Geschlechts vielen gefährlich seyn? Das wäre al- lenfalls ein Einwurf wider meinen redlich gemeyn- ten Vorschlag. Jch glaube, ich habe ihn schon oben im voraus beantwortet. Zum Ueberflusse will ich hier noch etwas sagen. Gesetzt, es kämen aus einem solchen Umgange einige traurige Fol- gen; so würden diese doch gegen den allgemeinen Nutzen nichts heißen, welchen die ganze Welt da- her zu erwarten hätte. Sind einige durch ihre Unvorsichtigkeit unglücklich, so werden doch tau- send glücklich, welche sich vorsichtiger dabey auf- führen. Aber auch an diesen wenigen Unglücks- fällen ist mein Project nicht Schuld; oder man würde aus eben diesem Grunde das Spatziergehen, die Bälle, die Komödien, selbst die Zusammen- künfte in Kirchen verdammen müssen. Die bil- ligsten, die unschuldigsten Handlungen werden denen eine Gelegenheit zum Unglücke, welche Thoren sind.
Jch will noch einen Vorschlag thun; Man sieht, wie sauer ich mir es werden lasse, mich um meine Landsleute verdient zu machen. Dieser Vorschlag entdeckt mein ganzes patriotisches Herz.
Die Erfahrung lehrt, daß die Menschen alles dasjenige mit einem unruhigen und hitzigen Ver- langen suchen, was ihnen verboten ist, und im Gegentheile die angenehmsten Pflichten mit Wi- derwillen erfüllen, zu denen sie ein ernsthafter Be- fehl ihrer Obern anweist. Kann eine Beschäff-
tigung
Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern.
Geſchlechts vielen gefaͤhrlich ſeyn? Das waͤre al- lenfalls ein Einwurf wider meinen redlich gemeyn- ten Vorſchlag. Jch glaube, ich habe ihn ſchon oben im voraus beantwortet. Zum Ueberfluſſe will ich hier noch etwas ſagen. Geſetzt, es kaͤmen aus einem ſolchen Umgange einige traurige Fol- gen; ſo wuͤrden dieſe doch gegen den allgemeinen Nutzen nichts heißen, welchen die ganze Welt da- her zu erwarten haͤtte. Sind einige durch ihre Unvorſichtigkeit ungluͤcklich, ſo werden doch tau- ſend gluͤcklich, welche ſich vorſichtiger dabey auf- fuͤhren. Aber auch an dieſen wenigen Ungluͤcks- faͤllen iſt mein Project nicht Schuld; oder man wuͤrde aus eben dieſem Grunde das Spatziergehen, die Baͤlle, die Komoͤdien, ſelbſt die Zuſammen- kuͤnfte in Kirchen verdammen muͤſſen. Die bil- ligſten, die unſchuldigſten Handlungen werden denen eine Gelegenheit zum Ungluͤcke, welche Thoren ſind.
Jch will noch einen Vorſchlag thun; Man ſieht, wie ſauer ich mir es werden laſſe, mich um meine Landsleute verdient zu machen. Dieſer Vorſchlag entdeckt mein ganzes patriotiſches Herz.
Die Erfahrung lehrt, daß die Menſchen alles dasjenige mit einem unruhigen und hitzigen Ver- langen ſuchen, was ihnen verboten iſt, und im Gegentheile die angenehmſten Pflichten mit Wi- derwillen erfuͤllen, zu denen ſie ein ernſthafter Be- fehl ihrer Obern anweiſt. Kann eine Beſchaͤff-
tigung
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Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern.
Geſchlechts vielen gefaͤhrlich ſeyn? Das waͤre al-
lenfalls ein Einwurf wider meinen redlich gemeyn-
ten Vorſchlag. Jch glaube, ich habe ihn ſchon
oben im voraus beantwortet. Zum Ueberfluſſe
will ich hier noch etwas ſagen. Geſetzt, es kaͤmen
aus einem ſolchen Umgange einige traurige Fol-
gen; ſo wuͤrden dieſe doch gegen den allgemeinen
Nutzen nichts heißen, welchen die ganze Welt da-
her zu erwarten haͤtte. Sind einige durch ihre
Unvorſichtigkeit ungluͤcklich, ſo werden doch tau-
ſend gluͤcklich, welche ſich vorſichtiger dabey auf-
fuͤhren. Aber auch an dieſen wenigen Ungluͤcks-
faͤllen iſt mein Project nicht Schuld; oder man
wuͤrde aus eben dieſem Grunde das Spatziergehen,
die Baͤlle, die Komoͤdien, ſelbſt die Zuſammen-
kuͤnfte in Kirchen verdammen muͤſſen. Die bil-
ligſten, die unſchuldigſten Handlungen werden
denen eine Gelegenheit zum Ungluͤcke, welche
Thoren ſind.
Jch will noch einen Vorſchlag thun; Man
ſieht, wie ſauer ich mir es werden laſſe, mich um
meine Landsleute verdient zu machen. Dieſer
Vorſchlag entdeckt mein ganzes patriotiſches Herz.
Die Erfahrung lehrt, daß die Menſchen alles
dasjenige mit einem unruhigen und hitzigen Ver-
langen ſuchen, was ihnen verboten iſt, und im
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/241>, abgerufen am 23.11.2024.
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