[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.Lobschrift auf die bösen Männer. Frau werden, wenn die Eigenliebe ihre Leidenschaftwürde? Reißt er sie nicht durch dergleichen Demü- thigung aus ihrem Verderben? Ein Mann ist das Oberhaupt seiner Familie. Die- Wenn ich sage, das Frauenzimmer sey ein schwa- daß
Lobſchrift auf die boͤſen Maͤnner. Frau werden, wenn die Eigenliebe ihre Leidenſchaftwuͤrde? Reißt er ſie nicht durch dergleichen Demuͤ- thigung aus ihrem Verderben? Ein Mann iſt das Oberhaupt ſeiner Familie. Die- Wenn ich ſage, das Frauenzimmer ſey ein ſchwa- daß
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Lobſchrift auf die boͤſen Maͤnner.
Frau werden, wenn die Eigenliebe ihre Leidenſchaft
wuͤrde? Reißt er ſie nicht durch dergleichen Demuͤ-
thigung aus ihrem Verderben?
Ein Mann iſt das Oberhaupt ſeiner Familie. Die-
ſes erfodern die Rechte, und nach eben dieſen Rechten
kann er alle Hochachtung verlangen. Will er ein lo-
benswuͤrdiger Mann ſeyn, ſo muß er ſich dieſelbe zu
erwerben wiſſen. Das geſchieht am leichteſten auf die
ſinnliche Art. Was iſt aber ſinnlicher, als was der
Koͤrper fuͤhlt? Und was fuͤhlt der Koͤrper nachdruͤck-
licher, als Schlaͤge? Jſt alſo nicht derjenige ein lo-
benswuͤrdiger Mann, welcher bey ſeiner Frau mit
geballter Fauſt die Rechte der Natur zu behaupten
weis?
Wenn ich ſage, das Frauenzimmer ſey ein ſchwa-
ches Werkzeug, ſo ſage ich nichts mehr, als was ſchon
alle Welt weis. Dieſe angeborne Schwaͤche iſt Ur-
ſache, daß wir den Laſtern am wenigſten widerſtehen
koͤnnen. Eine geringe Reizung iſt genug, uns laſter-
haft zu machen. Niemals aber ſind die Reizungen
ſtaͤrker, als wenn wir uns in dem Ueberfluſſe aller Din-
ge befinden. Dieſer muß uns entzogen werden, wenn
wir anders tugendhaft bleiben ſollen. Es geſchieht
nur zu deinem Beſten, geliebte Freundinn, daß dein
Mann dir allen Ueberfluß benimmt, welcher deine
Schwachheit rege machen koͤnnte. Er vertraut dei-
nen Haͤnden nicht einen Groſchen Geld an. Du mußt
dir an dem elendeſten Tranke, an den unſchmackhafte-
ſten Speiſen, an den ſchlechteſten Kleidern genuͤgen
laſſen. Es geſchieht nicht aus Geiz; nein, meine
Freundinn; es geſchieht zu deinem Beſten. Genug,
daß
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