"sollte. Jch würde ungefähr diesen Brief dazu "schreiben."
Mein Herr,
Sie werden sich nun nicht mehr wundern, wenn ich Jhnen die Ursache sage, warum ich ge- stern Abends in einer beständigen Zerstreuung ge- spielt habe. Der Advocat meines Gegners ist bey mir gewesen, und hat mich so lange aufgehalten, bis ich zu Jhnen gieng. Der ungewissenhafte Mann! Seine Bosheit hat neue Waffen erdacht, mich nieder zu werfen. Bey der gerechtesten Sache, die ich habe, kann ich doch der unglücklichste Mann werden. Er macht gar kein Geheimniß daraus, daß er nicht eher ruhen will, bis er mich ganz mür- be gemacht. Seine Wut geht so weit, daß er selbst Sie, mein Herr, nicht schonet, und in allen Gesellschaften ungescheut vorgiebt, Sie wären der einzige, der sich einkommen ließ, ihn an seinem Rechte zu hindern. Ein solcher Vorwurf muß einen gerechten und unpartheyischen Mann, wie Sie sind, mehr vergnügen, als kränken. Sie also, mein Herr, sind nach dem Bekenntnisse Jhrer und meiner Feinde noch der einzige, der meine gute Sa- che unterstützt. Wie glücklich bin ich, wenn Sie die
Gütig-
Satyriſche Briefe.
„ſollte. Jch wuͤrde ungefaͤhr dieſen Brief dazu „ſchreiben.„
Mein Herr,
Sie werden ſich nun nicht mehr wundern, wenn ich Jhnen die Urſache ſage, warum ich ge- ſtern Abends in einer beſtaͤndigen Zerſtreuung ge- ſpielt habe. Der Advocat meines Gegners iſt bey mir geweſen, und hat mich ſo lange aufgehalten, bis ich zu Jhnen gieng. Der ungewiſſenhafte Mann! Seine Bosheit hat neue Waffen erdacht, mich nieder zu werfen. Bey der gerechteſten Sache, die ich habe, kann ich doch der ungluͤcklichſte Mann werden. Er macht gar kein Geheimniß daraus, daß er nicht eher ruhen will, bis er mich ganz muͤr- be gemacht. Seine Wut geht ſo weit, daß er ſelbſt Sie, mein Herr, nicht ſchonet, und in allen Geſellſchaften ungeſcheut vorgiebt, Sie waͤren der einzige, der ſich einkommen ließ, ihn an ſeinem Rechte zu hindern. Ein ſolcher Vorwurf muß einen gerechten und unpartheyiſchen Mann, wie Sie ſind, mehr vergnuͤgen, als kraͤnken. Sie alſo, mein Herr, ſind nach dem Bekenntniſſe Jhrer und meiner Feinde noch der einzige, der meine gute Sa- che unterſtuͤtzt. Wie gluͤcklich bin ich, wenn Sie die
Guͤtig-
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Satyriſche Briefe.
„ſollte. Jch wuͤrde ungefaͤhr dieſen Brief dazu
„ſchreiben.„
Mein Herr,
Sie werden ſich nun nicht mehr wundern, wenn
ich Jhnen die Urſache ſage, warum ich ge-
ſtern Abends in einer beſtaͤndigen Zerſtreuung ge-
ſpielt habe. Der Advocat meines Gegners iſt bey
mir geweſen, und hat mich ſo lange aufgehalten,
bis ich zu Jhnen gieng. Der ungewiſſenhafte
Mann! Seine Bosheit hat neue Waffen erdacht,
mich nieder zu werfen. Bey der gerechteſten Sache,
die ich habe, kann ich doch der ungluͤcklichſte Mann
werden. Er macht gar kein Geheimniß daraus,
daß er nicht eher ruhen will, bis er mich ganz muͤr-
be gemacht. Seine Wut geht ſo weit, daß er
ſelbſt Sie, mein Herr, nicht ſchonet, und in allen
Geſellſchaften ungeſcheut vorgiebt, Sie waͤren der
einzige, der ſich einkommen ließ, ihn an ſeinem
Rechte zu hindern. Ein ſolcher Vorwurf muß
einen gerechten und unpartheyiſchen Mann, wie
Sie ſind, mehr vergnuͤgen, als kraͤnken. Sie alſo,
mein Herr, ſind nach dem Bekenntniſſe Jhrer und
meiner Feinde noch der einzige, der meine gute Sa-
che unterſtuͤtzt. Wie gluͤcklich bin ich, wenn Sie die
Guͤtig-
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/105>, abgerufen am 23.11.2024.
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