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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
erbittlich grausamen Aeltern vom Anfange an,
die Vertrauten meiner Frau in ihrer Liebe gewe-
sen waren. Sie nannten es nunmehr einen Ju-
gendfehler, und dankten dem Himmel, der für ihr
Kind so väterlich gesorgt hätte. Meine Aeltern
hingegen waren ganz untröstlich. Jch gab mir
Mühe, meinem Vater begreiflich zu machen,
wie vortheilhaft es für mich sey, die Tochter eines
reichen Kaufmanns auf eine so feine Art erhascht
zu haben; denn das Geld war bey meinem Vater
ein Umstand, der viel Thorheiten entschuldigte.
Allein meine Vorstellungen fanden kein Gehör.
Er wußte bereits mehr, als ich; er wußte die schlech-
ten Umstände meiner neuen Familie, welches sich
in ein paar Monaten noch besser äußerte, da mein
Schwiegervater einen so ungeschickten, und unver-
antwortlichen Bankerutt machte, daß er nicht allein
den geringsten Vortheil davon nicht hatte, sondern
so gar in die äußerste Armuth gerieth: Einen Ban-
kerutt wider alle Regeln der Handlung! Nun war
ich und das Geld meines Vaters der einzige Trost
dieser Unglückseligen; Aber ich blieb es nicht lange.
Mein Vater starb; der Hof bemächtigte sich seines
Vermögens, welches nicht einmal zureichend war,
dasjenige zu ersetzen, was man foderte. Sie
können glauben, wie sehr mich dieses alles beun-
rühigte. Ein junger unerfahrner Mensch von
siebzehen Jahren, welcher nicht Zeit gehabt hat,
das Geringste zu lernen, womit er sein Brodt ver-
dienen könnte; dieser soll für den Unterhalt so vie-
ler Personen sorgen, und kann sich selbst nicht er-

nähren!

Antons Panßa von Mancha
erbittlich grauſamen Aeltern vom Anfange an,
die Vertrauten meiner Frau in ihrer Liebe gewe-
ſen waren. Sie nannten es nunmehr einen Ju-
gendfehler, und dankten dem Himmel, der fuͤr ihr
Kind ſo vaͤterlich geſorgt haͤtte. Meine Aeltern
hingegen waren ganz untroͤſtlich. Jch gab mir
Muͤhe, meinem Vater begreiflich zu machen,
wie vortheilhaft es fuͤr mich ſey, die Tochter eines
reichen Kaufmanns auf eine ſo feine Art erhaſcht
zu haben; denn das Geld war bey meinem Vater
ein Umſtand, der viel Thorheiten entſchuldigte.
Allein meine Vorſtellungen fanden kein Gehoͤr.
Er wußte bereits mehr, als ich; er wußte die ſchlech-
ten Umſtaͤnde meiner neuen Familie, welches ſich
in ein paar Monaten noch beſſer aͤußerte, da mein
Schwiegervater einen ſo ungeſchickten, und unver-
antwortlichen Bankerutt machte, daß er nicht allein
den geringſten Vortheil davon nicht hatte, ſondern
ſo gar in die aͤußerſte Armuth gerieth: Einen Ban-
kerutt wider alle Regeln der Handlung! Nun war
ich und das Geld meines Vaters der einzige Troſt
dieſer Ungluͤckſeligen; Aber ich blieb es nicht lange.
Mein Vater ſtarb; der Hof bemaͤchtigte ſich ſeines
Vermoͤgens, welches nicht einmal zureichend war,
dasjenige zu erſetzen, was man foderte. Sie
koͤnnen glauben, wie ſehr mich dieſes alles beun-
ruͤhigte. Ein junger unerfahrner Menſch von
ſiebzehen Jahren, welcher nicht Zeit gehabt hat,
das Geringſte zu lernen, womit er ſein Brodt ver-
dienen koͤnnte; dieſer ſoll fuͤr den Unterhalt ſo vie-
ler Perſonen ſorgen, und kann ſich ſelbſt nicht er-

naͤhren!
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[246/0268] Antons Panßa von Mancha erbittlich grauſamen Aeltern vom Anfange an, die Vertrauten meiner Frau in ihrer Liebe gewe- ſen waren. Sie nannten es nunmehr einen Ju- gendfehler, und dankten dem Himmel, der fuͤr ihr Kind ſo vaͤterlich geſorgt haͤtte. Meine Aeltern hingegen waren ganz untroͤſtlich. Jch gab mir Muͤhe, meinem Vater begreiflich zu machen, wie vortheilhaft es fuͤr mich ſey, die Tochter eines reichen Kaufmanns auf eine ſo feine Art erhaſcht zu haben; denn das Geld war bey meinem Vater ein Umſtand, der viel Thorheiten entſchuldigte. Allein meine Vorſtellungen fanden kein Gehoͤr. Er wußte bereits mehr, als ich; er wußte die ſchlech- ten Umſtaͤnde meiner neuen Familie, welches ſich in ein paar Monaten noch beſſer aͤußerte, da mein Schwiegervater einen ſo ungeſchickten, und unver- antwortlichen Bankerutt machte, daß er nicht allein den geringſten Vortheil davon nicht hatte, ſondern ſo gar in die aͤußerſte Armuth gerieth: Einen Ban- kerutt wider alle Regeln der Handlung! Nun war ich und das Geld meines Vaters der einzige Troſt dieſer Ungluͤckſeligen; Aber ich blieb es nicht lange. Mein Vater ſtarb; der Hof bemaͤchtigte ſich ſeines Vermoͤgens, welches nicht einmal zureichend war, dasjenige zu erſetzen, was man foderte. Sie koͤnnen glauben, wie ſehr mich dieſes alles beun- ruͤhigte. Ein junger unerfahrner Menſch von ſiebzehen Jahren, welcher nicht Zeit gehabt hat, das Geringſte zu lernen, womit er ſein Brodt ver- dienen koͤnnte; dieſer ſoll fuͤr den Unterhalt ſo vie- ler Perſonen ſorgen, und kann ſich ſelbſt nicht er- naͤhren!

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/268>, abgerufen am 22.11.2024.