Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Lobschrift auf die bösen Männer.
deutlich zu reden, und vernünftiger zu denken, als
er selbst gedacht hat.

Die unendliche Menge der bösen Männer über-
hebt mich der Mühe, zu beschreiben, was ich eigentlich
darunter verstehe. Durch das Gegentheil will ich
der Sache zum Ueberflusse einige Erläuterung geben.
Es befinden sich noch hier und da Geschöpfe, welche
man vernünftige Männer nennt. Diese stehen in
dem abergläubischen Wahne, als erfodre Pflicht und
Gewissen, daß sie ihre Weiber ebenfalls für vernünf-
tige Creaturen halten, welche nicht zur Sklaverey,
oder ihrem herrschsüchtigen Eigensinne zum Besten
erschaffen, sondern um deßwillen da sind, daß durch
eine aufrichtige Liebe, und beiderseitige Hülfe die
Beschwerlichkeit des menschlichen Lebens erleichtert,
und durch vereinte Sorgfalt dem Vaterlande nütz-
liche Bürger erzogen werden. Kurz, diese sehen
ihre Weiber, als Freundinnen, an. Jch würde den
Ungrund dieser Meynung ausführlich widerlegen,
wenn ich nicht gewiß wüßte, daß die allermeisten
Männer schon hinlänglich davon überzeugt wären.
Ein Frauenzimmer ist ein Thier, welches vor andern
Thieren die Ehre hat, daß es ein Mann zur Frau
nimmt; welches bloß des Mannes wegen in die Welt
gesetzet ist, und das mit einer blinden Ehrfurcht dem
Willen seines Oberhauptes unterwürfig seyn muß.
Dieses ist der eigentliche Begriff, den man sich macht.
Wer diesen Begriff zur Wirklichkeit bringt, der ver-
dient allererst den rühmlichen Beynamen eines bö-
sen Mannes.

Es

Lobſchrift auf die boͤſen Maͤnner.
deutlich zu reden, und vernuͤnftiger zu denken, als
er ſelbſt gedacht hat.

Die unendliche Menge der boͤſen Maͤnner uͤber-
hebt mich der Muͤhe, zu beſchreiben, was ich eigentlich
darunter verſtehe. Durch das Gegentheil will ich
der Sache zum Ueberfluſſe einige Erlaͤuterung geben.
Es befinden ſich noch hier und da Geſchoͤpfe, welche
man vernuͤnftige Maͤnner nennt. Dieſe ſtehen in
dem aberglaͤubiſchen Wahne, als erfodre Pflicht und
Gewiſſen, daß ſie ihre Weiber ebenfalls fuͤr vernuͤnf-
tige Creaturen halten, welche nicht zur Sklaverey,
oder ihrem herrſchſuͤchtigen Eigenſinne zum Beſten
erſchaffen, ſondern um deßwillen da ſind, daß durch
eine aufrichtige Liebe, und beiderſeitige Huͤlfe die
Beſchwerlichkeit des menſchlichen Lebens erleichtert,
und durch vereinte Sorgfalt dem Vaterlande nuͤtz-
liche Buͤrger erzogen werden. Kurz, dieſe ſehen
ihre Weiber, als Freundinnen, an. Jch wuͤrde den
Ungrund dieſer Meynung ausfuͤhrlich widerlegen,
wenn ich nicht gewiß wuͤßte, daß die allermeiſten
Maͤnner ſchon hinlaͤnglich davon uͤberzeugt waͤren.
Ein Frauenzimmer iſt ein Thier, welches vor andern
Thieren die Ehre hat, daß es ein Mann zur Frau
nimmt; welches bloß des Mannes wegen in die Welt
geſetzet iſt, und das mit einer blinden Ehrfurcht dem
Willen ſeines Oberhauptes unterwuͤrfig ſeyn muß.
Dieſes iſt der eigentliche Begriff, den man ſich macht.
Wer dieſen Begriff zur Wirklichkeit bringt, der ver-
dient allererſt den ruͤhmlichen Beynamen eines boͤ-
ſen Mannes.

Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0136" n="62"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lob&#x017F;chrift auf die bo&#x0364;&#x017F;en Ma&#x0364;nner.</hi></fw><lb/>
deutlich zu reden, und vernu&#x0364;nftiger zu denken, als<lb/>
er &#x017F;elb&#x017F;t gedacht hat.</p><lb/>
        <p>Die unendliche Menge der bo&#x0364;&#x017F;en Ma&#x0364;nner u&#x0364;ber-<lb/>
hebt mich der Mu&#x0364;he, zu be&#x017F;chreiben, was ich eigentlich<lb/>
darunter ver&#x017F;tehe. Durch das Gegentheil will ich<lb/>
der Sache zum Ueberflu&#x017F;&#x017F;e einige Erla&#x0364;uterung geben.<lb/>
Es befinden &#x017F;ich noch hier und da Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe, welche<lb/>
man vernu&#x0364;nftige Ma&#x0364;nner nennt. Die&#x017F;e &#x017F;tehen in<lb/>
dem abergla&#x0364;ubi&#x017F;chen Wahne, als erfodre Pflicht und<lb/>
Gewi&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie ihre Weiber ebenfalls fu&#x0364;r vernu&#x0364;nf-<lb/>
tige Creaturen halten, welche nicht zur Sklaverey,<lb/>
oder ihrem herr&#x017F;ch&#x017F;u&#x0364;chtigen Eigen&#x017F;inne zum Be&#x017F;ten<lb/>
er&#x017F;chaffen, &#x017F;ondern um deßwillen da &#x017F;ind, daß durch<lb/>
eine aufrichtige Liebe, und beider&#x017F;eitige Hu&#x0364;lfe die<lb/>
Be&#x017F;chwerlichkeit des men&#x017F;chlichen Lebens erleichtert,<lb/>
und durch vereinte Sorgfalt dem Vaterlande nu&#x0364;tz-<lb/>
liche Bu&#x0364;rger erzogen werden. Kurz, die&#x017F;e &#x017F;ehen<lb/>
ihre Weiber, als Freundinnen, an. Jch wu&#x0364;rde den<lb/>
Ungrund die&#x017F;er Meynung ausfu&#x0364;hrlich widerlegen,<lb/>
wenn ich nicht gewiß wu&#x0364;ßte, daß die allermei&#x017F;ten<lb/>
Ma&#x0364;nner &#x017F;chon hinla&#x0364;nglich davon u&#x0364;berzeugt wa&#x0364;ren.<lb/>
Ein Frauenzimmer i&#x017F;t ein Thier, welches vor andern<lb/>
Thieren die Ehre hat, daß es ein Mann zur Frau<lb/>
nimmt; welches bloß des Mannes wegen in die Welt<lb/>
ge&#x017F;etzet i&#x017F;t, und das mit einer blinden Ehrfurcht dem<lb/>
Willen &#x017F;eines Oberhauptes unterwu&#x0364;rfig &#x017F;eyn muß.<lb/>
Die&#x017F;es i&#x017F;t der eigentliche Begriff, den man &#x017F;ich macht.<lb/>
Wer die&#x017F;en Begriff zur Wirklichkeit bringt, der ver-<lb/>
dient allerer&#x017F;t den ru&#x0364;hmlichen Beynamen eines bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en Mannes.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0136] Lobſchrift auf die boͤſen Maͤnner. deutlich zu reden, und vernuͤnftiger zu denken, als er ſelbſt gedacht hat. Die unendliche Menge der boͤſen Maͤnner uͤber- hebt mich der Muͤhe, zu beſchreiben, was ich eigentlich darunter verſtehe. Durch das Gegentheil will ich der Sache zum Ueberfluſſe einige Erlaͤuterung geben. Es befinden ſich noch hier und da Geſchoͤpfe, welche man vernuͤnftige Maͤnner nennt. Dieſe ſtehen in dem aberglaͤubiſchen Wahne, als erfodre Pflicht und Gewiſſen, daß ſie ihre Weiber ebenfalls fuͤr vernuͤnf- tige Creaturen halten, welche nicht zur Sklaverey, oder ihrem herrſchſuͤchtigen Eigenſinne zum Beſten erſchaffen, ſondern um deßwillen da ſind, daß durch eine aufrichtige Liebe, und beiderſeitige Huͤlfe die Beſchwerlichkeit des menſchlichen Lebens erleichtert, und durch vereinte Sorgfalt dem Vaterlande nuͤtz- liche Buͤrger erzogen werden. Kurz, dieſe ſehen ihre Weiber, als Freundinnen, an. Jch wuͤrde den Ungrund dieſer Meynung ausfuͤhrlich widerlegen, wenn ich nicht gewiß wuͤßte, daß die allermeiſten Maͤnner ſchon hinlaͤnglich davon uͤberzeugt waͤren. Ein Frauenzimmer iſt ein Thier, welches vor andern Thieren die Ehre hat, daß es ein Mann zur Frau nimmt; welches bloß des Mannes wegen in die Welt geſetzet iſt, und das mit einer blinden Ehrfurcht dem Willen ſeines Oberhauptes unterwuͤrfig ſeyn muß. Dieſes iſt der eigentliche Begriff, den man ſich macht. Wer dieſen Begriff zur Wirklichkeit bringt, der ver- dient allererſt den ruͤhmlichen Beynamen eines boͤ- ſen Mannes. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/136
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/136>, abgerufen am 24.11.2024.