[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.Vorbericht. rakter eines Lasterhaften, er vergißt, daß dieser schonvor hundert Jahren gestorben ist, und sucht ihn in seiner Stadt. Jch habe mich vor persönlichen Satyren in mei- das
Vorbericht. rakter eines Laſterhaften, er vergißt, daß dieſer ſchonvor hundert Jahren geſtorben iſt, und ſucht ihn in ſeiner Stadt. Jch habe mich vor perſoͤnlichen Satyren in mei- das
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Vorbericht.
rakter eines Laſterhaften, er vergißt, daß dieſer ſchon
vor hundert Jahren geſtorben iſt, und ſucht ihn in
ſeiner Stadt.
Jch habe mich vor perſoͤnlichen Satyren in mei-
nen Schriften, mit allem Fleiße gehuͤtet. Die Cha-
raktere meiner Thoren ſind allgemein; nicht ein
einziger iſt darunter, auf welchen nicht zehen Narren
zugleich billig Anſpruch machen koͤnnen. Zeichne
ich das Bild eines Hochmuͤthigen, ſo nehme ich die
unverſchaͤmte Stirne von Baven, die ſtolzen Au-
genbraunen von Maͤven, die vornehmdummen Bli-
cke vom Gargil, die aufgeblasnen Backen vom Criſ-
pin, die trotzige Unterkehle vom Kleanth, den auf-
geblaͤhten Bauch von Adraſten, den gebieteriſchen
Gang vom Neran; und aus dieſen ſieben ſchaffe
ich einen hochmuͤthigen Narren, der heißt Suffen.
Koͤnnen Bav und Maͤv, koͤnnen die uͤbrigen ſa-
gen, daß ich ſie gezeichnet habe? Suffen wird noch
leben, wenn ſie alle todt ſind, und ein jeder von ih-
nen wird wohl thun, wenn er ſich denjenigen Feh-
ler abgewoͤhnt, welchen er in dieſer Copie laͤcherlich
findet. Habe ich mir auch eine einzelne Perſon zum
Originale vorgenommen, ſo bin ich doch ſorgfaͤltig
bemuͤht geweſen, ſo lange an ihm zu arbeiten, bis
das
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