Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.Also nun heute unter allen Umständen nach der rothen Und nun hatte ich ihn plötzlich wieder ganz! Ja freilich, als wir von Schulen liefen hätte er, Wir kamen eben von einander um die Zeit, wo Ich sehe die ganze zweite Hälfte des achtzehnten W. Raabe. Stopfkuchen. 3
Alſo nun heute unter allen Umſtänden nach der rothen Und nun hatte ich ihn plötzlich wieder ganz! Ja freilich, als wir von Schulen liefen hätte er, Wir kamen eben von einander um die Zeit, wo Ich ſehe die ganze zweite Hälfte des achtzehnten W. Raabe. Stopfkuchen. 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0043" n="33"/> Alſo nun heute unter allen Umſtänden nach der rothen<lb/> Schanze zu — Stopfkuchen! . . . Wie dies Alles<lb/> doch ſo wieder aufwacht und auflebt, ohne daß man<lb/> für ſeine Perſon weiter etwas dazu thut, als daß<lb/> man hinhorcht und hinſieht! Stopfkuchen! Was war<lb/> mir vor vierzehn Tagen noch viel übrig geblieben<lb/> von Stopfkuchen — meinem alten närriſchen Freunde<lb/> Heinrich Schaumann, dem guten, dem lieben, dem<lb/> faulen, dem dicken, dem braven Freunde Heinrich<lb/> Schaumann, genannt Stopfkuchen?“</p><lb/> <p>Und nun hatte ich ihn plötzlich wieder ganz!<lb/> Gerade wie ich den eben geſtorbenen Störzer wieder<lb/> ganz hatte. Und es wäre ſehr unrecht von mir ge-<lb/> weſen, wenn ich dem Erſteren nicht ſofort einen Be-<lb/> ſuch gemacht hätte — jetzt, da es noch Zeit war.<lb/> Ich hatte es doch eben wieder an dem Letzeren er-<lb/> fahren, wie bald man ſo einen letzten günſtigen<lb/> Augenblick verſäumen kann.</p><lb/> <p>Ja freilich, als wir von Schulen liefen hätte er,<lb/> Heinrich, zehntauſendmal leben und ſterben können,<lb/> ohne daß ich, eigenen Lebens und Sterbens wegen einen<lb/> kürzeſten Augenblick Zeit für ihn übrig gehabt hätte.</p><lb/> <p>Wir kamen eben von einander um die Zeit, wo<lb/> man am allerwenigſten Zeit für einander hat. Die<lb/> heutige Leichtigkeit der Korreſpondenz thut da garnichts<lb/> zu; denn — wer ſchreibt heute in der Poſtkarten-<lb/> periode noch Briefe?</p><lb/> <p>Ich ſehe die ganze zweite Hälfte des achtzehnten<lb/> Jahrhunderts und ein gut Drittel des neunzehnten<lb/> den Kopf ſchütteln und denke an meinem Frühſtücks-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">W. Raabe. Stopfkuchen. 3</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0043]
Alſo nun heute unter allen Umſtänden nach der rothen
Schanze zu — Stopfkuchen! . . . Wie dies Alles
doch ſo wieder aufwacht und auflebt, ohne daß man
für ſeine Perſon weiter etwas dazu thut, als daß
man hinhorcht und hinſieht! Stopfkuchen! Was war
mir vor vierzehn Tagen noch viel übrig geblieben
von Stopfkuchen — meinem alten närriſchen Freunde
Heinrich Schaumann, dem guten, dem lieben, dem
faulen, dem dicken, dem braven Freunde Heinrich
Schaumann, genannt Stopfkuchen?“
Und nun hatte ich ihn plötzlich wieder ganz!
Gerade wie ich den eben geſtorbenen Störzer wieder
ganz hatte. Und es wäre ſehr unrecht von mir ge-
weſen, wenn ich dem Erſteren nicht ſofort einen Be-
ſuch gemacht hätte — jetzt, da es noch Zeit war.
Ich hatte es doch eben wieder an dem Letzeren er-
fahren, wie bald man ſo einen letzten günſtigen
Augenblick verſäumen kann.
Ja freilich, als wir von Schulen liefen hätte er,
Heinrich, zehntauſendmal leben und ſterben können,
ohne daß ich, eigenen Lebens und Sterbens wegen einen
kürzeſten Augenblick Zeit für ihn übrig gehabt hätte.
Wir kamen eben von einander um die Zeit, wo
man am allerwenigſten Zeit für einander hat. Die
heutige Leichtigkeit der Korreſpondenz thut da garnichts
zu; denn — wer ſchreibt heute in der Poſtkarten-
periode noch Briefe?
Ich ſehe die ganze zweite Hälfte des achtzehnten
Jahrhunderts und ein gut Drittel des neunzehnten
den Kopf ſchütteln und denke an meinem Frühſtücks-
W. Raabe. Stopfkuchen. 3
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