[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.Versuch unnütze Gelehrte in Deutschland seyn müssen, da al-lein in meiner Familie, welche doch die stärkste nicht ist, so viele sind, denen der Titel eines wahrhaften Gelehrten streitig gemacht werden kann. Da ich bisher untersucht habe, was eigentlich ein Gelehrter Hochmuth; dieses Wort ist von Gelehrter Wind, hievon siehe mit mehrern Gelehr-
Verſuch unnuͤtze Gelehrte in Deutſchland ſeyn muͤſſen, da al-lein in meiner Familie, welche doch die ſtaͤrkſte nicht iſt, ſo viele ſind, denen der Titel eines wahrhaften Gelehrten ſtreitig gemacht werden kann. Da ich bisher unterſucht habe, was eigentlich ein Gelehrter Hochmuth; dieſes Wort iſt von Gelehrter Wind, hievon ſiehe mit mehrern Gelehr-
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Verſuch
unnuͤtze Gelehrte in Deutſchland ſeyn muͤſſen, da al-
lein in meiner Familie, welche doch die ſtaͤrkſte nicht
iſt, ſo viele ſind, denen der Titel eines wahrhaften
Gelehrten ſtreitig gemacht werden kann.
Da ich bisher unterſucht habe, was eigentlich ein
Gelehrter ſey: So muß ich noch ein paar Bedeutun-
gen des Worts gelehrt anfuͤhren. Nichts iſt ge-
woͤhnlicher, als daß man von Buͤchern das Urtheil
faͤllen hoͤrt: Es iſt ein gelehrtes Werk! Aber
die Begriffe, die ein jeder dabey hat, ſind ſehr unter-
ſchieden. Was der Philoſoph gelehrt nennt, das
koͤmmt dem Rechtsgelehrten pedantiſch vor, und ich
habe einen finſtern Mathematiker geſehen, welcher
in ſeinem Leben zum erſtenmale lachte, als er hoͤrte,
daß man eine witzige Monatſchrift unter die ge-
lehrten Buͤcher rechnen wollte. Mit einem Worte;
es geht mit der Gelehrſamkeit, wie mit der Reli-
gion. Ein jeder haͤlt nur die ſeinige fuͤr die wahre,
alle andre Religionsverwandte aber fuͤr Ketzer.
Gelehrter Hochmuth; dieſes Wort iſt von
einer ſo weitlaͤuftigen Bedeutung, daß es eine ab-
ſonderliche Abhandlung erfodert, welche wenigſtens
ſo viel Baͤnde einnehmen duͤrfte, als die europaͤiſche
Fama.
Gelehrter Wind, hievon ſiehe mit mehrern
die meiſten Vorreden.
Gelehr-
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