Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.und Feldwegen zu danken hatte. Es war nicht aus- Stopfkuchen begleitete mich zu meinem Gasthofe, "Willst Du nicht noch einen Augenblick mit "Lieber nicht," meinte Heinrich. "Meine Frau "Gute Nacht, Heinrich," sagte ich; augenblicklich und Feldwegen zu danken hatte. Es war nicht aus- Stopfkuchen begleitete mich zu meinem Gaſthofe, „Willſt Du nicht noch einen Augenblick mit „Lieber nicht,“ meinte Heinrich. „Meine Frau „Gute Nacht, Heinrich,“ ſagte ich; augenblicklich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0278" n="268"/> und Feldwegen zu danken hatte. Es war nicht aus-<lb/> zudenken: jedenfalls jetzt — augenblicklich nicht weiter<lb/> darüber zu reden.</p><lb/> <p>Stopfkuchen begleitete mich zu meinem Gaſthofe,<lb/> und an deſſen Thür that ich wenigſtens noch eine<lb/> Frage an ihn.</p><lb/> <p>„Willſt Du nicht noch einen Augenblick mit<lb/> heraufkommen?“</p><lb/> <p>„Lieber nicht,“ meinte Heinrich. „Meine Frau<lb/> hat ſich ſchon ſeit Jahren nicht mehr um mich ge-<lb/> ängſtigt. Um dieſe Tageszeit bin ich immer zu<lb/> Hauſe. Nun, es iſt freilich heute mal eine gerechtfertigte<lb/> Ausnahme. Was thut man ſo einem lieben, alten,<lb/> fremdgewordenen Freunde nicht Alles zu Gefallen, um<lb/> ihm das alte Neſt wieder heimelig und vertraulich<lb/> zu machen! Wir ſehen Dich doch noch einmal vor<lb/> Deiner Abreiſe, Alter? Du mußt Dir doch noch<lb/> das Geſicht anſehen, was meine Alte macht, nachdem<lb/> ſie auf die mir angemeſſenſte Weiſe durch Andere er-<lb/> fahren haben wird, was ich ihr — nach der ſicheren<lb/> Meinung der Welt morgen — ſchon längſt ſelber<lb/> hätte ſagen ſollen. Gute Nacht denn für diesmal,<lb/> Eduard! Habe Dank für Deinen Beſuch: das war<lb/> wirklich heute endlich mal wieder ein etwas unge-<lb/> wöhnlicherer Tag für die rothe Schanze.“</p><lb/> <p>„Gute Nacht, Heinrich,“ ſagte ich; augenblicklich<lb/> nicht im Stande, ihm noch etwas Anderes zu bemerken,<lb/> und er ſchien dieſes auch für ganz ſelbſtverſtändlich<lb/> zu nehmen, denn er watſchelte ruhig durch die an-<lb/> genehme Nacht ſeiner feſten Burg im Leben zu, mich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [268/0278]
und Feldwegen zu danken hatte. Es war nicht aus-
zudenken: jedenfalls jetzt — augenblicklich nicht weiter
darüber zu reden.
Stopfkuchen begleitete mich zu meinem Gaſthofe,
und an deſſen Thür that ich wenigſtens noch eine
Frage an ihn.
„Willſt Du nicht noch einen Augenblick mit
heraufkommen?“
„Lieber nicht,“ meinte Heinrich. „Meine Frau
hat ſich ſchon ſeit Jahren nicht mehr um mich ge-
ängſtigt. Um dieſe Tageszeit bin ich immer zu
Hauſe. Nun, es iſt freilich heute mal eine gerechtfertigte
Ausnahme. Was thut man ſo einem lieben, alten,
fremdgewordenen Freunde nicht Alles zu Gefallen, um
ihm das alte Neſt wieder heimelig und vertraulich
zu machen! Wir ſehen Dich doch noch einmal vor
Deiner Abreiſe, Alter? Du mußt Dir doch noch
das Geſicht anſehen, was meine Alte macht, nachdem
ſie auf die mir angemeſſenſte Weiſe durch Andere er-
fahren haben wird, was ich ihr — nach der ſicheren
Meinung der Welt morgen — ſchon längſt ſelber
hätte ſagen ſollen. Gute Nacht denn für diesmal,
Eduard! Habe Dank für Deinen Beſuch: das war
wirklich heute endlich mal wieder ein etwas unge-
wöhnlicherer Tag für die rothe Schanze.“
„Gute Nacht, Heinrich,“ ſagte ich; augenblicklich
nicht im Stande, ihm noch etwas Anderes zu bemerken,
und er ſchien dieſes auch für ganz ſelbſtverſtändlich
zu nehmen, denn er watſchelte ruhig durch die an-
genehme Nacht ſeiner feſten Burg im Leben zu, mich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeWilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordge… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |