Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Satyrische Briefe
frieden ist! Aus diesem Manne können Sie machen,
was Sie wollen. Er hilft Jhnen dasitzen, wenn
Sie es verlangen, und Sie können ihn so heftig
begegnen, als Sie wollen, Sie beleidigen ihn ge-
wiß nicht. Jch bin Bürge für ihn, daß er Jh-
nen niemals widersprechen soll. Zu mehrer Sicher-
heit giebt er Jhnen einen Revers darüber. Mu-
then Sie ihm nur nicht zu, daß er viel reden darf;
widersprechen wird er wenigstens nicht. Auf sein
Votum können Sie sichern Staat machen. Er
ist wie die Bagoden von Thon, die man auf den
Camin setzt, und die länger als eine Viertelstunde
mit dem Kopfe nicken, wenn man nur ein wenig
mit dem Finger daran rührt. Jch empfehle ihn
bestens, und bitte mir bald Antwort aus. Er ver-
dient Jhr Wohlwollen. Lesen Sie nur seinen
Brief, den er an mich geschrieben hat. Können
Sie Sich einen bessern Collegen wünschen? Vor
seiner Frau fürchten Sie Sich nicht. Sie hat ei-
nen närrischen Kopf, aber nur für den Mann;
ausserdem ist sie zahm, und sehr gefällig. Jch
kenne sie. Es ist ihr nur um den Rang zu thun.
Hat sie den erlangt, so wird sie gewiß keine Unru-
he in der Stadt anrichten, oder sich einiger Herr-
schaft anmaßen. Das können Sie der Frau
Bürgemeisterinn sagen, damit sie nicht ohne Noth
argwöhnisch, und eifersüchtig wird. Folgen Sie
mir, mein Herr. Machen Sie diese Maschine zum
Rathsherrn. Es wird Sie nicht gereuen. u. s. w.

Viel-

Satyriſche Briefe
frieden iſt! Aus dieſem Manne koͤnnen Sie machen,
was Sie wollen. Er hilft Jhnen daſitzen, wenn
Sie es verlangen, und Sie koͤnnen ihn ſo heftig
begegnen, als Sie wollen, Sie beleidigen ihn ge-
wiß nicht. Jch bin Buͤrge fuͤr ihn, daß er Jh-
nen niemals widerſprechen ſoll. Zu mehrer Sicher-
heit giebt er Jhnen einen Revers daruͤber. Mu-
then Sie ihm nur nicht zu, daß er viel reden darf;
widerſprechen wird er wenigſtens nicht. Auf ſein
Votum koͤnnen Sie ſichern Staat machen. Er
iſt wie die Bagoden von Thon, die man auf den
Camin ſetzt, und die laͤnger als eine Viertelſtunde
mit dem Kopfe nicken, wenn man nur ein wenig
mit dem Finger daran ruͤhrt. Jch empfehle ihn
beſtens, und bitte mir bald Antwort aus. Er ver-
dient Jhr Wohlwollen. Leſen Sie nur ſeinen
Brief, den er an mich geſchrieben hat. Koͤnnen
Sie Sich einen beſſern Collegen wuͤnſchen? Vor
ſeiner Frau fuͤrchten Sie Sich nicht. Sie hat ei-
nen naͤrriſchen Kopf, aber nur fuͤr den Mann;
auſſerdem iſt ſie zahm, und ſehr gefaͤllig. Jch
kenne ſie. Es iſt ihr nur um den Rang zu thun.
Hat ſie den erlangt, ſo wird ſie gewiß keine Unru-
he in der Stadt anrichten, oder ſich einiger Herr-
ſchaft anmaßen. Das koͤnnen Sie der Frau
Buͤrgemeiſterinn ſagen, damit ſie nicht ohne Noth
argwoͤhniſch, und eiferſuͤchtig wird. Folgen Sie
mir, mein Herr. Machen Sie dieſe Maſchine zum
Rathsherrn. Es wird Sie nicht gereuen. u. ſ. w.

