Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.mit ihm, seiner Frau, seinem seligen Schwiegervater, Nun war ich unter meiner Hecke, in meinem Die Gute! Die Arme und Gute! . . . Und konnte man es Stopfkuchen verdenken, daß mit ihm, ſeiner Frau, ſeinem ſeligen Schwiegervater, Nun war ich unter meiner Hecke, in meinem Die Gute! Die Arme und Gute! . . . Und konnte man es Stopfkuchen verdenken, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0279" n="269"/> mit ihm, ſeiner Frau, ſeinem ſeligen Schwiegervater,<lb/> mit Störzer und mit Kienbaum nun im „Hotel“<lb/> allein laſſend. Wenn ich ihn je in vergangenen<lb/> Jahren, wie er ſich ausdrückte, unter ſeiner Hecke<lb/> ſeinen Gedanken, Gefühlen, Stimmungen, kurz ſich<lb/> ſelber allein als eigenſter Auſträgalinſtanz anbefohlen<lb/> hatte, ſo zahlte er mir das heute mit tauſendfachen<lb/> Zinſen zurück und ließ mich ihm nachgucken in die<lb/> Nacht hinein, wie ſelten einem Menſchen nachgeguckt<lb/> worden iſt.</p><lb/> <p>Nun war ich unter <hi rendition="#g">meiner</hi> Hecke, in meinem<lb/> heimathlichen Abſteigequartier allein, und hatte die<lb/> Nacht vor mir, um zu überlegen, was ich den Tag<lb/> über erlebt hatte. Als aber die Morgenſonne mir<lb/> ins Fenſter und auf die Bettdecke ſchien, und ich das<lb/> Facit von Wachen und Traum zog, fand ich, daß<lb/> ich mich ſonderbarerweiſe eigentlich nur mit Frau<lb/> Valentine Schaumann geborener Quakatz, und ver-<lb/> hältnißmäßig recht wenig mit Kienbaum, Störzer,<lb/> dem Papa Quakatz und mit Stopfkuchen beſchäftigt<lb/> hatte.</p><lb/> <p>Die Gute! Die Arme und Gute! . . .</p><lb/> <p>Und konnte man es Stopfkuchen verdenken, daß<lb/> er um ſie und ihre rothe Schanze, um deren Behag-<lb/> lichkeit willen, endlich auch die <hi rendition="#g">irdiſche Gerechtig</hi>-<lb/><hi rendition="#g">keit</hi> als das Gleichgültigere, das weniger in Betracht<lb/> Kommende angeſehen hatte? So wahrſcheinlich bald<lb/> nach Mitternacht hatte ich mich ganz in des Dicken<lb/> Stelle, das heißt ſeine Haut verſetzt, das heißt, war<lb/> in dieſelbe hineinverſetzt worden. Ich war zu ſeinem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [269/0279]
mit ihm, ſeiner Frau, ſeinem ſeligen Schwiegervater,
mit Störzer und mit Kienbaum nun im „Hotel“
allein laſſend. Wenn ich ihn je in vergangenen
Jahren, wie er ſich ausdrückte, unter ſeiner Hecke
ſeinen Gedanken, Gefühlen, Stimmungen, kurz ſich
ſelber allein als eigenſter Auſträgalinſtanz anbefohlen
hatte, ſo zahlte er mir das heute mit tauſendfachen
Zinſen zurück und ließ mich ihm nachgucken in die
Nacht hinein, wie ſelten einem Menſchen nachgeguckt
worden iſt.
Nun war ich unter meiner Hecke, in meinem
heimathlichen Abſteigequartier allein, und hatte die
Nacht vor mir, um zu überlegen, was ich den Tag
über erlebt hatte. Als aber die Morgenſonne mir
ins Fenſter und auf die Bettdecke ſchien, und ich das
Facit von Wachen und Traum zog, fand ich, daß
ich mich ſonderbarerweiſe eigentlich nur mit Frau
Valentine Schaumann geborener Quakatz, und ver-
hältnißmäßig recht wenig mit Kienbaum, Störzer,
dem Papa Quakatz und mit Stopfkuchen beſchäftigt
hatte.
Die Gute! Die Arme und Gute! . . .
Und konnte man es Stopfkuchen verdenken, daß
er um ſie und ihre rothe Schanze, um deren Behag-
lichkeit willen, endlich auch die irdiſche Gerechtig-
keit als das Gleichgültigere, das weniger in Betracht
Kommende angeſehen hatte? So wahrſcheinlich bald
nach Mitternacht hatte ich mich ganz in des Dicken
Stelle, das heißt ſeine Haut verſetzt, das heißt, war
in dieſelbe hineinverſetzt worden. Ich war zu ſeinem
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