Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.sei ruhig, wir kommen Tinchen immer näher! zu dem Ich erinnerte mich selbstverständlich, aber schüttelte "Ja so: Er soll ja nicht dreinreden!" brummte ſei ruhig, wir kommen Tinchen immer näher! zu dem Ich erinnerte mich ſelbſtverſtändlich, aber ſchüttelte „Ja ſo: Er ſoll ja nicht dreinreden!“ brummte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0099" n="89"/> ſei ruhig, wir kommen Tinchen immer näher! zu dem<lb/> lebendigen alten Schmöker Schwartner. Selbſtverſtänd-<lb/> lich erinnerſt Du Dich noch an den alten Schwartner,<lb/> den Regiſtrator Schwartner?“</p><lb/> <p>Ich erinnerte mich ſelbſtverſtändlich, aber ſchüttelte<lb/> natürlich eben ſo ſelbſtverſtändlich das Haupt.</p><lb/> <p>„Ja ſo: Er ſoll ja nicht dreinreden!“ brummte<lb/> der Herr der rothen Schanze und fuhr fort in<lb/> ſeiner Seelenerleichterung, ohne daß er durch mich<lb/> aufgehalten worden war. „Der alte Schwartner in<lb/> ſeinem alten ſchwarzen Hauſe unter den dunkeln<lb/> Kaſtanien der Kirche gegenüber. Es ſpukte in ihm,<lb/> weißt Du noch, Eduard? In dem Hauſe natürlich;<lb/> aber — in dem alten Herrn auch. In dem alten<lb/> Herrn haben nach ſeinem Tode oder vielmehr end-<lb/> lichen völligen Austrocknen die Doktoren nicht einen<lb/> Tropfen Flüſſigkeit mehr gefunden; obgleich er aller<lb/> Humore voller ſteckte als die ganze übrige Stadt.<lb/> Und beim Abbruch ſeines Familienhauſes, nachdem<lb/> man vorher die Kaſtanienbäume niedergeſchlagen hatte,<lb/> haben die Arbeiter mehr als einmal am hellen Mittage<lb/> die Aexte, Schaufeln und Spitzhacken hingeworfen und<lb/> haben ſich unter den Schutz der Hauptkirche gegen-<lb/> über geflüchtet, weil plötzlich ein Schrecken über ſie<lb/> kam. Ihr Gelehrten ſchiebt das ja wohl auf den<lb/> alten Bockfüßler Pan; die ſtädtiſche Arbeiterbummler-<lb/> ſchaft aber ſchob's auf den alten Bockfüßler Schwartner.<lb/> Na, mit dem letztern Alten habe ich denn ſo ganz<lb/> hinter euerem Rücken, ihr lieben hellen Schulkameraden,<lb/> Kameradſchaft gemacht, und zwar mit Nutzen in vielen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [89/0099]
ſei ruhig, wir kommen Tinchen immer näher! zu dem
lebendigen alten Schmöker Schwartner. Selbſtverſtänd-
lich erinnerſt Du Dich noch an den alten Schwartner,
den Regiſtrator Schwartner?“
Ich erinnerte mich ſelbſtverſtändlich, aber ſchüttelte
natürlich eben ſo ſelbſtverſtändlich das Haupt.
„Ja ſo: Er ſoll ja nicht dreinreden!“ brummte
der Herr der rothen Schanze und fuhr fort in
ſeiner Seelenerleichterung, ohne daß er durch mich
aufgehalten worden war. „Der alte Schwartner in
ſeinem alten ſchwarzen Hauſe unter den dunkeln
Kaſtanien der Kirche gegenüber. Es ſpukte in ihm,
weißt Du noch, Eduard? In dem Hauſe natürlich;
aber — in dem alten Herrn auch. In dem alten
Herrn haben nach ſeinem Tode oder vielmehr end-
lichen völligen Austrocknen die Doktoren nicht einen
Tropfen Flüſſigkeit mehr gefunden; obgleich er aller
Humore voller ſteckte als die ganze übrige Stadt.
Und beim Abbruch ſeines Familienhauſes, nachdem
man vorher die Kaſtanienbäume niedergeſchlagen hatte,
haben die Arbeiter mehr als einmal am hellen Mittage
die Aexte, Schaufeln und Spitzhacken hingeworfen und
haben ſich unter den Schutz der Hauptkirche gegen-
über geflüchtet, weil plötzlich ein Schrecken über ſie
kam. Ihr Gelehrten ſchiebt das ja wohl auf den
alten Bockfüßler Pan; die ſtädtiſche Arbeiterbummler-
ſchaft aber ſchob's auf den alten Bockfüßler Schwartner.
Na, mit dem letztern Alten habe ich denn ſo ganz
hinter euerem Rücken, ihr lieben hellen Schulkameraden,
Kameradſchaft gemacht, und zwar mit Nutzen in vielen
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