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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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von Buchdruckerstöcken.
ger auf Schlesien, und sieht sehr bedenklich dabey
aus, zween haben einander bey den Haaren gefaßt,
und der dritte liegt schon unter der Bank, und über-
haupt sieht die ganze Gesellschaft sehr patriotisch aus.
Mich deucht, dieser Stock sollte sich sehr gut vor eine
politische Monatschrift schicken.

Ein Jndianer liegt, mit einem Rauchfasse in der
Hand, vor einem Altare, und betet ein Götzenbild an,
welches den Bauch von einem Menschen, die übri-
gen Gliedmaaßen aber, und besonders die um den
Kopf herum, von verschiednen Thieren hat. Herr
Trommer hat mich sehr gebeten, ihm einen Käufer
zu diesem Buchdruckerstocke zu verschaffen. Jch
kenne nicht mehr, als einen einzigen guten Freund,
welcher im Stande ist, Bücher zu schreiben, vor wel-
che sich ein solcher Stock schickt; und wenn sich
dieser nicht entschließt, solchen zu kaufen, so zweifle
ich fast, ob er einen Liebhaber finden wird. Allen-
falls muß sich Herr Trommer entschließen, ihn nach
- - zu schicken, wo er ihn gewiß an Mann bringen
kann.

Die Fabel ist bekannt, welche uns erzählt, daß ein
Mann sich Mühe gegeben, eine Menge Affen zu un-
terweisen, und sie dahin zu bringen, daß sie wenig-
stens vor den Leuten ihre natürlichen Sprünge, und
affenmäßigen Handlungen verbergen, und sich in ih-
ren Posituren, wie Menschen, anstellen sollen. Als
er es durch gute und scharfe Mittel endlich so weit
gebracht, daß sie einigermaaßen menschlich gethan:
So verderbt ihm ein Spötter seine ganzen Bemü-
hungen, da er Nüße und Aepfel unter sie wirft, wo-

durch
G 5

von Buchdruckerſtoͤcken.
ger auf Schleſien, und ſieht ſehr bedenklich dabey
aus, zween haben einander bey den Haaren gefaßt,
und der dritte liegt ſchon unter der Bank, und uͤber-
haupt ſieht die ganze Geſellſchaft ſehr patriotiſch aus.
Mich deucht, dieſer Stock ſollte ſich ſehr gut vor eine
politiſche Monatſchrift ſchicken.

Ein Jndianer liegt, mit einem Rauchfaſſe in der
Hand, vor einem Altare, und betet ein Goͤtzenbild an,
welches den Bauch von einem Menſchen, die uͤbri-
gen Gliedmaaßen aber, und beſonders die um den
Kopf herum, von verſchiednen Thieren hat. Herr
Trommer hat mich ſehr gebeten, ihm einen Kaͤufer
zu dieſem Buchdruckerſtocke zu verſchaffen. Jch
kenne nicht mehr, als einen einzigen guten Freund,
welcher im Stande iſt, Buͤcher zu ſchreiben, vor wel-
che ſich ein ſolcher Stock ſchickt; und wenn ſich
dieſer nicht entſchließt, ſolchen zu kaufen, ſo zweifle
ich faſt, ob er einen Liebhaber finden wird. Allen-
falls muß ſich Herr Trommer entſchließen, ihn nach
‒ ‒ zu ſchicken, wo er ihn gewiß an Mann bringen
kann.

Die Fabel iſt bekannt, welche uns erzaͤhlt, daß ein
Mann ſich Muͤhe gegeben, eine Menge Affen zu un-
terweiſen, und ſie dahin zu bringen, daß ſie wenig-
ſtens vor den Leuten ihre natuͤrlichen Spruͤnge, und
affenmaͤßigen Handlungen verbergen, und ſich in ih-
ren Poſituren, wie Menſchen, anſtellen ſollen. Als
er es durch gute und ſcharfe Mittel endlich ſo weit
gebracht, daß ſie einigermaaßen menſchlich gethan:
So verderbt ihm ein Spoͤtter ſeine ganzen Bemuͤ-
hungen, da er Nuͤße und Aepfel unter ſie wirft, wo-

durch
G 5
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[105/0105] von Buchdruckerſtoͤcken. ger auf Schleſien, und ſieht ſehr bedenklich dabey aus, zween haben einander bey den Haaren gefaßt, und der dritte liegt ſchon unter der Bank, und uͤber- haupt ſieht die ganze Geſellſchaft ſehr patriotiſch aus. Mich deucht, dieſer Stock ſollte ſich ſehr gut vor eine politiſche Monatſchrift ſchicken. Ein Jndianer liegt, mit einem Rauchfaſſe in der Hand, vor einem Altare, und betet ein Goͤtzenbild an, welches den Bauch von einem Menſchen, die uͤbri- gen Gliedmaaßen aber, und beſonders die um den Kopf herum, von verſchiednen Thieren hat. Herr Trommer hat mich ſehr gebeten, ihm einen Kaͤufer zu dieſem Buchdruckerſtocke zu verſchaffen. Jch kenne nicht mehr, als einen einzigen guten Freund, welcher im Stande iſt, Buͤcher zu ſchreiben, vor wel- che ſich ein ſolcher Stock ſchickt; und wenn ſich dieſer nicht entſchließt, ſolchen zu kaufen, ſo zweifle ich faſt, ob er einen Liebhaber finden wird. Allen- falls muß ſich Herr Trommer entſchließen, ihn nach ‒ ‒ zu ſchicken, wo er ihn gewiß an Mann bringen kann. Die Fabel iſt bekannt, welche uns erzaͤhlt, daß ein Mann ſich Muͤhe gegeben, eine Menge Affen zu un- terweiſen, und ſie dahin zu bringen, daß ſie wenig- ſtens vor den Leuten ihre natuͤrlichen Spruͤnge, und affenmaͤßigen Handlungen verbergen, und ſich in ih- ren Poſituren, wie Menſchen, anſtellen ſollen. Als er es durch gute und ſcharfe Mittel endlich ſo weit gebracht, daß ſie einigermaaßen menſchlich gethan: So verderbt ihm ein Spoͤtter ſeine ganzen Bemuͤ- hungen, da er Nuͤße und Aepfel unter ſie wirft, wo- durch G 5

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/105>, abgerufen am 15.05.2024.