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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
phirende Sprache, Gnädige Frau Amtshauptman-
ninn? Jch will wünschen, daß sie Jhr Gemahl
nicht versteht. Unterbrechen Sie diese Cabale.
Gewiß eine solche Schönheit, von der vorigen Re-
gierung, ist gefährlich. Jch bitte mir die Erlaub-
niß aus, daß ich Jhnen diesen Abend aufwarten,
und diejenigen Hände küssen darf, welche das Glück
haben, selbst von Jhren Feinden bewundert zu
werden. Jch werde in der gebeugten Stellung
eines demüthigen Clienten gekrochen kommen,
wegen meines Rechtshandels Jhren Vorspruch
bey Jhrem Gemahl mir auszubitten. Werden
Sie wohl, Gnädige Frau, das Herz haben, es
mit den hinreissenden Blicken der Frau Kommer-
zenräthinn anzunehmen, die für den Herrn Amts-
hauptmann desto gefährlicher seyn müssen, da sie
schon seit dreyßig Jahren gewohnt sind zu siegen?
Jch habe die Ehre zu seyn,

Gnädige Frau Amtshauptmanninn,
Jhr
unterthäniger Diener
- - - - -
Mada-
H 2

Satyriſche Briefe.
phirende Sprache, Gnaͤdige Frau Amtshauptman-
ninn? Jch will wuͤnſchen, daß ſie Jhr Gemahl
nicht verſteht. Unterbrechen Sie dieſe Cabale.
Gewiß eine ſolche Schoͤnheit, von der vorigen Re-
gierung, iſt gefaͤhrlich. Jch bitte mir die Erlaub-
niß aus, daß ich Jhnen dieſen Abend aufwarten,
und diejenigen Haͤnde kuͤſſen darf, welche das Gluͤck
haben, ſelbſt von Jhren Feinden bewundert zu
werden. Jch werde in der gebeugten Stellung
eines demuͤthigen Clienten gekrochen kommen,
wegen meines Rechtshandels Jhren Vorſpruch
bey Jhrem Gemahl mir auszubitten. Werden
Sie wohl, Gnaͤdige Frau, das Herz haben, es
mit den hinreiſſenden Blicken der Frau Kommer-
zenraͤthinn anzunehmen, die fuͤr den Herrn Amts-
hauptmann deſto gefaͤhrlicher ſeyn muͤſſen, da ſie
ſchon ſeit dreyßig Jahren gewohnt ſind zu ſiegen?
Jch habe die Ehre zu ſeyn,

Gnaͤdige Frau Amtshauptmanninn,
Jhr
unterthaͤniger Diener
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Mada-
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[115/0143] Satyriſche Briefe. phirende Sprache, Gnaͤdige Frau Amtshauptman- ninn? Jch will wuͤnſchen, daß ſie Jhr Gemahl nicht verſteht. Unterbrechen Sie dieſe Cabale. Gewiß eine ſolche Schoͤnheit, von der vorigen Re- gierung, iſt gefaͤhrlich. Jch bitte mir die Erlaub- niß aus, daß ich Jhnen dieſen Abend aufwarten, und diejenigen Haͤnde kuͤſſen darf, welche das Gluͤck haben, ſelbſt von Jhren Feinden bewundert zu werden. Jch werde in der gebeugten Stellung eines demuͤthigen Clienten gekrochen kommen, wegen meines Rechtshandels Jhren Vorſpruch bey Jhrem Gemahl mir auszubitten. Werden Sie wohl, Gnaͤdige Frau, das Herz haben, es mit den hinreiſſenden Blicken der Frau Kommer- zenraͤthinn anzunehmen, die fuͤr den Herrn Amts- hauptmann deſto gefaͤhrlicher ſeyn muͤſſen, da ſie ſchon ſeit dreyßig Jahren gewohnt ſind zu ſiegen? Jch habe die Ehre zu ſeyn, Gnaͤdige Frau Amtshauptmanninn, Jhr unterthaͤniger Diener ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ Mada- H 2

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/143>, abgerufen am 21.05.2024.