Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite
Antons Panßa von Mancha

Destomehr freue ich mich, da ich eine Gele-
genheit habe, diesen sogenannten Gelehrten ein
Mittel an die Hand zu geben, wodurch sie sich von
allem Vorwurfe befreyen, und der Welt zeigen
können, wie nützlich sie einem Lande sind. We-
nigstens zur Contribution sind sie vortrefflich zu ge-
brauchen: Ein Beweis, daß in der Welt nichts
so schlecht und geringe sey, es sey wenigstens zu
etwas gut!

Jch will ihrentwegen einen Vorschlag thun,
und ich müßte mich sehr irren, wenn sie nicht alle
mit dem offnen Beutel in der Hand gelaufen kom-
men sollten, um ihre Schatzung zu entrichten.

Von den Gelehrten, die sich Dichter, die
aber Vernünftige nur Schmierer, und, wenn sie
recht glimpflich urtheilen, Gratulanten nennen,
will ich anfangen, da sie selbst gemeiniglich von sich
und ihren Schriften zuerst anfangen. Denn nach
derjenigen Rangordnung, welche diese Herren auf
dem Parnasse eingeführt haben, kommen sie un-
mittelbar nach den Halbgöttern. Ja, man hat
die Anmerkung gemacht: Je schlechter ein Poet
ist, desto höher ist auch der Rang, dessen er sich
über andre anmaßt. Um mich bey diesen verewi-
genden Reimern einzuschmeicheln, sollen sie unter
meinen Gelehrten die ersten seyn, die ich in das
Schatzungsregister bringe.

Diejenigen Dichter, welchen die Kritik diesen
Titel zugesteht, mag ich nicht einmal schätzen; es

würde
Antons Panßa von Mancha

Deſtomehr freue ich mich, da ich eine Gele-
genheit habe, dieſen ſogenannten Gelehrten ein
Mittel an die Hand zu geben, wodurch ſie ſich von
allem Vorwurfe befreyen, und der Welt zeigen
koͤnnen, wie nuͤtzlich ſie einem Lande ſind. We-
nigſtens zur Contribution ſind ſie vortrefflich zu ge-
brauchen: Ein Beweis, daß in der Welt nichts
ſo ſchlecht und geringe ſey, es ſey wenigſtens zu
etwas gut!

Jch will ihrentwegen einen Vorſchlag thun,
und ich muͤßte mich ſehr irren, wenn ſie nicht alle
mit dem offnen Beutel in der Hand gelaufen kom-
men ſollten, um ihre Schatzung zu entrichten.

Von den Gelehrten, die ſich Dichter, die
aber Vernuͤnftige nur Schmierer, und, wenn ſie
recht glimpflich urtheilen, Gratulanten nennen,
will ich anfangen, da ſie ſelbſt gemeiniglich von ſich
und ihren Schriften zuerſt anfangen. Denn nach
derjenigen Rangordnung, welche dieſe Herren auf
dem Parnaſſe eingefuͤhrt haben, kommen ſie un-
mittelbar nach den Halbgoͤttern. Ja, man hat
die Anmerkung gemacht: Je ſchlechter ein Poet
iſt, deſto hoͤher iſt auch der Rang, deſſen er ſich
uͤber andre anmaßt. Um mich bey dieſen verewi-
genden Reimern einzuſchmeicheln, ſollen ſie unter
meinen Gelehrten die erſten ſeyn, die ich in das
Schatzungsregiſter bringe.

Diejenigen Dichter, welchen die Kritik dieſen
Titel zugeſteht, mag ich nicht einmal ſchaͤtzen; es

