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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
gerechten und großmüthigen Richters erwarten.
Die armen Kinder verstehen mich nicht, sie wei-
nen, weil sie mich weinen sehen, und küssen mei-
ne mütterlichen Zähren. Gewiß, mein Herr,
Sie haben das Leben von fünf Unschuldigen in
Jhren Händen. Schaffen Sie mir Recht! Jch
beschwöre Sie bey der Zärtlichkeit, die Sie als
Vater gegen Jhre Kinder haben. Erbarmen Sie
Sich meiner! Verhelfen Sie mir zu dem, was
mir gehört, und lassen Sie nicht zu, daß meine
Feinde sich meines Armuths misbrauchen. Ret-
ten Sie mich, mein Herr, damit die Thränen
meiner Kinder nicht etwan künftig einmal Jhren
Kindern zu schwer werden. Ach, mein Herr,
verzeihen Sie mir die Heftigkeit meiner Empfin-
dungen! Jch bin ganz ohne Hülfe, wenn Sie
mich verlassen. Verlassen Sie mich nicht, damit
es Jhnen und den Jhrigen beständig wohl gehe!
Jch erbitte dieses auf meinen Knien von Gott,
und bin,

Mein Herr,
Deren

demüthige Dienerinn.
Madame,

Satyriſche Briefe.
gerechten und großmuͤthigen Richters erwarten.
Die armen Kinder verſtehen mich nicht, ſie wei-
nen, weil ſie mich weinen ſehen, und kuͤſſen mei-
ne muͤtterlichen Zaͤhren. Gewiß, mein Herr,
Sie haben das Leben von fuͤnf Unſchuldigen in
Jhren Haͤnden. Schaffen Sie mir Recht! Jch
beſchwoͤre Sie bey der Zaͤrtlichkeit, die Sie als
Vater gegen Jhre Kinder haben. Erbarmen Sie
Sich meiner! Verhelfen Sie mir zu dem, was
mir gehoͤrt, und laſſen Sie nicht zu, daß meine
Feinde ſich meines Armuths misbrauchen. Ret-
ten Sie mich, mein Herr, damit die Thraͤnen
meiner Kinder nicht etwan kuͤnftig einmal Jhren
Kindern zu ſchwer werden. Ach, mein Herr,
verzeihen Sie mir die Heftigkeit meiner Empfin-
dungen! Jch bin ganz ohne Huͤlfe, wenn Sie
mich verlaſſen. Verlaſſen Sie mich nicht, damit
es Jhnen und den Jhrigen beſtaͤndig wohl gehe!
Jch erbitte dieſes auf meinen Knien von Gott,
und bin,

Mein Herr,
Deren

demuͤthige Dienerinn.
Madame,
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[107/0135] Satyriſche Briefe. gerechten und großmuͤthigen Richters erwarten. Die armen Kinder verſtehen mich nicht, ſie wei- nen, weil ſie mich weinen ſehen, und kuͤſſen mei- ne muͤtterlichen Zaͤhren. Gewiß, mein Herr, Sie haben das Leben von fuͤnf Unſchuldigen in Jhren Haͤnden. Schaffen Sie mir Recht! Jch beſchwoͤre Sie bey der Zaͤrtlichkeit, die Sie als Vater gegen Jhre Kinder haben. Erbarmen Sie Sich meiner! Verhelfen Sie mir zu dem, was mir gehoͤrt, und laſſen Sie nicht zu, daß meine Feinde ſich meines Armuths misbrauchen. Ret- ten Sie mich, mein Herr, damit die Thraͤnen meiner Kinder nicht etwan kuͤnftig einmal Jhren Kindern zu ſchwer werden. Ach, mein Herr, verzeihen Sie mir die Heftigkeit meiner Empfin- dungen! Jch bin ganz ohne Huͤlfe, wenn Sie mich verlaſſen. Verlaſſen Sie mich nicht, damit es Jhnen und den Jhrigen beſtaͤndig wohl gehe! Jch erbitte dieſes auf meinen Knien von Gott, und bin, Mein Herr, Deren demuͤthige Dienerinn. Madame,

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/135>, abgerufen am 17.05.2024.