Leibesumfang angeschwollen und hatte mich auf die Höhe seiner behaglichen Weltverachtung erhoben und hatte gesagt: "Dem dürren Afrikaner, diesem Eduard, wollen wir nun doch einmal aus dem alten Neste heraus imponiren und ihm beweisen, daß man auch von der rothen Schanze aus aller Philisterweltan- schauung den Fuß auf den Kopf setzen kann. Dem wollen wir einmal zeigen, wie Zeit und Ewigkeit sich Einem gestalten können, den man jung allein unter der Hecke liegen läßt, und der da liegen bleibt, und um die Seele auszufüllen nach Tinchen Quakatz sucht, und um den Leib bei Rundung zu erhalten, die rothe Schanze erobert, und in Mußestunden von letzterer aus auch den gestern vergangenen Tag als wie einen seit Jahrtausenden begrabenen Mammuthsknochen auf- gräbt.
Da überlegte ich mir in dieser Nacht, erst außer- halb des Wirthshausbettes und dann in demselben, den mir eben vergangenen Tag noch einmal von Stunde zu Stunde, von Wort zu Wort. Und mehr und mehr kam mir wieder zum vollen Bewußtsein der alte ganz richtige Satz vom zureichenden Grunde, wie ihn der alte Wolf hat: Nihil est sine ratione cur potius sit, quam non sit; und wie es der Frankfurter Buddha übersetzt: "Nichts ist ohne Grund, warum es sey." -- Wie mich der Le Vaillant, über- setzt von Johann Reinhold Forster, in der Bibliothek des Landbriefträgers Störzer zu den Buren in Prätoria gebracht hatte, so hatte der Steinwurf aus Störzers Hand nach Kienbaums Kopfe den Freund zu Tinchen
Leibesumfang angeſchwollen und hatte mich auf die Höhe ſeiner behaglichen Weltverachtung erhoben und hatte geſagt: „Dem dürren Afrikaner, dieſem Eduard, wollen wir nun doch einmal aus dem alten Neſte heraus imponiren und ihm beweiſen, daß man auch von der rothen Schanze aus aller Philiſterweltan- ſchauung den Fuß auf den Kopf ſetzen kann. Dem wollen wir einmal zeigen, wie Zeit und Ewigkeit ſich Einem geſtalten können, den man jung allein unter der Hecke liegen läßt, und der da liegen bleibt, und um die Seele auszufüllen nach Tinchen Quakatz ſucht, und um den Leib bei Rundung zu erhalten, die rothe Schanze erobert, und in Mußeſtunden von letzterer aus auch den geſtern vergangenen Tag als wie einen ſeit Jahrtauſenden begrabenen Mammuthsknochen auf- gräbt.
Da überlegte ich mir in dieſer Nacht, erſt außer- halb des Wirthshausbettes und dann in demſelben, den mir eben vergangenen Tag noch einmal von Stunde zu Stunde, von Wort zu Wort. Und mehr und mehr kam mir wieder zum vollen Bewußtſein der alte ganz richtige Satz vom zureichenden Grunde, wie ihn der alte Wolf hat: Nihil est sine ratione cur potius sit, quam non sit; und wie es der Frankfurter Buddha überſetzt: „Nichts iſt ohne Grund, warum es ſey.“ — Wie mich der Le Vaillant, über- ſetzt von Johann Reinhold Forſter, in der Bibliothek des Landbriefträgers Störzer zu den Buren in Prätoria gebracht hatte, ſo hatte der Steinwurf aus Störzers Hand nach Kienbaums Kopfe den Freund zu Tinchen
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Leibesumfang angeſchwollen und hatte mich auf die
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hatte geſagt: „Dem dürren Afrikaner, dieſem Eduard,
wollen wir nun doch einmal aus dem alten Neſte
heraus imponiren und ihm beweiſen, daß man auch
von der rothen Schanze aus aller Philiſterweltan-
ſchauung den Fuß auf den Kopf ſetzen kann. Dem
wollen wir einmal zeigen, wie Zeit und Ewigkeit ſich
Einem geſtalten können, den man jung allein unter
der Hecke liegen läßt, und der da liegen bleibt, und
um die Seele auszufüllen nach Tinchen Quakatz ſucht,
und um den Leib bei Rundung zu erhalten, die rothe
Schanze erobert, und in Mußeſtunden von letzterer
aus auch den geſtern vergangenen Tag als wie einen
ſeit Jahrtauſenden begrabenen Mammuthsknochen auf-
gräbt.
Da überlegte ich mir in dieſer Nacht, erſt außer-
halb des Wirthshausbettes und dann in demſelben,
den mir eben vergangenen Tag noch einmal von
Stunde zu Stunde, von Wort zu Wort. Und mehr
und mehr kam mir wieder zum vollen Bewußtſein
der alte ganz richtige Satz vom zureichenden Grunde,
wie ihn der alte Wolf hat: Nihil est sine ratione
cur potius sit, quam non sit; und wie es der
Frankfurter Buddha überſetzt: „Nichts iſt ohne Grund,
warum es ſey.“ — Wie mich der Le Vaillant, über-
ſetzt von Johann Reinhold Forſter, in der Bibliothek
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gebracht hatte, ſo hatte der Steinwurf aus Störzers
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Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordge… [mehr]
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte" entstand ca. 1888/90. Der Text erschien zuerst 1891 in der Deutschen Roman-Zeitung (28. Jg., Nr. 1–6) und wurde für das Deutsche Textarchiv, gemäß den DTA-Leitlinien, nach der ersten selbstständigen Veröffentlichung digitalisiert.
Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/280>, abgerufen am 21.11.2024.
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