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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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Geheime Nachricht
Schuldthurme gerettet. Sie fällt ihm wimmernd
um den Hals, da er im Begriffe steht, sich zum
drittenmale ohne Rettung in denselben zu bringen.
Sollte Diaper zweifeln, daß seine Frau vernünf-
tig sey? Nein, daran zweifelt er nicht; aber es ist
seine Frau, und seiner Frau darf ein rechtschaffner
Mann nicht folgen; denn er verlöre sonst die
Herrschaft, die ihm nach göttlichen und weltlichen
Rechten zukömmt. Er ist diesen Abend gesonnen,
zu Hause zu bleiben; seine Frau schmeichelt ihm we-
gen dieses vernünftigen Entschlusses. Gleich ändert
er seinen Vorsatz; er geht aus, und zwar in die lüder-
lichste Gesellschaft, zu zeigen, daß nur er Herr im
Hause sey, und nicht seine Frau. Der Kopf thut
ihm nach dem gestrigen Rausche weh; diesen Abend
will er nicht trinken. Er sagt es, und giebt auf
die Mienen seiner Frau Achtung. Diese Unglück-
selige scheint ganz freudig darüber zu seyn. Kaum
merkt er es, als er sich ankleidet, und die ganze
Nacht durch säuft. Er wird krank nach Hause ge-
bracht. Das schadet nichts; er hat doch seine
Herrschaft behauptet. Jst Diaper nicht ein
Narr? Jch sollte es wohl meynen. Er soll ins
Tollhaus!

Der junge Thomas Swallow wird sich wun-
dern, wenn er erfahren wird, daß er in meinem
Tollhause alt werden soll. Er ist in der That nicht
älter, als siebenzehen Jahr, aber bey ihm kann das
Alter nicht entschuldigen. Er verdient meine Vor-

sorge,

Geheime Nachricht
Schuldthurme gerettet. Sie faͤllt ihm wimmernd
um den Hals, da er im Begriffe ſteht, ſich zum
drittenmale ohne Rettung in denſelben zu bringen.
Sollte Diaper zweifeln, daß ſeine Frau vernuͤnf-
tig ſey? Nein, daran zweifelt er nicht; aber es iſt
ſeine Frau, und ſeiner Frau darf ein rechtſchaffner
Mann nicht folgen; denn er verloͤre ſonſt die
Herrſchaft, die ihm nach goͤttlichen und weltlichen
Rechten zukoͤmmt. Er iſt dieſen Abend geſonnen,
zu Hauſe zu bleiben; ſeine Frau ſchmeichelt ihm we-
gen dieſes vernuͤnftigen Entſchluſſes. Gleich aͤndert
er ſeinen Vorſatz; er geht aus, und zwar in die luͤder-
lichſte Geſellſchaft, zu zeigen, daß nur er Herr im
Hauſe ſey, und nicht ſeine Frau. Der Kopf thut
ihm nach dem geſtrigen Rauſche weh; dieſen Abend
will er nicht trinken. Er ſagt es, und giebt auf
die Mienen ſeiner Frau Achtung. Dieſe Ungluͤck-
ſelige ſcheint ganz freudig daruͤber zu ſeyn. Kaum
merkt er es, als er ſich ankleidet, und die ganze
Nacht durch ſaͤuft. Er wird krank nach Hauſe ge-
bracht. Das ſchadet nichts; er hat doch ſeine
Herrſchaft behauptet. Jſt Diaper nicht ein
Narr? Jch ſollte es wohl meynen. Er ſoll ins
Tollhaus!

Der junge Thomas Swallow wird ſich wun-
dern, wenn er erfahren wird, daß er in meinem
Tollhauſe alt werden ſoll. Er iſt in der That nicht
aͤlter, als ſiebenzehen Jahr, aber bey ihm kann das
Alter nicht entſchuldigen. Er verdient meine Vor-

ſorge,
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[250/0250] Geheime Nachricht Schuldthurme gerettet. Sie faͤllt ihm wimmernd um den Hals, da er im Begriffe ſteht, ſich zum drittenmale ohne Rettung in denſelben zu bringen. Sollte Diaper zweifeln, daß ſeine Frau vernuͤnf- tig ſey? Nein, daran zweifelt er nicht; aber es iſt ſeine Frau, und ſeiner Frau darf ein rechtſchaffner Mann nicht folgen; denn er verloͤre ſonſt die Herrſchaft, die ihm nach goͤttlichen und weltlichen Rechten zukoͤmmt. Er iſt dieſen Abend geſonnen, zu Hauſe zu bleiben; ſeine Frau ſchmeichelt ihm we- gen dieſes vernuͤnftigen Entſchluſſes. Gleich aͤndert er ſeinen Vorſatz; er geht aus, und zwar in die luͤder- lichſte Geſellſchaft, zu zeigen, daß nur er Herr im Hauſe ſey, und nicht ſeine Frau. Der Kopf thut ihm nach dem geſtrigen Rauſche weh; dieſen Abend will er nicht trinken. Er ſagt es, und giebt auf die Mienen ſeiner Frau Achtung. Dieſe Ungluͤck- ſelige ſcheint ganz freudig daruͤber zu ſeyn. Kaum merkt er es, als er ſich ankleidet, und die ganze Nacht durch ſaͤuft. Er wird krank nach Hauſe ge- bracht. Das ſchadet nichts; er hat doch ſeine Herrſchaft behauptet. Jſt Diaper nicht ein Narr? Jch ſollte es wohl meynen. Er ſoll ins Tollhaus! Der junge Thomas Swallow wird ſich wun- dern, wenn er erfahren wird, daß er in meinem Tollhauſe alt werden ſoll. Er iſt in der That nicht aͤlter, als ſiebenzehen Jahr, aber bey ihm kann das Alter nicht entſchuldigen. Er verdient meine Vor- ſorge,

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/250>, abgerufen am 22.11.2024.