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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
gab, auf die niederträchtigste Art verschwendete.
Er bemühte sich, den Folgen davon durch ein sehr
sorgfältig eingerichtetes Testament vorzukommen.
Diese Sorgfalt war vergebens. Jn der verab-
scheuungswürdigsten Gesellschaft von eigennützigen
Freunden, von Spielern und Huren brachte er sein
Vermögen durch, ohne es selbst zu genießen. Jtzt
lebt er von dem Almosen seiner Freunde. Weder
die Verachtung der ganzen Stadt, noch die na-
gende Armuth, noch eine Zeit von funfzig traurigen
Jahren sind vermögend gewesen, ihn vernünftig zu
machen. An seine rasenden Ausschweifungen denkt
er mit Vergnügen, und versichert mit den schreck-
lichsten Flüchen alle, die es hören wollen, daß, wenn
sein Vater heute stürbe, er noch heute Anstalt ma-
chen würde, das ererbte Vermögen mit eben der
wilden Art zu zerstreuen, wie er es vor dreyßig
Jahren gethan habe.

Veit Knollius war des Verwalters Sohn,
und in seinem Dorfe der gelehrteste Bauerjunge.
Seine zärtliche Mutter war erkenntlich; drum
lobte ihn der Schulmeister alle Sonntage. Das
machte den albernen Buben hochmüthig: Er
verachtete die andern Knaben, welche nicht so fix
lesen und schreiben konnten. Es war ihm unleid-
lich, wenn ihm einer von seinen Mitschülern wi-
dersprach, und da ihm die Natur, außer seinem
großen Verstande, auch große Fäuste gegeben hatte,
so prügelte er auf die armen Jungen despotisch
los. Jn dieser Gemüthsverfassung kam er auf

eine

Antons Panßa von Mancha
gab, auf die niedertraͤchtigſte Art verſchwendete.
Er bemuͤhte ſich, den Folgen davon durch ein ſehr
ſorgfaͤltig eingerichtetes Teſtament vorzukommen.
Dieſe Sorgfalt war vergebens. Jn der verab-
ſcheuungswuͤrdigſten Geſellſchaft von eigennuͤtzigen
Freunden, von Spielern und Huren brachte er ſein
Vermoͤgen durch, ohne es ſelbſt zu genießen. Jtzt
lebt er von dem Almoſen ſeiner Freunde. Weder
die Verachtung der ganzen Stadt, noch die na-
gende Armuth, noch eine Zeit von funfzig traurigen
Jahren ſind vermoͤgend geweſen, ihn vernuͤnftig zu
machen. An ſeine raſenden Ausſchweifungen denkt
er mit Vergnuͤgen, und verſichert mit den ſchreck-
lichſten Fluͤchen alle, die es hoͤren wollen, daß, wenn
ſein Vater heute ſtuͤrbe, er noch heute Anſtalt ma-
chen wuͤrde, das ererbte Vermoͤgen mit eben der
wilden Art zu zerſtreuen, wie er es vor dreyßig
Jahren gethan habe.

Veit Knollius war des Verwalters Sohn,
und in ſeinem Dorfe der gelehrteſte Bauerjunge.
Seine zaͤrtliche Mutter war erkenntlich; drum
lobte ihn der Schulmeiſter alle Sonntage. Das
machte den albernen Buben hochmuͤthig: Er
verachtete die andern Knaben, welche nicht ſo fix
leſen und ſchreiben konnten. Es war ihm unleid-
lich, wenn ihm einer von ſeinen Mitſchuͤlern wi-
derſprach, und da ihm die Natur, außer ſeinem
großen Verſtande, auch große Faͤuſte gegeben hatte,
ſo pruͤgelte er auf die armen Jungen deſpotiſch
los. Jn dieſer Gemuͤthsverfaſſung kam er auf

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[168/0190] Antons Panßa von Mancha gab, auf die niedertraͤchtigſte Art verſchwendete. Er bemuͤhte ſich, den Folgen davon durch ein ſehr ſorgfaͤltig eingerichtetes Teſtament vorzukommen. Dieſe Sorgfalt war vergebens. Jn der verab- ſcheuungswuͤrdigſten Geſellſchaft von eigennuͤtzigen Freunden, von Spielern und Huren brachte er ſein Vermoͤgen durch, ohne es ſelbſt zu genießen. Jtzt lebt er von dem Almoſen ſeiner Freunde. Weder die Verachtung der ganzen Stadt, noch die na- gende Armuth, noch eine Zeit von funfzig traurigen Jahren ſind vermoͤgend geweſen, ihn vernuͤnftig zu machen. An ſeine raſenden Ausſchweifungen denkt er mit Vergnuͤgen, und verſichert mit den ſchreck- lichſten Fluͤchen alle, die es hoͤren wollen, daß, wenn ſein Vater heute ſtuͤrbe, er noch heute Anſtalt ma- chen wuͤrde, das ererbte Vermoͤgen mit eben der wilden Art zu zerſtreuen, wie er es vor dreyßig Jahren gethan habe. Veit Knollius war des Verwalters Sohn, und in ſeinem Dorfe der gelehrteſte Bauerjunge. Seine zaͤrtliche Mutter war erkenntlich; drum lobte ihn der Schulmeiſter alle Sonntage. Das machte den albernen Buben hochmuͤthig: Er verachtete die andern Knaben, welche nicht ſo fix leſen und ſchreiben konnten. Es war ihm unleid- lich, wenn ihm einer von ſeinen Mitſchuͤlern wi- derſprach, und da ihm die Natur, außer ſeinem großen Verſtande, auch große Faͤuſte gegeben hatte, ſo pruͤgelte er auf die armen Jungen deſpotiſch los. Jn dieſer Gemuͤthsverfaſſung kam er auf eine

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/190>, abgerufen am 23.11.2024.