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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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Hinkmars von Repkow
Geistlichen. So bald sich aber ein Geistlicher auf
eine unglückliche Art unter die Schriftsteller mengt,
und durch sein Exempel den alten und wahren Satz
bekräftigt, daß ein ehrwürdiger Mann gar wohl
ein elender Autor seyn könne: So bald vergesse ich
den Priester, und lache über den Schmierer. Wie
unzeitig würde der Eifer seyn, wenn mich dieser
Mann um deswillen verketzern, und sagen wollte;
ich hätte die Hochachtung beleidigt, welche man sei-
nem Amte nach den göttlichen und weltlichen Rech-
ten schuldig sey, und welche unter allen Völkern für
etwas so unverbrüchliches gehalten worden?

Jch befürchte, der Witz dürfte dadurch sehr viel
leiden, wenn wir die Galanterie so hoch treiben, und
die Fehler einer Scribentinn dulden, oder gar be-
wundern wollten, bloß darum, weil sie von den
Händen eines Frauenzimmers kämen. Wir haben
bereits unter unsern Mannspersonen eine so große
Menge erbärmlicher Schriftsteller, daß es sehr un-
verantwortlich seyn würde, auch die andre Hälfte
des menschlichen Geschlechts mit dieser Autorseuche
zu verwahrlosen. Jch wünschte wohl, daß alle
Frauenzimmer einen Geschmack an den schönen Wis-
senschaften fänden; aber das wolle der Himmel nicht,
daß alle Frauenzimmer dasjenige prächtig drucken
lassen, was sie mittelmäßig gedacht haben! Jhren
Freunden mögen sie es vorlesen, und ich werde es
selbst mit Vergnügen anhören, wenn es gleich hin
und wieder fehlerhaft ist; nur gedruckt mag ich es

nicht

Hinkmars von Repkow
Geiſtlichen. So bald ſich aber ein Geiſtlicher auf
eine ungluͤckliche Art unter die Schriftſteller mengt,
und durch ſein Exempel den alten und wahren Satz
bekraͤftigt, daß ein ehrwuͤrdiger Mann gar wohl
ein elender Autor ſeyn koͤnne: So bald vergeſſe ich
den Prieſter, und lache uͤber den Schmierer. Wie
unzeitig wuͤrde der Eifer ſeyn, wenn mich dieſer
Mann um deswillen verketzern, und ſagen wollte;
ich haͤtte die Hochachtung beleidigt, welche man ſei-
nem Amte nach den goͤttlichen und weltlichen Rech-
ten ſchuldig ſey, und welche unter allen Voͤlkern fuͤr
etwas ſo unverbruͤchliches gehalten worden?

Jch befuͤrchte, der Witz duͤrfte dadurch ſehr viel
leiden, wenn wir die Galanterie ſo hoch treiben, und
die Fehler einer Scribentinn dulden, oder gar be-
wundern wollten, bloß darum, weil ſie von den
Haͤnden eines Frauenzimmers kaͤmen. Wir haben
bereits unter unſern Mannsperſonen eine ſo große
Menge erbaͤrmlicher Schriftſteller, daß es ſehr un-
verantwortlich ſeyn wuͤrde, auch die andre Haͤlfte
des menſchlichen Geſchlechts mit dieſer Autorſeuche
zu verwahrloſen. Jch wuͤnſchte wohl, daß alle
Frauenzimmer einen Geſchmack an den ſchoͤnen Wiſ-
ſenſchaften faͤnden; aber das wolle der Himmel nicht,
daß alle Frauenzimmer dasjenige praͤchtig drucken
laſſen, was ſie mittelmaͤßig gedacht haben! Jhren
Freunden moͤgen ſie es vorleſen, und ich werde es
ſelbſt mit Vergnuͤgen anhoͤren, wenn es gleich hin
und wieder fehlerhaft iſt; nur gedruckt mag ich es

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[162/0162] Hinkmars von Repkow Geiſtlichen. So bald ſich aber ein Geiſtlicher auf eine ungluͤckliche Art unter die Schriftſteller mengt, und durch ſein Exempel den alten und wahren Satz bekraͤftigt, daß ein ehrwuͤrdiger Mann gar wohl ein elender Autor ſeyn koͤnne: So bald vergeſſe ich den Prieſter, und lache uͤber den Schmierer. Wie unzeitig wuͤrde der Eifer ſeyn, wenn mich dieſer Mann um deswillen verketzern, und ſagen wollte; ich haͤtte die Hochachtung beleidigt, welche man ſei- nem Amte nach den goͤttlichen und weltlichen Rech- ten ſchuldig ſey, und welche unter allen Voͤlkern fuͤr etwas ſo unverbruͤchliches gehalten worden? Jch befuͤrchte, der Witz duͤrfte dadurch ſehr viel leiden, wenn wir die Galanterie ſo hoch treiben, und die Fehler einer Scribentinn dulden, oder gar be- wundern wollten, bloß darum, weil ſie von den Haͤnden eines Frauenzimmers kaͤmen. Wir haben bereits unter unſern Mannsperſonen eine ſo große Menge erbaͤrmlicher Schriftſteller, daß es ſehr un- verantwortlich ſeyn wuͤrde, auch die andre Haͤlfte des menſchlichen Geſchlechts mit dieſer Autorſeuche zu verwahrloſen. Jch wuͤnſchte wohl, daß alle Frauenzimmer einen Geſchmack an den ſchoͤnen Wiſ- ſenſchaften faͤnden; aber das wolle der Himmel nicht, daß alle Frauenzimmer dasjenige praͤchtig drucken laſſen, was ſie mittelmaͤßig gedacht haben! Jhren Freunden moͤgen ſie es vorleſen, und ich werde es ſelbſt mit Vergnuͤgen anhoͤren, wenn es gleich hin und wieder fehlerhaft iſt; nur gedruckt mag ich es nicht

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/162>, abgerufen am 21.11.2024.