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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Abhandlung von Sprüchwörtern.
mein vortheilhaft ist. Die Stärke eines Landes
besteht in der Nahrung, das ist ausgemacht; die
meiste Nahrung ist da, wo das meiste verzehrt
wird, das ist auch ausgemacht; und nirgends
wird mehr verzehrt, als wo viel Müßiggänger
sind. Verlangt man davon Beweis? Jch will
es nicht hoffen. So bald ein Müßiggänger auf-
steht, so bald fängt er an zu verzehren, und kaut
noch in dem Augenblicke, da er sich, obwohl spät,
zu Bette legt. Von den zwölf Stunden, die er
wacht, werden achte mit Essen und Trinken zuge-
bracht, und da er niemals ißt, wenn ihn hungert,
und niemals trinkt, wenn ihn dürstet, so sind es
nur theure Speisen, und kostbare Getränke, die
er wählt, seinen Geschmack zu reizen. Ein Mann,
der durch Arbeit sein Brodt verdient, lebt die mei-
sten Tage über sparsam, und verthut gemeiniglich
nur wenige Groschen. Ein Müßiggänger hinge-
gen, dessen Vater ihm das Brodt verdient hat,
wird mehr Thaler verzehrrn, als jener Groschen
braucht. Nun rechne man selbst nach, (denn itzt
rede ich nur mit denen, die rechnen) welcher von
beiden dem Vaterlande am meisten nützlich sey?
Jch will weder von dem übrigen Aufwande in
Kleidung, in Spielen, noch von dem kostbaren
Viehe reden, das gemeiniglich ein vornehmer
Müßiggänger zu seiner Gesellschaft unterhält.
Man sieht hieraus deutlich, wie unentbehrlich die
Müßiggänger dem Commerze sind. Das wird
man wohl ohne mein Erinnern verstehn, daß ich
nicht vom Pöbel, oder armen Müßiggängern rede;

eben

Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern.
mein vortheilhaft iſt. Die Staͤrke eines Landes
beſteht in der Nahrung, das iſt ausgemacht; die
meiſte Nahrung iſt da, wo das meiſte verzehrt
wird, das iſt auch ausgemacht; und nirgends
wird mehr verzehrt, als wo viel Muͤßiggaͤnger
ſind. Verlangt man davon Beweis? Jch will
es nicht hoffen. So bald ein Muͤßiggaͤnger auf-
ſteht, ſo bald faͤngt er an zu verzehren, und kaut
noch in dem Augenblicke, da er ſich, obwohl ſpaͤt,
zu Bette legt. Von den zwoͤlf Stunden, die er
wacht, werden achte mit Eſſen und Trinken zuge-
bracht, und da er niemals ißt, wenn ihn hungert,
und niemals trinkt, wenn ihn duͤrſtet, ſo ſind es
nur theure Speiſen, und koſtbare Getraͤnke, die
er waͤhlt, ſeinen Geſchmack zu reizen. Ein Mann,
der durch Arbeit ſein Brodt verdient, lebt die mei-
ſten Tage uͤber ſparſam, und verthut gemeiniglich
nur wenige Groſchen. Ein Muͤßiggaͤnger hinge-
gen, deſſen Vater ihm das Brodt verdient hat,
wird mehr Thaler verzehrrn, als jener Groſchen
braucht. Nun rechne man ſelbſt nach, (denn itzt
rede ich nur mit denen, die rechnen) welcher von
beiden dem Vaterlande am meiſten nuͤtzlich ſey?
Jch will weder von dem uͤbrigen Aufwande in
Kleidung, in Spielen, noch von dem koſtbaren
Viehe reden, das gemeiniglich ein vornehmer
Muͤßiggaͤnger zu ſeiner Geſellſchaft unterhaͤlt.
Man ſieht hieraus deutlich, wie unentbehrlich die
Muͤßiggaͤnger dem Commerze ſind. Das wird
man wohl ohne mein Erinnern verſtehn, daß ich
nicht vom Poͤbel, oder armen Muͤßiggaͤngern rede;

eben
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[173/0195] Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern. mein vortheilhaft iſt. Die Staͤrke eines Landes beſteht in der Nahrung, das iſt ausgemacht; die meiſte Nahrung iſt da, wo das meiſte verzehrt wird, das iſt auch ausgemacht; und nirgends wird mehr verzehrt, als wo viel Muͤßiggaͤnger ſind. Verlangt man davon Beweis? Jch will es nicht hoffen. So bald ein Muͤßiggaͤnger auf- ſteht, ſo bald faͤngt er an zu verzehren, und kaut noch in dem Augenblicke, da er ſich, obwohl ſpaͤt, zu Bette legt. Von den zwoͤlf Stunden, die er wacht, werden achte mit Eſſen und Trinken zuge- bracht, und da er niemals ißt, wenn ihn hungert, und niemals trinkt, wenn ihn duͤrſtet, ſo ſind es nur theure Speiſen, und koſtbare Getraͤnke, die er waͤhlt, ſeinen Geſchmack zu reizen. Ein Mann, der durch Arbeit ſein Brodt verdient, lebt die mei- ſten Tage uͤber ſparſam, und verthut gemeiniglich nur wenige Groſchen. Ein Muͤßiggaͤnger hinge- gen, deſſen Vater ihm das Brodt verdient hat, wird mehr Thaler verzehrrn, als jener Groſchen braucht. Nun rechne man ſelbſt nach, (denn itzt rede ich nur mit denen, die rechnen) welcher von beiden dem Vaterlande am meiſten nuͤtzlich ſey? Jch will weder von dem uͤbrigen Aufwande in Kleidung, in Spielen, noch von dem koſtbaren Viehe reden, das gemeiniglich ein vornehmer Muͤßiggaͤnger zu ſeiner Geſellſchaft unterhaͤlt. Man ſieht hieraus deutlich, wie unentbehrlich die Muͤßiggaͤnger dem Commerze ſind. Das wird man wohl ohne mein Erinnern verſtehn, daß ich nicht vom Poͤbel, oder armen Muͤßiggaͤngern rede; eben

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/195>, abgerufen am 23.11.2024.