setzen: Jch darf es aber um deßwillen nicht wa- gen, weil die Kräfte eines so zarten Moralisten es selten ein Jahr lang aushalten; und gleichwohl mache ich mir ein Gewissen, diese Taxe, wie ich sonst in Ansehung der Hinfälligkeit ihres Verstan- des und Witzes wohl thun könnte, zu erhöhen, da vielleicht diese guten Kinder, ohne es öffentlich zu gestehen, die billige Absicht haben, nach dem bekannten Sprüchworte, etwas zu lernen, da sie andre lehren.
Mit den unbärtigen Zeloten werde ich gelin- der verfahren müssen. Es ist gefährlich, sie in ihrem heiligen Koller aufzuhalten; sie kratzen, und sprudeln lauter Kätzer um sich. Aber ich habe noch mehrere Ursachen, als diese, sie zu verschonen. Vielleicht hat es künftigen Zeiten für ihre Kirche einen guten Nutzen: So wie ich immer gern sehe, wenn unsre Jungen auf der Gasse als Soldaten spielen, weil ich mir Hoffnung mache, daß mit der Zeit aus diesen Buben streitbare Männer wer- den können. Hiezu kömmt noch dieses, daß ge- meiniglich ihre eignen Verwandten an den Ver- kätzerungen dieser Unmündigen Ursache sind. Sie führen gar oft ihre eignen Kriege durch die Feder dieser jungen Helden. Sie freuen sich, daß ihre Sache so gerecht ist, daß sie auch der Mund der Kinder und Säuglinge vertheidigen kann. Jn dergleichen Fällen also will ich sie für ihre Per- son, mit einem Beytrage zu meiner Gedanken-
steuer
Antons Panßa von Mancha
ſetzen: Jch darf es aber um deßwillen nicht wa- gen, weil die Kraͤfte eines ſo zarten Moraliſten es ſelten ein Jahr lang aushalten; und gleichwohl mache ich mir ein Gewiſſen, dieſe Taxe, wie ich ſonſt in Anſehung der Hinfaͤlligkeit ihres Verſtan- des und Witzes wohl thun koͤnnte, zu erhoͤhen, da vielleicht dieſe guten Kinder, ohne es oͤffentlich zu geſtehen, die billige Abſicht haben, nach dem bekannten Spruͤchworte, etwas zu lernen, da ſie andre lehren.
Mit den unbaͤrtigen Zeloten werde ich gelin- der verfahren muͤſſen. Es iſt gefaͤhrlich, ſie in ihrem heiligen Koller aufzuhalten; ſie kratzen, und ſprudeln lauter Kaͤtzer um ſich. Aber ich habe noch mehrere Urſachen, als dieſe, ſie zu verſchonen. Vielleicht hat es kuͤnftigen Zeiten fuͤr ihre Kirche einen guten Nutzen: So wie ich immer gern ſehe, wenn unſre Jungen auf der Gaſſe als Soldaten ſpielen, weil ich mir Hoffnung mache, daß mit der Zeit aus dieſen Buben ſtreitbare Maͤnner wer- den koͤnnen. Hiezu koͤmmt noch dieſes, daß ge- meiniglich ihre eignen Verwandten an den Ver- kaͤtzerungen dieſer Unmuͤndigen Urſache ſind. Sie fuͤhren gar oft ihre eignen Kriege durch die Feder dieſer jungen Helden. Sie freuen ſich, daß ihre Sache ſo gerecht iſt, daß ſie auch der Mund der Kinder und Saͤuglinge vertheidigen kann. Jn dergleichen Faͤllen alſo will ich ſie fuͤr ihre Per- ſon, mit einem Beytrage zu meiner Gedanken-
ſteuer
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Antons Panßa von Mancha
ſetzen: Jch darf es aber um deßwillen nicht wa-
gen, weil die Kraͤfte eines ſo zarten Moraliſten
es ſelten ein Jahr lang aushalten; und gleichwohl
mache ich mir ein Gewiſſen, dieſe Taxe, wie ich
ſonſt in Anſehung der Hinfaͤlligkeit ihres Verſtan-
des und Witzes wohl thun koͤnnte, zu erhoͤhen,
da vielleicht dieſe guten Kinder, ohne es oͤffentlich
zu geſtehen, die billige Abſicht haben, nach dem
bekannten Spruͤchworte, etwas zu lernen, da ſie
andre lehren.
Mit den unbaͤrtigen Zeloten werde ich gelin-
der verfahren muͤſſen. Es iſt gefaͤhrlich, ſie in
ihrem heiligen Koller aufzuhalten; ſie kratzen, und
ſprudeln lauter Kaͤtzer um ſich. Aber ich habe
noch mehrere Urſachen, als dieſe, ſie zu verſchonen.
Vielleicht hat es kuͤnftigen Zeiten fuͤr ihre Kirche
einen guten Nutzen: So wie ich immer gern ſehe,
wenn unſre Jungen auf der Gaſſe als Soldaten
ſpielen, weil ich mir Hoffnung mache, daß mit
der Zeit aus dieſen Buben ſtreitbare Maͤnner wer-
den koͤnnen. Hiezu koͤmmt noch dieſes, daß ge-
meiniglich ihre eignen Verwandten an den Ver-
kaͤtzerungen dieſer Unmuͤndigen Urſache ſind. Sie
fuͤhren gar oft ihre eignen Kriege durch die Feder
dieſer jungen Helden. Sie freuen ſich, daß ihre
Sache ſo gerecht iſt, daß ſie auch der Mund der
Kinder und Saͤuglinge vertheidigen kann. Jn
dergleichen Faͤllen alſo will ich ſie fuͤr ihre Per-
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/346>, abgerufen am 22.11.2024.
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