Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.nützlich das auch sein mochte, schöner war's doch früher "Im Lurkenteich findet man Alles, was zur "Weiß Gott, sie hätten ihn lassen können, wo Es war ihnen aber doch darauf angekommen Da war ein anderer Prozeß, der schon von nützlich das auch ſein mochte, ſchöner war's doch früher „Im Lurkenteich findet man Alles, was zur „Weiß Gott, ſie hätten ihn laſſen können, wo Es war ihnen aber doch darauf angekommen Da war ein anderer Prozeß, der ſchon von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0046" n="36"/> nützlich das auch ſein mochte, ſchöner war's doch früher<lb/> geweſen und „erziehlicher“ auch. Der Lurkenteich<lb/> hatte das volle Recht dazu, zu verlangen, daß<lb/> ich mich mit Verwunderung nach ihm umſehe und<lb/> nachher ſchmerzlich ihn vermiſſe. Solch ein guter<lb/> Bekannter, ja vertrauter Freund! ſo voll von Kalmus,<lb/> Schilfrohr, Kolben, Fröſchen, Schnecken, Waſſerkäfern,<lb/> ſo überſchwirrt von Waſſerjungfern, ſo überflattert von<lb/> Schmetterlingen, ſo weidenumkränzt, und ſo — wohl-<lb/> riechend. Ja, wohlriechend! ja ſüß anheimelnd übel-<lb/> duftend, vorzüglich an heißen Sommertagen und wenn<lb/> man uns in der nachmittäglichen Naturgeſchichtsſtunde<lb/> geſagt hatte:</p><lb/> <p>„Im Lurkenteich findet man Alles, was zur<lb/> heutigen Lektion gehört, in ſeltener Vollſtändigkeit.“</p><lb/> <p>„Weiß Gott, ſie hätten ihn laſſen können, wo<lb/> er war. Sie hätten ihn laſſen ſollen, wie er war,“<lb/> murrte ich auf meinem diesmaligen Wege zur rothen<lb/> Schanze. „Auf die paar Säcke voll Feldfrüchte für<lb/> ihr Vieh oder ſich ſelber brauchte es ihnen doch nicht<lb/> anzukommen!“</p><lb/> <p>Es war ihnen aber doch darauf angekommen<lb/> und ſo war heute denn nichts mehr dagegen zu machen,<lb/> und ich hatte mich einfach in den Verluſt zu fügen.<lb/> Da ich es nicht wußte, was ging es mich an, daß<lb/> die „Melioration“ einen langjährigen, durch alle In-<lb/> ſtanzen ausgefochtenen Prozeß bedeutete und das<lb/> irdiſche Behagen von drei oder vier ſtädtiſchen Ge-<lb/> müſegärtnerfamilien gekoſtet hatte?</p><lb/> <p>Da war ein anderer Prozeß, der ſchon von<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [36/0046]
nützlich das auch ſein mochte, ſchöner war's doch früher
geweſen und „erziehlicher“ auch. Der Lurkenteich
hatte das volle Recht dazu, zu verlangen, daß
ich mich mit Verwunderung nach ihm umſehe und
nachher ſchmerzlich ihn vermiſſe. Solch ein guter
Bekannter, ja vertrauter Freund! ſo voll von Kalmus,
Schilfrohr, Kolben, Fröſchen, Schnecken, Waſſerkäfern,
ſo überſchwirrt von Waſſerjungfern, ſo überflattert von
Schmetterlingen, ſo weidenumkränzt, und ſo — wohl-
riechend. Ja, wohlriechend! ja ſüß anheimelnd übel-
duftend, vorzüglich an heißen Sommertagen und wenn
man uns in der nachmittäglichen Naturgeſchichtsſtunde
geſagt hatte:
„Im Lurkenteich findet man Alles, was zur
heutigen Lektion gehört, in ſeltener Vollſtändigkeit.“
„Weiß Gott, ſie hätten ihn laſſen können, wo
er war. Sie hätten ihn laſſen ſollen, wie er war,“
murrte ich auf meinem diesmaligen Wege zur rothen
Schanze. „Auf die paar Säcke voll Feldfrüchte für
ihr Vieh oder ſich ſelber brauchte es ihnen doch nicht
anzukommen!“
Es war ihnen aber doch darauf angekommen
und ſo war heute denn nichts mehr dagegen zu machen,
und ich hatte mich einfach in den Verluſt zu fügen.
Da ich es nicht wußte, was ging es mich an, daß
die „Melioration“ einen langjährigen, durch alle In-
ſtanzen ausgefochtenen Prozeß bedeutete und das
irdiſche Behagen von drei oder vier ſtädtiſchen Ge-
müſegärtnerfamilien gekoſtet hatte?
Da war ein anderer Prozeß, der ſchon von
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