[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.Vorbericht. gen vernommen, und das Ansehen der Eide zu ver-theidigen, werden vergebne Eide geschworen, weil man alle diejenigen entdecken will, welche sich den Satan haben blenden lassen, das Buch zu lesen. Hätte man wohl eine grimmigere Untersuchung wi- der Faustens Höllenzwang anstellen können? Also gieng die Verfolgung bloß über die arme Schrift, welche mit öffentlicher Censur gedruckt, und im gan- zen Lande orthodox war, nur in diesem Winkel von Sachsen nicht. Die Acten sind voll von beleidi- genden Ausdrücken, von solchen Ausdrücken, welche einem Richter nnanständig sind, und welche die Ge- setze, als Beschimpfungen, gestraft wissen wollen. Man nennt meine Schrift: Verwegenste Sätze von Geringschätzung der Eidschwüre; gottlose, gewissenlose Lehren; ein ärgerliches Wesen; verdächtige und spöttische Ausdrückungen von Eidschwüren; ausgestreute Lehren vom Mis- brauche des Meyneids; öffentliches Aerger- niß; Verführung unschuldiger Herzen; skop- tische Sätze; Sätze, welche zu nichts geschick- ter sind, als ein zügelloses Leben zu aller heim- lichen Bosheit zu befördern, und so weiter. Und wo kömmt denn Jhnen alle diese Weisheit her, mein Herr, daß Sie in einem Buche so viel giftiges finden,
Vorbericht. gen vernommen, und das Anſehen der Eide zu ver-theidigen, werden vergebne Eide geſchworen, weil man alle diejenigen entdecken will, welche ſich den Satan haben blenden laſſen, das Buch zu leſen. Haͤtte man wohl eine grimmigere Unterſuchung wi- der Fauſtens Hoͤllenzwang anſtellen koͤnnen? Alſo gieng die Verfolgung bloß uͤber die arme Schrift, welche mit oͤffentlicher Cenſur gedruckt, und im gan- zen Lande orthodox war, nur in dieſem Winkel von Sachſen nicht. Die Acten ſind voll von beleidi- genden Ausdruͤcken, von ſolchen Ausdruͤcken, welche einem Richter nnanſtaͤndig ſind, und welche die Ge- ſetze, als Beſchimpfungen, geſtraft wiſſen wollen. Man nennt meine Schrift: Verwegenſte Saͤtze von Geringſchaͤtzung der Eidſchwuͤre; gottloſe, gewiſſenloſe Lehren; ein aͤrgerliches Weſen; verdaͤchtige und ſpoͤttiſche Ausdruͤckungen von Eidſchwuͤren; ausgeſtreute Lehren vom Mis- brauche des Meyneids; oͤffentliches Aerger- niß; Verfuͤhrung unſchuldiger Herzen; ſkop- tiſche Saͤtze; Saͤtze, welche zu nichts geſchick- ter ſind, als ein zuͤgelloſes Leben zu aller heim- lichen Bosheit zu befoͤrdern, und ſo weiter. Und wo koͤmmt denn Jhnen alle dieſe Weisheit her, mein Herr, daß Sie in einem Buche ſo viel giftiges finden,
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Vorbericht.
gen vernommen, und das Anſehen der Eide zu ver-
theidigen, werden vergebne Eide geſchworen, weil
man alle diejenigen entdecken will, welche ſich den
Satan haben blenden laſſen, das Buch zu leſen.
Haͤtte man wohl eine grimmigere Unterſuchung wi-
der Fauſtens Hoͤllenzwang anſtellen koͤnnen? Alſo
gieng die Verfolgung bloß uͤber die arme Schrift,
welche mit oͤffentlicher Cenſur gedruckt, und im gan-
zen Lande orthodox war, nur in dieſem Winkel von
Sachſen nicht. Die Acten ſind voll von beleidi-
genden Ausdruͤcken, von ſolchen Ausdruͤcken, welche
einem Richter nnanſtaͤndig ſind, und welche die Ge-
ſetze, als Beſchimpfungen, geſtraft wiſſen wollen.
Man nennt meine Schrift: Verwegenſte Saͤtze
von Geringſchaͤtzung der Eidſchwuͤre; gottloſe,
gewiſſenloſe Lehren; ein aͤrgerliches Weſen;
verdaͤchtige und ſpoͤttiſche Ausdruͤckungen von
Eidſchwuͤren; ausgeſtreute Lehren vom Mis-
brauche des Meyneids; oͤffentliches Aerger-
niß; Verfuͤhrung unſchuldiger Herzen; ſkop-
tiſche Saͤtze; Saͤtze, welche zu nichts geſchick-
ter ſind, als ein zuͤgelloſes Leben zu aller heim-
lichen Bosheit zu befoͤrdern, und ſo weiter.
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