[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.Lobschrift auf Amouretten, Geldgeiz, noch aus Ehrgeiz, noch dem Vaterlandezum Besten, sondern lediglich zu meiner eignen Be- ruhigung, schreibe: So erachte ich es doch der Höf- lichkeit gemäß zu seyn, daß ich mir dein Wohlwol- len, und eine günstige Aufmerksamkeit ausbitte. Jch kann dieses, als eine schuldige Gegengefällig- ständig-
Lobſchrift auf Amouretten, Geldgeiz, noch aus Ehrgeiz, noch dem Vaterlandezum Beſten, ſondern lediglich zu meiner eignen Be- ruhigung, ſchreibe: So erachte ich es doch der Hoͤf- lichkeit gemaͤß zu ſeyn, daß ich mir dein Wohlwol- len, und eine guͤnſtige Aufmerkſamkeit ausbitte. Jch kann dieſes, als eine ſchuldige Gegengefaͤllig- ſtaͤndig-
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Lobſchrift auf Amouretten,
Geldgeiz, noch aus Ehrgeiz, noch dem Vaterlande
zum Beſten, ſondern lediglich zu meiner eignen Be-
ruhigung, ſchreibe: So erachte ich es doch der Hoͤf-
lichkeit gemaͤß zu ſeyn, daß ich mir dein Wohlwol-
len, und eine guͤnſtige Aufmerkſamkeit ausbitte.
Jch kann dieſes, als eine ſchuldige Gegengefaͤllig-
keit, von dir verlangen. Denn bloß dir zu Liebe habe
ich mich uͤberwunden, gegenwaͤrtiger Arbeit den Ti-
tel der Memoires zu geben; einen Titel, deſſen allge-
meinen Gebrauch du nebſt vielen dergleichen Wohl-
thaten dem Gehirne unſrer Nachbarn zu danken haſt.
Jch kenne die abgoͤttiſche Hochachtung, welche du
fuͤr dergleichen Art von Schriften traͤgſt, und weis
deine Guͤtigkeit, welche die abgeſchmackteſten Sa-
chen bewundert, wenn ſie nur dieſen anſehnlichen
Namen fuͤhren. Was haͤtte mich wohl ſonſt hierzu
bewegen ſollen? Jch bin vielleicht der erſte, der von
einem Thiere Memoires ſchreibt. Meine Amourette
iſt keine Marqviſinn; und ich kann nicht behaupten,
daß ſie aus einer beſonders anſehnlichen Familie er-
zeugt, oder von ihren Aeltern in der zarten Jugend
verlohren, und erſt nach ſpaͤten Jahren durch viele
Abentheuer wiedergefunden worden ſey. Eben ſo
wenig getraue ich mir, dich zu bereden, daß ſie ganz
gemeiner Hunde Kind waͤre, und nur durch ihre
blitzende Schoͤnheit, und eiſenfeſte Tugend einen ir-
renden Ritter ihres Geſchlechts gefeſſelt habe. Du
wirſt weder Liebesſtreiche noch Entfuͤhrungen an-
treffen; und da es nur ein Werk von etlichen Blaͤt-
tern ſeyn ſoll, ſo ſiehſt du wohl, wie wenig Aehnlich-
keit es mit deinen Memoires habe, welche die Be-
ſtaͤndig-
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