fändet, dann könntet ihr dreist auch mir die Geschichte in die Schuhe schieben und behaupten: ich sei's ge- wesen und habe mir endlich das Vergnügen gegönnt und meine Rache ausgeübt. Quakatz auf der rothen Schanze hat ganz Recht, wenn er am liebsten seinen Wall vom Prinzen Xaver her, auch lieber mit Kanonen als bloß mit seinen Dornbüschen bespicken möchte gegen die ganze Welt, die ganze Menschheit. Hu, wenn ich mal von der rothen Schanze aus drunter pfeffern dürfte -- unter die ganze Menschheit nämlich; und nachher noch die Hunde loslassen! Du weißt es, Eduard, und kannst es bezeugen, wie reif ich diesmal wenigstens war. Und sie haben mich doch wieder sitzen lassen und nicht mitgenommen in die Obertertia! Da komme Du mal nach Hause und habe Freude an Deinen Eltern und sonst am Leben. Na, da soll man wohl zum Eremiten werden und sich hinter seine Kanonen zurückziehen. Da hilft mir nichts als wie die rothe Schanze und die Idee, daß ich ihr Herr wäre! Du läufst mit Störzern, Eduard; und ich liege vor der rothen Schanze -- Jeder nach seinem Geschmack -- und ich denke mich, mit der ganzen Welt und Schule hinter mir, in sie hinein, und wie mir da das Rindvieh Blechhammer kommen könnte. Hier -- sieh mal her, Eduard! daß mich Tinchen Quakatz gestern hier in die Hand gebissen hat, die bissige Katze, das paßt mir ganz. Da soll wohl Einer nicht beißen, wenn ihm Keiner seine Ruhe lassen will? Uebrigens hat die Kröte die Maulschelle, die ich ihr darauf versetzt habe, auch
fändet, dann könntet ihr dreiſt auch mir die Geſchichte in die Schuhe ſchieben und behaupten: ich ſei's ge- weſen und habe mir endlich das Vergnügen gegönnt und meine Rache ausgeübt. Quakatz auf der rothen Schanze hat ganz Recht, wenn er am liebſten ſeinen Wall vom Prinzen Xaver her, auch lieber mit Kanonen als bloß mit ſeinen Dornbüſchen beſpicken möchte gegen die ganze Welt, die ganze Menſchheit. Hu, wenn ich mal von der rothen Schanze aus drunter pfeffern dürfte — unter die ganze Menſchheit nämlich; und nachher noch die Hunde loslaſſen! Du weißt es, Eduard, und kannſt es bezeugen, wie reif ich diesmal wenigſtens war. Und ſie haben mich doch wieder ſitzen laſſen und nicht mitgenommen in die Obertertia! Da komme Du mal nach Hauſe und habe Freude an Deinen Eltern und ſonſt am Leben. Na, da ſoll man wohl zum Eremiten werden und ſich hinter ſeine Kanonen zurückziehen. Da hilft mir nichts als wie die rothe Schanze und die Idee, daß ich ihr Herr wäre! Du läufſt mit Störzern, Eduard; und ich liege vor der rothen Schanze — Jeder nach ſeinem Geſchmack — und ich denke mich, mit der ganzen Welt und Schule hinter mir, in ſie hinein, und wie mir da das Rindvieh Blechhammer kommen könnte. Hier — ſieh mal her, Eduard! daß mich Tinchen Quakatz geſtern hier in die Hand gebiſſen hat, die biſſige Katze, das paßt mir ganz. Da ſoll wohl Einer nicht beißen, wenn ihm Keiner ſeine Ruhe laſſen will? Uebrigens hat die Kröte die Maulſchelle, die ich ihr darauf verſetzt habe, auch
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fändet, dann könntet ihr dreiſt auch mir die Geſchichte
in die Schuhe ſchieben und behaupten: ich ſei's ge-
weſen und habe mir endlich das Vergnügen gegönnt
und meine Rache ausgeübt. Quakatz auf der rothen
Schanze hat ganz Recht, wenn er am liebſten ſeinen
Wall vom Prinzen Xaver her, auch lieber mit
Kanonen als bloß mit ſeinen Dornbüſchen beſpicken
möchte gegen die ganze Welt, die ganze Menſchheit.
Hu, wenn ich mal von der rothen Schanze aus drunter
pfeffern dürfte — unter die ganze Menſchheit nämlich;
und nachher noch die Hunde loslaſſen! Du weißt
es, Eduard, und kannſt es bezeugen, wie reif ich
diesmal wenigſtens war. Und ſie haben mich doch
wieder ſitzen laſſen und nicht mitgenommen in die
Obertertia! Da komme Du mal nach Hauſe und habe
Freude an Deinen Eltern und ſonſt am Leben. Na,
da ſoll man wohl zum Eremiten werden und ſich
hinter ſeine Kanonen zurückziehen. Da hilft mir
nichts als wie die rothe Schanze und die Idee, daß
ich ihr Herr wäre! Du läufſt mit Störzern, Eduard;
und ich liege vor der rothen Schanze — Jeder nach
ſeinem Geſchmack — und ich denke mich, mit der
ganzen Welt und Schule hinter mir, in ſie hinein,
und wie mir da das Rindvieh Blechhammer kommen
könnte. Hier — ſieh mal her, Eduard! daß mich
Tinchen Quakatz geſtern hier in die Hand gebiſſen
hat, die biſſige Katze, das paßt mir ganz. Da ſoll
wohl Einer nicht beißen, wenn ihm Keiner ſeine
Ruhe laſſen will? Uebrigens hat die Kröte die
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Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordge… [mehr]
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte" entstand ca. 1888/90. Der Text erschien zuerst 1891 in der Deutschen Roman-Zeitung (28. Jg., Nr. 1–6) und wurde für das Deutsche Textarchiv, gemäß den DTA-Leitlinien, nach der ersten selbstständigen Veröffentlichung digitalisiert.
Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/40>, abgerufen am 03.12.2024.
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