Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Hinkmars von Repkow
nicht ausdrücklich. Aber das wäre auch wider al-
les Herkommen. Wir versichern vielmehr den Le-
ser, daß unsre Schriften das Tageslicht nimmer-
mehr würden erblickt haben, wenn uns nicht die Er-
bauung des Nebenchristen, die Besserung der Ge-
müther, die Beförderung des Wohls unsrer Mit-
bürger, die schwere Amtspflicht, die ernsthafte Auf-
munterung unsrer Obern, das Anliegen des Buch-
händlers, und noch hundert andre rühmliche Ursa-
chen dazu bewogen hätten. An unserm eignem
Ruhme ist uns so wenig gelegen, daß wir versichern,
wir würden ganz gleichgültig bey den Urtheilen des
Lesers seyn. Ja, wir erniedrigen uns vielmals so
weit, daß wir bitten, man möchte uns unsre Fehler
zeigen, und uns auf den rechten Weg führen. Aber,
dem mag der Himmel gnädig seyn, der dieses nur
einmal versucht! Man wage es nur, und sage uns,
daß unser Vortrag unordentlich und trocken sey,
daß unsre Wahrheiten sehr alte Wahrheiten wären,
daß kein Mensch einen Nutzen aus unsern Schrif-
ten erlangen könnte, daß wir unsrer Amtspflicht ei-
ne bessere Gnüge geleistet haben würden, wenn wir
gar geschwiegen hätten; man ziehe in Zweifel, ob
unsre Obern, und nicht vielmehr wir selbst, uns auf-
gemuntert haben: Jn was für eine Wut wird man
uns Patrioten bringen! Wie grimmig werden wir
mit ihnen verfahren! Nicht das Vaterland, nicht
die Erbauung des Nebenchristen, nicht das Wohl
unsrer Mitbürger, nein; uns selbst, unsre beleidigte
Ehre werden wir vertheidigen!

Und

Hinkmars von Repkow
nicht ausdruͤcklich. Aber das waͤre auch wider al-
les Herkommen. Wir verſichern vielmehr den Le-
ſer, daß unſre Schriften das Tageslicht nimmer-
mehr wuͤrden erblickt haben, wenn uns nicht die Er-
bauung des Nebenchriſten, die Beſſerung der Ge-
muͤther, die Befoͤrderung des Wohls unſrer Mit-
buͤrger, die ſchwere Amtspflicht, die ernſthafte Auf-
munterung unſrer Obern, das Anliegen des Buch-
haͤndlers, und noch hundert andre ruͤhmliche Urſa-
chen dazu bewogen haͤtten. An unſerm eignem
Ruhme iſt uns ſo wenig gelegen, daß wir verſichern,
wir wuͤrden ganz gleichguͤltig bey den Urtheilen des
Leſers ſeyn. Ja, wir erniedrigen uns vielmals ſo
weit, daß wir bitten, man moͤchte uns unſre Fehler
zeigen, und uns auf den rechten Weg fuͤhren. Aber,
dem mag der Himmel gnaͤdig ſeyn, der dieſes nur
einmal verſucht! Man wage es nur, und ſage uns,
daß unſer Vortrag unordentlich und trocken ſey,
daß unſre Wahrheiten ſehr alte Wahrheiten waͤren,
daß kein Menſch einen Nutzen aus unſern Schrif-
ten erlangen koͤnnte, daß wir unſrer Amtspflicht ei-
ne beſſere Gnuͤge geleiſtet haben wuͤrden, wenn wir
gar geſchwiegen haͤtten; man ziehe in Zweifel, ob
unſre Obern, und nicht vielmehr wir ſelbſt, uns auf-
gemuntert haben: Jn was fuͤr eine Wut wird man
uns Patrioten bringen! Wie grimmig werden wir
mit ihnen verfahren! Nicht das Vaterland, nicht
die Erbauung des Nebenchriſten, nicht das Wohl
unſrer Mitbuͤrger, nein; uns ſelbſt, unſre beleidigte
Ehre werden wir vertheidigen!

Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0134" n="134"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hinkmars von Repkow</hi></fw><lb/>
nicht ausdru&#x0364;cklich. Aber das wa&#x0364;re auch wider al-<lb/>
les Herkommen. Wir ver&#x017F;ichern vielmehr den Le-<lb/>
&#x017F;er, daß un&#x017F;re Schriften das Tageslicht nimmer-<lb/>
mehr wu&#x0364;rden erblickt haben, wenn uns nicht die Er-<lb/>
bauung des Nebenchri&#x017F;ten, die Be&#x017F;&#x017F;erung der Ge-<lb/>
mu&#x0364;ther, die Befo&#x0364;rderung des Wohls un&#x017F;rer Mit-<lb/>
bu&#x0364;rger, die &#x017F;chwere Amtspflicht, die ern&#x017F;thafte Auf-<lb/>
munterung un&#x017F;rer Obern, das Anliegen des Buch-<lb/>
ha&#x0364;ndlers, und noch hundert andre ru&#x0364;hmliche Ur&#x017F;a-<lb/>
chen dazu bewogen ha&#x0364;tten. An un&#x017F;erm eignem<lb/>
Ruhme i&#x017F;t uns &#x017F;o wenig gelegen, daß wir ver&#x017F;ichern,<lb/>
wir wu&#x0364;rden ganz gleichgu&#x0364;ltig bey den Urtheilen des<lb/>
Le&#x017F;ers &#x017F;eyn. Ja, wir erniedrigen uns vielmals &#x017F;o<lb/>
weit, daß wir bitten, man mo&#x0364;chte uns un&#x017F;re Fehler<lb/>
zeigen, und uns auf den rechten Weg fu&#x0364;hren. Aber,<lb/>
dem mag der Himmel gna&#x0364;dig &#x017F;eyn, der die&#x017F;es nur<lb/>
einmal ver&#x017F;ucht! Man wage es nur, und &#x017F;age uns,<lb/>
daß un&#x017F;er Vortrag unordentlich und trocken &#x017F;ey,<lb/>
daß un&#x017F;re Wahrheiten &#x017F;ehr alte Wahrheiten wa&#x0364;ren,<lb/>
daß kein Men&#x017F;ch einen Nutzen aus un&#x017F;ern Schrif-<lb/>
ten erlangen ko&#x0364;nnte, daß wir un&#x017F;rer Amtspflicht ei-<lb/>
ne be&#x017F;&#x017F;ere Gnu&#x0364;ge gelei&#x017F;tet haben wu&#x0364;rden, wenn wir<lb/>
gar ge&#x017F;chwiegen ha&#x0364;tten; man ziehe in Zweifel, ob<lb/>
un&#x017F;re Obern, und nicht vielmehr wir &#x017F;elb&#x017F;t, uns auf-<lb/>
gemuntert haben: Jn was fu&#x0364;r eine Wut wird man<lb/>
uns Patrioten bringen! Wie grimmig werden wir<lb/>
mit ihnen verfahren! Nicht das Vaterland, nicht<lb/>
die Erbauung des Nebenchri&#x017F;ten, nicht das Wohl<lb/>
un&#x017F;rer Mitbu&#x0364;rger, nein; uns &#x017F;elb&#x017F;t, un&#x017F;re beleidigte<lb/>
Ehre werden wir vertheidigen!</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Und</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0134] Hinkmars von Repkow nicht ausdruͤcklich. Aber das waͤre auch wider al- les Herkommen. Wir verſichern vielmehr den Le- ſer, daß unſre Schriften das Tageslicht nimmer- mehr wuͤrden erblickt haben, wenn uns nicht die Er- bauung des Nebenchriſten, die Beſſerung der Ge- muͤther, die Befoͤrderung des Wohls unſrer Mit- buͤrger, die ſchwere Amtspflicht, die ernſthafte Auf- munterung unſrer Obern, das Anliegen des Buch- haͤndlers, und noch hundert andre ruͤhmliche Urſa- chen dazu bewogen haͤtten. An unſerm eignem Ruhme iſt uns ſo wenig gelegen, daß wir verſichern, wir wuͤrden ganz gleichguͤltig bey den Urtheilen des Leſers ſeyn. Ja, wir erniedrigen uns vielmals ſo weit, daß wir bitten, man moͤchte uns unſre Fehler zeigen, und uns auf den rechten Weg fuͤhren. Aber, dem mag der Himmel gnaͤdig ſeyn, der dieſes nur einmal verſucht! Man wage es nur, und ſage uns, daß unſer Vortrag unordentlich und trocken ſey, daß unſre Wahrheiten ſehr alte Wahrheiten waͤren, daß kein Menſch einen Nutzen aus unſern Schrif- ten erlangen koͤnnte, daß wir unſrer Amtspflicht ei- ne beſſere Gnuͤge geleiſtet haben wuͤrden, wenn wir gar geſchwiegen haͤtten; man ziehe in Zweifel, ob unſre Obern, und nicht vielmehr wir ſelbſt, uns auf- gemuntert haben: Jn was fuͤr eine Wut wird man uns Patrioten bringen! Wie grimmig werden wir mit ihnen verfahren! Nicht das Vaterland, nicht die Erbauung des Nebenchriſten, nicht das Wohl unſrer Mitbuͤrger, nein; uns ſelbſt, unſre beleidigte Ehre werden wir vertheidigen! Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/134
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/134>, abgerufen am 15.05.2024.