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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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Ein Traum
noch Drohen; er fiel über mich her, warf mich zu
Boden, und ich würde gewiß die erschrecklichsten
Experimente haben ausstehen müssen, wenn nicht
mein Begleiter, ich weis nicht mehr, was für ein
Mittel, ausfündig gemacht hätte, mich den Klauen
meines barbarischen Wohlthäters zu entreißen.

Jndem ich noch vor Schrecken außer mir war,
so kam ein Schatten, welcher diese Gewaltthätigkei-
ten von ferne wahrgenommen haben mochte, in
vollem Laufe auf mich zu. "Protestiren Sie, mein
"Herr, rief er, als er wohl noch zehen Schritte von
"mir war, protestiren sie! Ergreifen sie das heilsa-
"me beneficium appellationis! Sie können es be-
"zahlen, ich sehe es Jhnen an, Sie haben die gerech-
"teste Sache von der Welt. Jch diene Jhnen mit
"Vergnügen, und ich will es billig machen, Sie sollen
"es erfahren. Wir wollen unsern Gegner ermü-
"den, bis er selbst kommen, und einen Vergleich
"anbieten soll. Jch will Jhnen für ein weniges
"Geld Zeugen schaffen, so viel Sie verlangen. Be-
"fehlen Sie etwan alte Documente? Jch will gleich
"welche zurechte machen. Wir wollen die Sache
"durch alle Jnstantien durchsetzen, und verlangen
"Sie es, so müßte ich meine Praxin schlecht verste-
"hen, wenn ich es nicht in möglichster Kürze dahin
"bringen wollte, daß Jhr Rechtshandel in dreyßig
"Jahren noch eben so verwirrt aussehen sollte, als
"er itzt ist. Jch bin recht dazu geboren, meinen
"bedrängten Clienten beyzustehen. Feige werde
"ich, dem Himmel sey Dank, auch durch nichts, und
"im Schreiben bin ich unermüdet, so lange ich noch

einen

Ein Traum
noch Drohen; er fiel uͤber mich her, warf mich zu
Boden, und ich wuͤrde gewiß die erſchrecklichſten
Experimente haben ausſtehen muͤſſen, wenn nicht
mein Begleiter, ich weis nicht mehr, was fuͤr ein
Mittel, ausfuͤndig gemacht haͤtte, mich den Klauen
meines barbariſchen Wohlthaͤters zu entreißen.

Jndem ich noch vor Schrecken außer mir war,
ſo kam ein Schatten, welcher dieſe Gewaltthaͤtigkei-
ten von ferne wahrgenommen haben mochte, in
vollem Laufe auf mich zu. „Proteſtiren Sie, mein
„Herr, rief er, als er wohl noch zehen Schritte von
„mir war, proteſtiren ſie! Ergreifen ſie das heilſa-
„me beneficium appellationis! Sie koͤnnen es be-
„zahlen, ich ſehe es Jhnen an, Sie haben die gerech-
„teſte Sache von der Welt. Jch diene Jhnen mit
„Vergnuͤgen, und ich will es billig machen, Sie ſollen
„es erfahren. Wir wollen unſern Gegner ermuͤ-
„den, bis er ſelbſt kommen, und einen Vergleich
„anbieten ſoll. Jch will Jhnen fuͤr ein weniges
„Geld Zeugen ſchaffen, ſo viel Sie verlangen. Be-
„fehlen Sie etwan alte Documente? Jch will gleich
„welche zurechte machen. Wir wollen die Sache
„durch alle Jnſtantien durchſetzen, und verlangen
„Sie es, ſo muͤßte ich meine Praxin ſchlecht verſte-
„hen, wenn ich es nicht in moͤglichſter Kuͤrze dahin
„bringen wollte, daß Jhr Rechtshandel in dreyßig
„Jahren noch eben ſo verwirrt ausſehen ſollte, als
„er itzt iſt. Jch bin recht dazu geboren, meinen
„bedraͤngten Clienten beyzuſtehen. Feige werde
„ich, dem Himmel ſey Dank, auch durch nichts, und
„im Schreiben bin ich unermuͤdet, ſo lange ich noch

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[36/0036] Ein Traum noch Drohen; er fiel uͤber mich her, warf mich zu Boden, und ich wuͤrde gewiß die erſchrecklichſten Experimente haben ausſtehen muͤſſen, wenn nicht mein Begleiter, ich weis nicht mehr, was fuͤr ein Mittel, ausfuͤndig gemacht haͤtte, mich den Klauen meines barbariſchen Wohlthaͤters zu entreißen. Jndem ich noch vor Schrecken außer mir war, ſo kam ein Schatten, welcher dieſe Gewaltthaͤtigkei- ten von ferne wahrgenommen haben mochte, in vollem Laufe auf mich zu. „Proteſtiren Sie, mein „Herr, rief er, als er wohl noch zehen Schritte von „mir war, proteſtiren ſie! Ergreifen ſie das heilſa- „me beneficium appellationis! Sie koͤnnen es be- „zahlen, ich ſehe es Jhnen an, Sie haben die gerech- „teſte Sache von der Welt. Jch diene Jhnen mit „Vergnuͤgen, und ich will es billig machen, Sie ſollen „es erfahren. Wir wollen unſern Gegner ermuͤ- „den, bis er ſelbſt kommen, und einen Vergleich „anbieten ſoll. Jch will Jhnen fuͤr ein weniges „Geld Zeugen ſchaffen, ſo viel Sie verlangen. Be- „fehlen Sie etwan alte Documente? Jch will gleich „welche zurechte machen. Wir wollen die Sache „durch alle Jnſtantien durchſetzen, und verlangen „Sie es, ſo muͤßte ich meine Praxin ſchlecht verſte- „hen, wenn ich es nicht in moͤglichſter Kuͤrze dahin „bringen wollte, daß Jhr Rechtshandel in dreyßig „Jahren noch eben ſo verwirrt ausſehen ſollte, als „er itzt iſt. Jch bin recht dazu geboren, meinen „bedraͤngten Clienten beyzuſtehen. Feige werde „ich, dem Himmel ſey Dank, auch durch nichts, und „im Schreiben bin ich unermuͤdet, ſo lange ich noch einen

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/36>, abgerufen am 23.11.2024.