopfkuchen, oder kann
dies wirklich etwas zu bedeuten haben?‘ — Es hatte
Niemand außer mir, auch meine Frau nicht, im
Kreiſe um das Grab des Bauern von der rothen

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[237/0247] drei Würfe. Und nun weiß ich wirklich nicht, liebſter Eduard, wie es kam, daß ich bei dem dritten ſo für mich hinmurmelte: ‚Für Kienbaums Mörder.‘ Schö- nen guten Abend Herr Müller!“ Der Gruß galt einem draußen in der Gaſſe unter dem Fenſter vorbei Wandelnden, und dieſer hielt verwundert an: „I, Herr Schaumann, auch mal wieder am alten guten Ort? Nun, das iſt brav. Na, dann halten Sie mir den Platz feſt; ich denke in einem halben Stündchen iſt unſer Stammtiſch wieder ſo ziemlich vollzählig beieinander.“ „Ich reichte den Spaten dem mir jetzt nächſt Stehenden und ſah in ein ſehr merkwürdiges Geſicht. Den Spaten hätte ich eben ſo gut ins Leere reichen können. Er fiel zu Boden und wurde erſt von einem Nachdrängenden, dem Ortsvorſteher aufgegriffen. Der, dem ich die Höflichkeit hatte erweiſen wollen, war unter das Volk, das heißt unter die Weiber und Kinder zurückgewichen, und hatte ſie, meine Höflich- keit meine ich, wahrſcheinlich nicht bemerkt. Mich aber durchfuhr es: ‚Was iſt das? was ſoll das?‘ und dann: ‚Biſt Du verrückt, Stopfkuchen, oder kann dies wirklich etwas zu bedeuten haben?‘ — Es hatte Niemand außer mir, auch meine Frau nicht, im Kreiſe um das Grab des Bauern von der rothen

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/247>, abgerufen am 24.11.2024.