Viel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div type="letter">
              <p><pb facs="#f0169" n="141"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Satyri&#x017F;che Briefe</hi></fw><lb/>
frieden i&#x017F;t! Aus die&#x017F;em Manne ko&#x0364;nnen Sie machen,<lb/>
was Sie wollen. Er hilft Jhnen da&#x017F;itzen, wenn<lb/>
Sie es verlangen, und Sie ko&#x0364;nnen ihn &#x017F;o heftig<lb/>
begegnen, als Sie wollen, Sie beleidigen ihn ge-<lb/>
wiß nicht. Jch bin Bu&#x0364;rge fu&#x0364;r ihn, daß er Jh-<lb/>
nen niemals wider&#x017F;prechen &#x017F;oll. Zu mehrer Sicher-<lb/>
heit giebt er Jhnen einen Revers daru&#x0364;ber. Mu-<lb/>
then Sie ihm nur nicht zu, daß er viel reden darf;<lb/>
wider&#x017F;prechen wird er wenig&#x017F;tens nicht. Auf &#x017F;ein<lb/>
Votum ko&#x0364;nnen Sie &#x017F;ichern Staat machen. Er<lb/>
i&#x017F;t wie die Bagoden von Thon, die man auf den<lb/>
Camin &#x017F;etzt, und die la&#x0364;nger als eine Viertel&#x017F;tunde<lb/>
mit dem Kopfe nicken, wenn man nur ein wenig<lb/>
mit dem Finger daran ru&#x0364;hrt. Jch empfehle ihn<lb/>
be&#x017F;tens, und bitte mir bald Antwort aus. Er ver-<lb/>
dient Jhr Wohlwollen. Le&#x017F;en Sie nur &#x017F;einen<lb/>
Brief, den er an mich ge&#x017F;chrieben hat. Ko&#x0364;nnen<lb/>
Sie Sich einen be&#x017F;&#x017F;ern Collegen wu&#x0364;n&#x017F;chen? Vor<lb/>
&#x017F;einer Frau fu&#x0364;rchten Sie Sich nicht. Sie hat ei-<lb/>
nen na&#x0364;rri&#x017F;chen Kopf, aber nur fu&#x0364;r den Mann;<lb/>
au&#x017F;&#x017F;erdem i&#x017F;t &#x017F;ie zahm, und &#x017F;ehr gefa&#x0364;llig. Jch<lb/>
kenne &#x017F;ie. Es i&#x017F;t ihr nur um den Rang zu thun.<lb/>
Hat &#x017F;ie den erlangt, &#x017F;o wird &#x017F;ie gewiß keine Unru-<lb/>
he in der Stadt anrichten, oder &#x017F;ich einiger Herr-<lb/>
&#x017F;chaft anmaßen. Das ko&#x0364;nnen Sie der Frau<lb/>
Bu&#x0364;rgemei&#x017F;terinn &#x017F;agen, damit &#x017F;ie nicht ohne Noth<lb/>
argwo&#x0364;hni&#x017F;ch, und eifer&#x017F;u&#x0364;chtig wird. Folgen Sie<lb/>
mir, mein Herr. Machen Sie die&#x017F;e Ma&#x017F;chine zum<lb/>
Rathsherrn. Es wird Sie nicht gereuen. u. &#x017F;. w.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Viel-</hi> </fw><lb/>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0169] Satyriſche Briefe frieden iſt! Aus dieſem Manne koͤnnen Sie machen, was Sie wollen. Er hilft Jhnen daſitzen, wenn Sie es verlangen, und Sie koͤnnen ihn ſo heftig begegnen, als Sie wollen, Sie beleidigen ihn ge- wiß nicht. Jch bin Buͤrge fuͤr ihn, daß er Jh- nen niemals widerſprechen ſoll. Zu mehrer Sicher- heit giebt er Jhnen einen Revers daruͤber. Mu- then Sie ihm nur nicht zu, daß er viel reden darf; widerſprechen wird er wenigſtens nicht. Auf ſein Votum koͤnnen Sie ſichern Staat machen. Er iſt wie die Bagoden von Thon, die man auf den Camin ſetzt, und die laͤnger als eine Viertelſtunde mit dem Kopfe nicken, wenn man nur ein wenig mit dem Finger daran ruͤhrt. Jch empfehle ihn beſtens, und bitte mir bald Antwort aus. Er ver- dient Jhr Wohlwollen. Leſen Sie nur ſeinen Brief, den er an mich geſchrieben hat. Koͤnnen Sie Sich einen beſſern Collegen wuͤnſchen? Vor ſeiner Frau fuͤrchten Sie Sich nicht. Sie hat ei- nen naͤrriſchen Kopf, aber nur fuͤr den Mann; auſſerdem iſt ſie zahm, und ſehr gefaͤllig. Jch kenne ſie. Es iſt ihr nur um den Rang zu thun. Hat ſie den erlangt, ſo wird ſie gewiß keine Unru- he in der Stadt anrichten, oder ſich einiger Herr- ſchaft anmaßen. Das koͤnnen Sie der Frau Buͤrgemeiſterinn ſagen, damit ſie nicht ohne Noth argwoͤhniſch, und eiferſuͤchtig wird. Folgen Sie mir, mein Herr. Machen Sie dieſe Maſchine zum Rathsherrn. Es wird Sie nicht gereuen. u. ſ. w. Viel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/169
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/169>, abgerufen am 17.05.2024.