[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.Von Erlernung der Sprachen Wie meynen Sie wohl, mein Herr, daß mir Allein, das war noch nicht genug. Dieser Tag nicht
Von Erlernung der Sprachen Wie meynen Sie wohl, mein Herr, daß mir Allein, das war noch nicht genug. Dieſer Tag nicht
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Von Erlernung der Sprachen
Wie meynen Sie wohl, mein Herr, daß mir
damals zu Muthe geweſen iſt? Wahrhaftig, ſo ſehr
hat ſich wohl Plato kaum geſchaͤmt, als ihn Dio-
genes durch einen nackigten Hahn, wegen ſeiner ir-
rigen Meynung, laͤcherlich machen wollte. Jch
gieng ganz beſtuͤrzt nach Hauſe.
Allein, das war noch nicht genug. Dieſer Tag
ſchien recht zu meiner Demuͤthigung auserſehen zu
ſeyn. Jch fand unſern Hofmeiſter, welcher ſeinen
Sohn mit vielem Eifer ausgeſcholten hatte. Jch
hoͤrte nur noch ſo viel, daß er zu ihm ſagte: „Du
„biſt mir ein braver Kerl! Du ſchickſt dich zu al-
„lem, wie der Eſel zum Lautenſchlagen. Ein Narr
„bleibt ein Narr, und wenn man ihn im Moͤrſel zer-
„ſtieße. Du kannſt nichts, du haſt nichts gelernt,
„du willſt nichts lernen, was ſoll denn endlich aus
„dir werden? Halte dein Maul, oder ‒ ‒! Fort!
„Packe dich! Geh mir aus den Augen!“ Jch er-
ſtaunte, als ich dieſes hoͤrte. Wie? dachte ich.
Unſer Hofmeiſter, ein Bauer, ein Mann, der weder
leſen noch ſchreiben kann; der verſteht die Rede-
kunſt! Sarkaſmus, Diaſyrmus, Ploki, Anaphora,
Ellipſis, Aſyndeton, ſind dieſes nicht alle die Figu-
ren, die ich itzt von ihm gehoͤrt habe? Und der Kerl
hat nicht ſtudiert! Wie geht das Ding zu? Jch
redete ihn an. Jch fragte ihn, warum er ſich ſo er-
eifert haͤtte? Was! ſprach er, das iſt mein Junge,
und ich ſoll mich nicht aͤrgern, daß ſich der Schlin-
gel auf die faule Seite legt? Neue Wunder! Un-
ſer Hofmeiſter verſteht auch die Logik. Jſt dieſes
nicht
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