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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
artig sind. Von diesen wird sie sich einen Mann
wählen, und wird glücklich seyn. Wäre sie es
wohl geworden, wenn sie nicht die Erlaubniß ge-
habt hätte, die Gesellschaft nach ihrem Gefallen zu
wählen? Würde sie so leicht Gelegenheit gehabt
haben, ihren vernünftigen Mann kennen zu ler-
nen, wenn nicht der tägliche und freye Umgang
mit ihren abgeschmackten Liebhabern, ihr vor den
Thorheiten derselben einen Ekel gemacht hätte?

Jch dächte, das wäre genug bewiesen, wie
vortheilhaft mein Vorschlag dem gemeinen Wesen
sey; wie nöthig es sey, daß junge Leute durch ei-
nen täglichen und freyen Umgang sich genau ken-
nen lernen. Jch habe gezeigt, daß man auf diese
Art die verstellten Fehler eines Mädchens, und
das Lächerliche eines Liebhabers am leichtesten ent-
decken kann. Wie viel unglückliche Ehen wird
man dadurch vermeiden! Denn eben dadurch wer-
den so viel Ehen unglücklich, daß der Mann und
die Frau erst nach ihrer Verbindung die Erlaub-
niß haben, sich täglich, zu allen Stunden, und
ganz ohne Zwang zu sprechen. Nun lernen sie
erst auf beiden Seiten ihre Fehler kennen, aber
zu spät; sie geben sich keine Mühe, sie länger ge-
gen einander zu verbergen, und fangen an, kaltsin-
nig gegen einander zu werden, und hassen sich end-
lich, als Mann und Frau.

Aber kann nicht ein dergleichen uneingeschränk-
ter Umgang zwischen jungen Personen beiderley

Ge-

Antons Panßa von Mancha
artig ſind. Von dieſen wird ſie ſich einen Mann
waͤhlen, und wird gluͤcklich ſeyn. Waͤre ſie es
wohl geworden, wenn ſie nicht die Erlaubniß ge-
habt haͤtte, die Geſellſchaft nach ihrem Gefallen zu
waͤhlen? Wuͤrde ſie ſo leicht Gelegenheit gehabt
haben, ihren vernuͤnftigen Mann kennen zu ler-
nen, wenn nicht der taͤgliche und freye Umgang
mit ihren abgeſchmackten Liebhabern, ihr vor den
Thorheiten derſelben einen Ekel gemacht haͤtte?

Jch daͤchte, das waͤre genug bewieſen, wie
vortheilhaft mein Vorſchlag dem gemeinen Weſen
ſey; wie noͤthig es ſey, daß junge Leute durch ei-
nen taͤglichen und freyen Umgang ſich genau ken-
nen lernen. Jch habe gezeigt, daß man auf dieſe
Art die verſtellten Fehler eines Maͤdchens, und
das Laͤcherliche eines Liebhabers am leichteſten ent-
decken kann. Wie viel ungluͤckliche Ehen wird
man dadurch vermeiden! Denn eben dadurch wer-
den ſo viel Ehen ungluͤcklich, daß der Mann und
die Frau erſt nach ihrer Verbindung die Erlaub-
niß haben, ſich taͤglich, zu allen Stunden, und
ganz ohne Zwang zu ſprechen. Nun lernen ſie
erſt auf beiden Seiten ihre Fehler kennen, aber
zu ſpaͤt; ſie geben ſich keine Muͤhe, ſie laͤnger ge-
gen einander zu verbergen, und fangen an, kaltſin-
nig gegen einander zu werden, und haſſen ſich end-
lich, als Mann und Frau.

Aber kann nicht ein dergleichen uneingeſchraͤnk-
ter Umgang zwiſchen jungen Perſonen beiderley

Ge-
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[218/0240] Antons Panßa von Mancha artig ſind. Von dieſen wird ſie ſich einen Mann waͤhlen, und wird gluͤcklich ſeyn. Waͤre ſie es wohl geworden, wenn ſie nicht die Erlaubniß ge- habt haͤtte, die Geſellſchaft nach ihrem Gefallen zu waͤhlen? Wuͤrde ſie ſo leicht Gelegenheit gehabt haben, ihren vernuͤnftigen Mann kennen zu ler- nen, wenn nicht der taͤgliche und freye Umgang mit ihren abgeſchmackten Liebhabern, ihr vor den Thorheiten derſelben einen Ekel gemacht haͤtte? Jch daͤchte, das waͤre genug bewieſen, wie vortheilhaft mein Vorſchlag dem gemeinen Weſen ſey; wie noͤthig es ſey, daß junge Leute durch ei- nen taͤglichen und freyen Umgang ſich genau ken- nen lernen. Jch habe gezeigt, daß man auf dieſe Art die verſtellten Fehler eines Maͤdchens, und das Laͤcherliche eines Liebhabers am leichteſten ent- decken kann. Wie viel ungluͤckliche Ehen wird man dadurch vermeiden! Denn eben dadurch wer- den ſo viel Ehen ungluͤcklich, daß der Mann und die Frau erſt nach ihrer Verbindung die Erlaub- niß haben, ſich taͤglich, zu allen Stunden, und ganz ohne Zwang zu ſprechen. Nun lernen ſie erſt auf beiden Seiten ihre Fehler kennen, aber zu ſpaͤt; ſie geben ſich keine Muͤhe, ſie laͤnger ge- gen einander zu verbergen, und fangen an, kaltſin- nig gegen einander zu werden, und haſſen ſich end- lich, als Mann und Frau. Aber kann nicht ein dergleichen uneingeſchraͤnk- ter Umgang zwiſchen jungen Perſonen beiderley Ge-

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/240>, abgerufen am 23.11.2024.