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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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Hinkmars von Repkow
aber lieber auf das gültige Zeugniß des so glaub-
würdigen Berkenmeyers beziehen, welcher uns von
einem gewissen unbekannten und sehr weit entlegnen
Volk erzählt, "daß ihre Ehen die glückseligsten
"und vergnügtesten Ehen wären, und daß ein je-
"der glaube, die beste Frau zu haben. Die Wei-
"ber unter diesem fremden Volke wären gefällig,
"treu, und verehrten die Männer, als ihre Herren.
"Man fände unter ihnen Weiber, welche in der
"zwar etwas rauhen Sprache ihres Landes die
"Redlichkeit ihrer Männer besängen, und Män-
"ner, welche die Zärtlichkeit ihrer Weiber mit glei-
"chen Liedern vergälten." Dieses sind des vor-
trefflichen Berkenmeyers eigne Worte, und wer
solches für ein Mährchen aus Amerika halten woll-
te; der würde sich an Berkenmeyern und an unserm
Frauenzimmer sehr versündigen. Jch weis es,
daß es eine hämische Lobschrift auf die bösen Män-
ner a), und eine boshafte Trauerrede eines Witt-
wer b) giebt. Das wirft aber meinen Satz
noch gar nicht um. Wir wissen es gar wohl, daß
die erste ein erbittertes Frauenzimmer gemacht
hat, an welcher es gar nicht liegt, daß sie, als
Jungfer, alt und Lebens satt ihren Geist aufgeben
muß; und von dem Verfasser der Trauerrede
ist es in ganz Leipzig bekannt, daß er auf diesen
verzweifelten Entschluß, seine Rede zu machen,
nicht eher gefallen, als da man ihm, wegen seiner

beson-
a) im I. Th. dieser Sammlung, a. d. 61 S.
b) im I. Th. dieser Sammlung, a. d. 69 S.

Hinkmars von Repkow
aber lieber auf das guͤltige Zeugniß des ſo glaub-
wuͤrdigen Berkenmeyers beziehen, welcher uns von
einem gewiſſen unbekannten und ſehr weit entlegnen
Volk erzaͤhlt, „daß ihre Ehen die gluͤckſeligſten
„und vergnuͤgteſten Ehen waͤren, und daß ein je-
„der glaube, die beſte Frau zu haben. Die Wei-
„ber unter dieſem fremden Volke waͤren gefaͤllig,
„treu, und verehrten die Maͤnner, als ihre Herren.
„Man faͤnde unter ihnen Weiber, welche in der
„zwar etwas rauhen Sprache ihres Landes die
„Redlichkeit ihrer Maͤnner beſaͤngen, und Maͤn-
„ner, welche die Zaͤrtlichkeit ihrer Weiber mit glei-
„chen Liedern vergaͤlten.„ Dieſes ſind des vor-
trefflichen Berkenmeyers eigne Worte, und wer
ſolches fuͤr ein Maͤhrchen aus Amerika halten woll-
te; der wuͤrde ſich an Berkenmeyern und an unſerm
Frauenzimmer ſehr verſuͤndigen. Jch weis es,
daß es eine haͤmiſche Lobſchrift auf die boͤſen Maͤn-
ner a), und eine boshafte Trauerrede eines Witt-
wer b) giebt. Das wirft aber meinen Satz
noch gar nicht um. Wir wiſſen es gar wohl, daß
die erſte ein erbittertes Frauenzimmer gemacht
hat, an welcher es gar nicht liegt, daß ſie, als
Jungfer, alt und Lebens ſatt ihren Geiſt aufgeben
muß; und von dem Verfaſſer der Trauerrede
iſt es in ganz Leipzig bekannt, daß er auf dieſen
verzweifelten Entſchluß, ſeine Rede zu machen,
nicht eher gefallen, als da man ihm, wegen ſeiner

beſon-
a) im I. Th. dieſer Sammlung, a. d. 61 S.
b) im I. Th. dieſer Sammlung, a. d. 69 S.
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[150/0150] Hinkmars von Repkow aber lieber auf das guͤltige Zeugniß des ſo glaub- wuͤrdigen Berkenmeyers beziehen, welcher uns von einem gewiſſen unbekannten und ſehr weit entlegnen Volk erzaͤhlt, „daß ihre Ehen die gluͤckſeligſten „und vergnuͤgteſten Ehen waͤren, und daß ein je- „der glaube, die beſte Frau zu haben. Die Wei- „ber unter dieſem fremden Volke waͤren gefaͤllig, „treu, und verehrten die Maͤnner, als ihre Herren. „Man faͤnde unter ihnen Weiber, welche in der „zwar etwas rauhen Sprache ihres Landes die „Redlichkeit ihrer Maͤnner beſaͤngen, und Maͤn- „ner, welche die Zaͤrtlichkeit ihrer Weiber mit glei- „chen Liedern vergaͤlten.„ Dieſes ſind des vor- trefflichen Berkenmeyers eigne Worte, und wer ſolches fuͤr ein Maͤhrchen aus Amerika halten woll- te; der wuͤrde ſich an Berkenmeyern und an unſerm Frauenzimmer ſehr verſuͤndigen. Jch weis es, daß es eine haͤmiſche Lobſchrift auf die boͤſen Maͤn- ner a), und eine boshafte Trauerrede eines Witt- wer b) giebt. Das wirft aber meinen Satz noch gar nicht um. Wir wiſſen es gar wohl, daß die erſte ein erbittertes Frauenzimmer gemacht hat, an welcher es gar nicht liegt, daß ſie, als Jungfer, alt und Lebens ſatt ihren Geiſt aufgeben muß; und von dem Verfaſſer der Trauerrede iſt es in ganz Leipzig bekannt, daß er auf dieſen verzweifelten Entſchluß, ſeine Rede zu machen, nicht eher gefallen, als da man ihm, wegen ſeiner beſon- a) im I. Th. dieſer Sammlung, a. d. 61 S. b) im I. Th. dieſer Sammlung, a. d. 69 S.

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/150>, abgerufen am 24.11.2024.