[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.des Dörfleins Qverleqvitsch. Freunde, hat er auf einer Seite ein Roß im Wasser,auf dem andern aber eine Figur gefunden, welche bey nahe, als ein gekröntes Brustbild ausgesehen, mit der zwar etwas undeutlichen Umschrift: vedkend. Seine Freude über diesen Fund ist ganz unaussprech- lich. Er beweist, daß diese Münze Carl der Große auf Wittekinds Taufe habe prägen lassen. Er be- schreibt die ganzen Kriege der Sachsen, und ihre end- liche Bekehrung, und dankt dem Himmel mit gefalt- nen Händen, welcher solchen großen Schatz so lange erhalten, und ihn mit dieser kostbaren Münze bese- ligt habe. Jch schickte sie unlängst dem berühm- ten Herrn Professor Köhler zu, um seine Meynung darüber zu vernehmen, er schrieb mir aber, es sey nichts anders, als ein alter verrosteter Deckel von einer Mithridatbüchse. Er rühmet ferner den schönen Büchervorrath, Das bey der Kirche angemachte Halseisen soll Des G 2
des Doͤrfleins Qverleqvitſch. Freunde, hat er auf einer Seite ein Roß im Waſſer,auf dem andern aber eine Figur gefunden, welche bey nahe, als ein gekroͤntes Bruſtbild ausgeſehen, mit der zwar etwas undeutlichen Umſchrift: vedkend. Seine Freude uͤber dieſen Fund iſt ganz unausſprech- lich. Er beweiſt, daß dieſe Muͤnze Carl der Große auf Wittekinds Taufe habe praͤgen laſſen. Er be- ſchreibt die ganzen Kriege der Sachſen, und ihre end- liche Bekehrung, und dankt dem Himmel mit gefalt- nen Haͤnden, welcher ſolchen großen Schatz ſo lange erhalten, und ihn mit dieſer koſtbaren Muͤnze beſe- ligt habe. Jch ſchickte ſie unlaͤngſt dem beruͤhm- ten Herrn Profeſſor Koͤhler zu, um ſeine Meynung daruͤber zu vernehmen, er ſchrieb mir aber, es ſey nichts anders, als ein alter verroſteter Deckel von einer Mithridatbuͤchſe. Er ruͤhmet ferner den ſchoͤnen Buͤchervorrath, Das bey der Kirche angemachte Halseiſen ſoll Des G 2
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des Doͤrfleins Qverleqvitſch.
Freunde, hat er auf einer Seite ein Roß im Waſſer,
auf dem andern aber eine Figur gefunden, welche bey
nahe, als ein gekroͤntes Bruſtbild ausgeſehen, mit
der zwar etwas undeutlichen Umſchrift: vedkend.
Seine Freude uͤber dieſen Fund iſt ganz unausſprech-
lich. Er beweiſt, daß dieſe Muͤnze Carl der Große
auf Wittekinds Taufe habe praͤgen laſſen. Er be-
ſchreibt die ganzen Kriege der Sachſen, und ihre end-
liche Bekehrung, und dankt dem Himmel mit gefalt-
nen Haͤnden, welcher ſolchen großen Schatz ſo lange
erhalten, und ihn mit dieſer koſtbaren Muͤnze beſe-
ligt habe. Jch ſchickte ſie unlaͤngſt dem beruͤhm-
ten Herrn Profeſſor Koͤhler zu, um ſeine Meynung
daruͤber zu vernehmen, er ſchrieb mir aber, es ſey
nichts anders, als ein alter verroſteter Deckel von
einer Mithridatbuͤchſe.
Er ruͤhmet ferner den ſchoͤnen Buͤchervorrath,
womit die Sacriſtey ausgezieret ſey, welche er des-
wegen armamentarium ſacrum nennet, und verſi-
chert, es waͤren ſo viele praktiſche Buͤcher, Sterne und
Kerne, und andere bibliſche Ruͤſtzeuge darinnen, daß
man ſich binnen einer halben Stunde mit einer troſt-
reichen Predigt bewaffnen koͤnne.
Das bey der Kirche angemachte Halseiſen ſoll
ein untruͤgliches Merkmaal guter Policeyordnung
ſeyn. Er wuͤnſcht, daß alle diejenigen daran geſchloſ-
ſen wuͤrden, welche ſich nicht ſchaͤmten, ihrem Pfar-
rer, an ſtatt des guten Decems, Wicken und Treſpe
zu geben, da ihnen doch dieſer das Wort Gottes
lauter und rein predige.
Des
G 2
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