[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.ein Schooßhündchen. möglichen Hundetugenden angehalten. Jch ver-stehe darunter die Wachsamkeit, die Treue, ein freundliches Wesen, und die Reinlichkeit. Jn kurzer Zeit brachte sie es weit, und ihre besondre Fähigkeit, welche sie dabey zeigte, machte ihren An- verwandten manche Sorge, sie dürfte ihr Leben wohl nicht hoch bringen. Diese Sorge ist verge- bens gewesen, und es dient solches alten Leuten zum kräftigen Troste, welche daraus abnehmen kön- nen, man müsse eben nicht dumm seyn, wenn man zu Jahren gekommen ist. Kaum hatte sie es so weit gebracht, daß sie sich Einen Umstand darf ich nicht vergessen, welcher viel D 2
ein Schooßhuͤndchen. moͤglichen Hundetugenden angehalten. Jch ver-ſtehe darunter die Wachſamkeit, die Treue, ein freundliches Weſen, und die Reinlichkeit. Jn kurzer Zeit brachte ſie es weit, und ihre beſondre Faͤhigkeit, welche ſie dabey zeigte, machte ihren An- verwandten manche Sorge, ſie duͤrfte ihr Leben wohl nicht hoch bringen. Dieſe Sorge iſt verge- bens geweſen, und es dient ſolches alten Leuten zum kraͤftigen Troſte, welche daraus abnehmen koͤn- nen, man muͤſſe eben nicht dumm ſeyn, wenn man zu Jahren gekommen iſt. Kaum hatte ſie es ſo weit gebracht, daß ſie ſich Einen Umſtand darf ich nicht vergeſſen, welcher viel D 2
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ein Schooßhuͤndchen.
moͤglichen Hundetugenden angehalten. Jch ver-
ſtehe darunter die Wachſamkeit, die Treue, ein
freundliches Weſen, und die Reinlichkeit. Jn
kurzer Zeit brachte ſie es weit, und ihre beſondre
Faͤhigkeit, welche ſie dabey zeigte, machte ihren An-
verwandten manche Sorge, ſie duͤrfte ihr Leben
wohl nicht hoch bringen. Dieſe Sorge iſt verge-
bens geweſen, und es dient ſolches alten Leuten
zum kraͤftigen Troſte, welche daraus abnehmen koͤn-
nen, man muͤſſe eben nicht dumm ſeyn, wenn man
zu Jahren gekommen iſt.
Kaum hatte ſie es ſo weit gebracht, daß ſie ſich
ſelbſt forthelfen konnte: So trug ihre Mutter Be-
denken, ſie laͤnger unter ihrer Aufſicht zu behalten.
Sie mußte ihre Wohnung verlaſſen, und ward in
ein Haus gebracht, wo man ſie mit vieler Guͤtigkeit
aufnahm. Ob ihre Mutter bey dem Abſchiede
dieſer einzig geliebten Tochter ſehr klaͤglich gethan,
ſolches iſt mir unbekannt. Dieſes hat man wohl
aus ihrer nachherigen Auffuͤhrung geſehen, daß ſie
derſelben viele gute Lehren mit auf den Weg gege-
ben haben muͤſſe. Jhr freundliches und dienſtfer-
tiges Bezeigen machte ſie bey jedermann beliebt,
und erwarb ihr den praͤchtigen Namen, den ſie noch
itzt fuͤhrt.
Einen Umſtand darf ich nicht vergeſſen, welcher
in ihren Leben beynahe der merkwuͤrdigſte geweſen
iſt. Um meine Amourette recht vollkommen zu
machen, ſo war man bedacht, ſie auf Reiſen zu ſchi-
cken. So gefaͤhrlich dieſes zu ſeyn ſchien, und ſo
viel
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