[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.von Swifts letztem Willen. Volks unterzubringen, und unterhalten zu können.Man hat bereits bey einigen deutschen Höfen unter der Hand auszuwirken gesucht, daß ein jeder ihrer Unterthanen, besonders derjenigen Gelehrten, wel- che das Ansehen haben wollen, weit klüger zu seyn, als andre, zehen und mehr Reichsthaler zu dieser Stiftung beytragen, und dagegen eine Qvittung in Form eines Attestats bekommen soll, daß er ein großer, berühmter, vernünftiger, und gründlich- gelehrter Mann sey, und seinen Verstand mit so und so viel Thalern gelöst habe. Die Na- men dieser Subscribenten sollen gedruckt werden, und niemand soll alsdann, bey schwerer Strafe, befugt seyn, an ihrer Klugheit im geringsten zu zweifeln. Hierdurch hofft man erstaunende Sum- men aufzubringen. Das Parlament sieht es zwar zum voraus, daß die größten Narren am meisten dazu steuern werden, um recht klug zu scheinen. Aber es thut nichts. Es ist doch we- nigstens dazu gut, daß sie auf solche Art ihre Collegen ernähren helfen. Man giebt sich von Seiten Frankreichs viel so
von Swifts letztem Willen. Volks unterzubringen, und unterhalten zu koͤnnen.Man hat bereits bey einigen deutſchen Hoͤfen unter der Hand auszuwirken geſucht, daß ein jeder ihrer Unterthanen, beſonders derjenigen Gelehrten, wel- che das Anſehen haben wollen, weit kluͤger zu ſeyn, als andre, zehen und mehr Reichsthaler zu dieſer Stiftung beytragen, und dagegen eine Qvittung in Form eines Atteſtats bekommen ſoll, daß er ein großer, beruͤhmter, vernuͤnftiger, und gruͤndlich- gelehrter Mann ſey, und ſeinen Verſtand mit ſo und ſo viel Thalern geloͤſt habe. Die Na- men dieſer Subſcribenten ſollen gedruckt werden, und niemand ſoll alsdann, bey ſchwerer Strafe, befugt ſeyn, an ihrer Klugheit im geringſten zu zweifeln. Hierdurch hofft man erſtaunende Sum- men aufzubringen. Das Parlament ſieht es zwar zum voraus, daß die groͤßten Narren am meiſten dazu ſteuern werden, um recht klug zu ſcheinen. Aber es thut nichts. Es iſt doch we- nigſtens dazu gut, daß ſie auf ſolche Art ihre Collegen ernaͤhren helfen. Man giebt ſich von Seiten Frankreichs viel ſo
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von Swifts letztem Willen.
Volks unterzubringen, und unterhalten zu koͤnnen.
Man hat bereits bey einigen deutſchen Hoͤfen unter
der Hand auszuwirken geſucht, daß ein jeder ihrer
Unterthanen, beſonders derjenigen Gelehrten, wel-
che das Anſehen haben wollen, weit kluͤger zu ſeyn,
als andre, zehen und mehr Reichsthaler zu dieſer
Stiftung beytragen, und dagegen eine Qvittung
in Form eines Atteſtats bekommen ſoll, daß er ein
großer, beruͤhmter, vernuͤnftiger, und gruͤndlich-
gelehrter Mann ſey, und ſeinen Verſtand mit ſo
und ſo viel Thalern geloͤſt habe. Die Na-
men dieſer Subſcribenten ſollen gedruckt werden,
und niemand ſoll alsdann, bey ſchwerer Strafe,
befugt ſeyn, an ihrer Klugheit im geringſten zu
zweifeln. Hierdurch hofft man erſtaunende Sum-
men aufzubringen. Das Parlament ſieht es
zwar zum voraus, daß die groͤßten Narren am
meiſten dazu ſteuern werden, um recht klug zu
ſcheinen. Aber es thut nichts. Es iſt doch we-
nigſtens dazu gut, daß ſie auf ſolche Art ihre
Collegen ernaͤhren helfen.
Man giebt ſich von Seiten Frankreichs viel
Muͤhe, daß die daſigen Narren auch aufgenommen
werden moͤchten, und der Herr von Hoey ſoll ein
ſehr nachdruͤckliches Empfehlungsſchreiben heruͤber
geſendet haben. Es iſt ihm aber rund abgeſchlagen
worden. Und dieſes mit Rechte. Denn unſre Na-
tion iſt durch gegenwaͤrtigen Krieg ziemlichermaaſ-
ſen erſchoͤpft, und daher nicht im Stande, eine
ſo
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