wuͤrde
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0332" n="310"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Antons Panßa von Mancha</hi> </fw><lb/>
          <p>De&#x017F;tomehr freue ich mich, da ich eine Gele-<lb/>
genheit habe, die&#x017F;en &#x017F;ogenannten Gelehrten ein<lb/>
Mittel an die Hand zu geben, wodurch &#x017F;ie &#x017F;ich von<lb/>
allem Vorwurfe befreyen, und der Welt zeigen<lb/>
ko&#x0364;nnen, wie nu&#x0364;tzlich &#x017F;ie einem Lande &#x017F;ind. We-<lb/>
nig&#x017F;tens zur Contribution &#x017F;ind &#x017F;ie vortrefflich zu ge-<lb/>
brauchen: Ein Beweis, daß in der Welt nichts<lb/>
&#x017F;o &#x017F;chlecht und geringe &#x017F;ey, es &#x017F;ey wenig&#x017F;tens zu<lb/>
etwas gut!</p><lb/>
          <p>Jch will ihrentwegen einen Vor&#x017F;chlag thun,<lb/>
und ich mu&#x0364;ßte mich &#x017F;ehr irren, wenn &#x017F;ie nicht alle<lb/>
mit dem offnen Beutel in der Hand gelaufen kom-<lb/>
men &#x017F;ollten, um ihre Schatzung zu entrichten.</p><lb/>
          <p>Von den Gelehrten, die &#x017F;ich <hi rendition="#fr">Dichter,</hi> die<lb/>
aber Vernu&#x0364;nftige nur Schmierer, und, wenn &#x017F;ie<lb/>
recht glimpflich urtheilen, Gratulanten nennen,<lb/>
will ich anfangen, da &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t gemeiniglich von &#x017F;ich<lb/>
und ihren Schriften zuer&#x017F;t anfangen. Denn nach<lb/>
derjenigen Rangordnung, welche die&#x017F;e Herren auf<lb/>
dem Parna&#x017F;&#x017F;e eingefu&#x0364;hrt haben, kommen &#x017F;ie un-<lb/>
mittelbar nach den Halbgo&#x0364;ttern. Ja, man hat<lb/>
die Anmerkung gemacht: Je &#x017F;chlechter ein Poet<lb/>
i&#x017F;t, de&#x017F;to ho&#x0364;her i&#x017F;t auch der Rang, de&#x017F;&#x017F;en er &#x017F;ich<lb/>
u&#x0364;ber andre anmaßt. Um mich bey die&#x017F;en verewi-<lb/>
genden Reimern einzu&#x017F;chmeicheln, &#x017F;ollen &#x017F;ie unter<lb/>
meinen Gelehrten die er&#x017F;ten &#x017F;eyn, die ich in das<lb/>
Schatzungsregi&#x017F;ter bringe.</p><lb/>
          <p>Diejenigen Dichter, welchen die Kritik die&#x017F;en<lb/>
Titel zuge&#x017F;teht, mag ich nicht einmal &#x017F;cha&#x0364;tzen; es<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wu&#x0364;rde</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[310/0332] Antons Panßa von Mancha Deſtomehr freue ich mich, da ich eine Gele- genheit habe, dieſen ſogenannten Gelehrten ein Mittel an die Hand zu geben, wodurch ſie ſich von allem Vorwurfe befreyen, und der Welt zeigen koͤnnen, wie nuͤtzlich ſie einem Lande ſind. We- nigſtens zur Contribution ſind ſie vortrefflich zu ge- brauchen: Ein Beweis, daß in der Welt nichts ſo ſchlecht und geringe ſey, es ſey wenigſtens zu etwas gut! Jch will ihrentwegen einen Vorſchlag thun, und ich muͤßte mich ſehr irren, wenn ſie nicht alle mit dem offnen Beutel in der Hand gelaufen kom- men ſollten, um ihre Schatzung zu entrichten. Von den Gelehrten, die ſich Dichter, die aber Vernuͤnftige nur Schmierer, und, wenn ſie recht glimpflich urtheilen, Gratulanten nennen, will ich anfangen, da ſie ſelbſt gemeiniglich von ſich und ihren Schriften zuerſt anfangen. Denn nach derjenigen Rangordnung, welche dieſe Herren auf dem Parnaſſe eingefuͤhrt haben, kommen ſie un- mittelbar nach den Halbgoͤttern. Ja, man hat die Anmerkung gemacht: Je ſchlechter ein Poet iſt, deſto hoͤher iſt auch der Rang, deſſen er ſich uͤber andre anmaßt. Um mich bey dieſen verewi- genden Reimern einzuſchmeicheln, ſollen ſie unter meinen Gelehrten die erſten ſeyn, die ich in das Schatzungsregiſter bringe. Diejenigen Dichter, welchen die Kritik dieſen Titel zugeſteht, mag ich nicht einmal ſchaͤtzen; es wuͤrde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/332
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/332>, abgerufen am 22.11.2024.