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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
Himmel und Hölle spotten, weder Engel, noch
Teufel glauben, und doch vor jeder alten Frau,
die ihnen im Dunkeln begegnet, ein Kreuz ma-
chen. Diese kleinen Charlatane muß man weder
bestrafen, noch auslachen. Man muß sie nicht
merken: so werden sie schon selbst aufhören, när-
risch zu seyn; denn nur darum sind sie es, damit
sie nicht ganz unbemerkt in der Welt seyn wollen.
Diese überlasse ich der Ruthe ihrer Ammen, oder
der Faust des Vormunds. Nur für die mittlere
Classe sorge ich; und diese Vorsorge ist desto wich-
tiger, je größer der Schade ist, den ihre eigen-
nützigen Schwärmereyen der Welt, und vornehm-
lich der jungen flatterhaften Welt zuziehen. Viel-
leicht habe ich mich zu lange bey dieser Stelle auf-
gehalten. Jch bitte meine Leser um Vergebung.
Es war nöthig, weil nicht alle die Genealogie der
Atheisterey von dieser Seite kennen; weil keine
Thorheit gefährlicher ist, als die, welche man für
Verstand hält; und weil ich es genau bestimmen
mußte, welche Art von Freygeistern eigentlich von
meinem Projecte ernährt werden solle. Nun-
mehr wissen diese, wer sie künftig ernähren wird;
und ich hoffe gewiß, sie werden sich schämen, wi-
der ihre eigne Ueberzeugung Narren, und wider
ihren natürlichen Ehrgeiz, den sie aus Noth ver-
läugnen müssen, niederträchtige Schmeichler des
reichen Pöbels zu seyn. Und damit diese Unglück-
seligen wegen ihrer künftigen Versorgung recht
ruhig und sicher seyn können; so gebe ich ihnen
mein Wort, daß bloß zu ihrer Unterhaltung alles

das-

Antons Panßa von Mancha
Himmel und Hoͤlle ſpotten, weder Engel, noch
Teufel glauben, und doch vor jeder alten Frau,
die ihnen im Dunkeln begegnet, ein Kreuz ma-
chen. Dieſe kleinen Charlatane muß man weder
beſtrafen, noch auslachen. Man muß ſie nicht
merken: ſo werden ſie ſchon ſelbſt aufhoͤren, naͤr-
riſch zu ſeyn; denn nur darum ſind ſie es, damit
ſie nicht ganz unbemerkt in der Welt ſeyn wollen.
Dieſe uͤberlaſſe ich der Ruthe ihrer Ammen, oder
der Fauſt des Vormunds. Nur fuͤr die mittlere
Claſſe ſorge ich; und dieſe Vorſorge iſt deſto wich-
tiger, je groͤßer der Schade iſt, den ihre eigen-
nuͤtzigen Schwaͤrmereyen der Welt, und vornehm-
lich der jungen flatterhaften Welt zuziehen. Viel-
leicht habe ich mich zu lange bey dieſer Stelle auf-
gehalten. Jch bitte meine Leſer um Vergebung.
Es war noͤthig, weil nicht alle die Genealogie der
Atheiſterey von dieſer Seite kennen; weil keine
Thorheit gefaͤhrlicher iſt, als die, welche man fuͤr
Verſtand haͤlt; und weil ich es genau beſtimmen
mußte, welche Art von Freygeiſtern eigentlich von
meinem Projecte ernaͤhrt werden ſolle. Nun-
mehr wiſſen dieſe, wer ſie kuͤnftig ernaͤhren wird;
und ich hoffe gewiß, ſie werden ſich ſchaͤmen, wi-
der ihre eigne Ueberzeugung Narren, und wider
ihren natuͤrlichen Ehrgeiz, den ſie aus Noth ver-
laͤugnen muͤſſen, niedertraͤchtige Schmeichler des
reichen Poͤbels zu ſeyn. Und damit dieſe Ungluͤck-
ſeligen wegen ihrer kuͤnftigen Verſorgung recht
ruhig und ſicher ſeyn koͤnnen; ſo gebe ich ihnen
mein Wort, daß bloß zu ihrer Unterhaltung alles

das-
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[264/0286] Antons Panßa von Mancha Himmel und Hoͤlle ſpotten, weder Engel, noch Teufel glauben, und doch vor jeder alten Frau, die ihnen im Dunkeln begegnet, ein Kreuz ma- chen. Dieſe kleinen Charlatane muß man weder beſtrafen, noch auslachen. Man muß ſie nicht merken: ſo werden ſie ſchon ſelbſt aufhoͤren, naͤr- riſch zu ſeyn; denn nur darum ſind ſie es, damit ſie nicht ganz unbemerkt in der Welt ſeyn wollen. Dieſe uͤberlaſſe ich der Ruthe ihrer Ammen, oder der Fauſt des Vormunds. Nur fuͤr die mittlere Claſſe ſorge ich; und dieſe Vorſorge iſt deſto wich- tiger, je groͤßer der Schade iſt, den ihre eigen- nuͤtzigen Schwaͤrmereyen der Welt, und vornehm- lich der jungen flatterhaften Welt zuziehen. Viel- leicht habe ich mich zu lange bey dieſer Stelle auf- gehalten. Jch bitte meine Leſer um Vergebung. Es war noͤthig, weil nicht alle die Genealogie der Atheiſterey von dieſer Seite kennen; weil keine Thorheit gefaͤhrlicher iſt, als die, welche man fuͤr Verſtand haͤlt; und weil ich es genau beſtimmen mußte, welche Art von Freygeiſtern eigentlich von meinem Projecte ernaͤhrt werden ſolle. Nun- mehr wiſſen dieſe, wer ſie kuͤnftig ernaͤhren wird; und ich hoffe gewiß, ſie werden ſich ſchaͤmen, wi- der ihre eigne Ueberzeugung Narren, und wider ihren natuͤrlichen Ehrgeiz, den ſie aus Noth ver- laͤugnen muͤſſen, niedertraͤchtige Schmeichler des reichen Poͤbels zu ſeyn. Und damit dieſe Ungluͤck- ſeligen wegen ihrer kuͤnftigen Verſorgung recht ruhig und ſicher ſeyn koͤnnen; ſo gebe ich ihnen mein Wort, daß bloß zu ihrer Unterhaltung alles das-

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/286>, abgerufen am 22.11.2024.