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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.

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Vorbericht.
finden, welches vor Jhnen niemand gefunden hat,
und nach Jhnen niemand finden wird. Kann denn
ich was dafür, daß Jhre Bauern ein Buch gelesen
haben, das weder für Jhre Bauern, noch für Sie ge-
schrieben ist. Muß man denn so ungezogen seyn,
wenn man für die Ehre der Religion zu eifern glaubt?
Und kann man sein Amt nicht verwalten, ohne grob
zu werden? Wie sollte der Herr Gerichtsverwalter
gesprudelt haben, wenn er in den Zeiten geboren
wäre, wo die Hexenprocesse noch Mode waren! Es
ist ein Glück für mich, daß wir in Sachsen kein Au-
to da Fe
haben! Jch sehe im Geiste, wie er auf
seinem frommen Buckel aus heiliger Einfalt ein Bün-
del Holz zu meinem Scheiterhaufen trägt! Jn der
That bin ich überzeugt, daß dieses ganze Verfahren
mehr Eifer, als Ueberlegung, zum Grunde hat.
Außerdem würde ich mich empfindlicher rächen. Da
ich Gelegenheit gehabt habe, mich zu verantworten:
So bin ich geneigt, ihm ein Vergehen zu verzeihen,
dessen er sich, wie ich aus christlicher Liebe hoffe,
mit der Zeit schämen wird. Jch wünsche ihm mehr
Gutes, als er von mir Böses gesagt hat. Jch will
ihm, so viel ich kann, alle Wohlthaten vom Himmel
erbitten, et magnum Dei beneficium est, sensu
communi valere,
sagt Cominäus!

Ehe
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Vorbericht.
finden, welches vor Jhnen niemand gefunden hat,
und nach Jhnen niemand finden wird. Kann denn
ich was dafuͤr, daß Jhre Bauern ein Buch geleſen
haben, das weder fuͤr Jhre Bauern, noch fuͤr Sie ge-
ſchrieben iſt. Muß man denn ſo ungezogen ſeyn,
wenn man fuͤr die Ehre der Religion zu eifern glaubt?
Und kann man ſein Amt nicht verwalten, ohne grob
zu werden? Wie ſollte der Herr Gerichtsverwalter
geſprudelt haben, wenn er in den Zeiten geboren
waͤre, wo die Hexenproceſſe noch Mode waren! Es
iſt ein Gluͤck fuͤr mich, daß wir in Sachſen kein Au-
to da Fe
haben! Jch ſehe im Geiſte, wie er auf
ſeinem frommen Buckel aus heiliger Einfalt ein Buͤn-
del Holz zu meinem Scheiterhaufen traͤgt! Jn der
That bin ich uͤberzeugt, daß dieſes ganze Verfahren
mehr Eifer, als Ueberlegung, zum Grunde hat.
Außerdem wuͤrde ich mich empfindlicher raͤchen. Da
ich Gelegenheit gehabt habe, mich zu verantworten:
So bin ich geneigt, ihm ein Vergehen zu verzeihen,
deſſen er ſich, wie ich aus chriſtlicher Liebe hoffe,
mit der Zeit ſchaͤmen wird. Jch wuͤnſche ihm mehr
Gutes, als er von mir Boͤſes geſagt hat. Jch will
ihm, ſo viel ich kann, alle Wohlthaten vom Himmel
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communi valere,
ſagt Cominaͤus!

Ehe
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[37/0037] Vorbericht. finden, welches vor Jhnen niemand gefunden hat, und nach Jhnen niemand finden wird. Kann denn ich was dafuͤr, daß Jhre Bauern ein Buch geleſen haben, das weder fuͤr Jhre Bauern, noch fuͤr Sie ge- ſchrieben iſt. Muß man denn ſo ungezogen ſeyn, wenn man fuͤr die Ehre der Religion zu eifern glaubt? Und kann man ſein Amt nicht verwalten, ohne grob zu werden? Wie ſollte der Herr Gerichtsverwalter geſprudelt haben, wenn er in den Zeiten geboren waͤre, wo die Hexenproceſſe noch Mode waren! Es iſt ein Gluͤck fuͤr mich, daß wir in Sachſen kein Au- to da Fe haben! Jch ſehe im Geiſte, wie er auf ſeinem frommen Buckel aus heiliger Einfalt ein Buͤn- del Holz zu meinem Scheiterhaufen traͤgt! Jn der That bin ich uͤberzeugt, daß dieſes ganze Verfahren mehr Eifer, als Ueberlegung, zum Grunde hat. Außerdem wuͤrde ich mich empfindlicher raͤchen. Da ich Gelegenheit gehabt habe, mich zu verantworten: So bin ich geneigt, ihm ein Vergehen zu verzeihen, deſſen er ſich, wie ich aus chriſtlicher Liebe hoffe, mit der Zeit ſchaͤmen wird. Jch wuͤnſche ihm mehr Gutes, als er von mir Boͤſes geſagt hat. Jch will ihm, ſo viel ich kann, alle Wohlthaten vom Himmel erbitten, et magnum Dei beneficium eſt, ſenſu communi valere, ſagt Cominaͤus! Ehe c 3

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/37>, abgerufen am 24.11.2024.