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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
chen, welcher das gewöhnliche Unglück hat, zu
reimen, und dabey zu glauben, daß er ein Poet sey.

Er war sehr erfreut mich zu sehen, da er
mich hier am wenigsten vermuthet hatte. "Se-
"hen sie, Herr Panßa: Monumentum aere per-
"ennius!
"und wies mir einen großen Stoß ge-
druckter Glückwünsche auf den Geburtstag ei-
nes seiner Gönner in Maynz, wohin er itzo rei-
ste, um sie ins Geld zu setzen. Er wollte sie
mir vorlesen; allein ich schützte meine Eilfertig-
keit vor. Das half. mir nichts; er vertrat mir
wirklich den Weg, und fieng an auszupacken.
"Jch kann ihnen nicht helfen, sagte er; das Car-
"men müssen sie anhören, wenn sie mein Freund
"seyn wollen. " Jch verdoppelte meine Vor-
stellungen, ihm begreiflich zu machen, wie nö-
thig es sey, zu eilen; Der Schiffer fluchte ihm
etliche Donner in den Bart, daß er das Schiff
nicht aufhalten sollte; ich versuchte, ob ich mir den
Weg mit einiger Gewalt frey machen könnte:
Aber alles vergebens.

Gepriesner Mäcenat! Jtzt, da das Purpurlicht
Dort aus Aurorens Schoos - - -

So fieng er wirklich schon an zu lesen. Jch
drängte ihn auf die Seite, und floh; aber un-
glücklicher weise gleitete ich von dem Brete ins
Wasser, da ich nicht wahrgenommen hatte, daß
er mich bey dem Rocke fest hielt. O! ihr Göt-
ter! rief er. Aber der Schiffer reichte mir die
Hand, und ich sprang ans Ufer, ohne mich wei-
ter umzusehen; so erschrecklich war mir der Ge-
danke, daß er mir mit seinem Bündel Verse nachsez-

zen

Antons Panßa von Mancha
chen, welcher das gewoͤhnliche Ungluͤck hat, zu
reimen, und dabey zu glauben, daß er ein Poet ſey.

Er war ſehr erfreut mich zu ſehen, da er
mich hier am wenigſten vermuthet hatte. „Se-
„hen ſie, Herr Panßa: Monumentum aere per-
„ennius!
„und wies mir einen großen Stoß ge-
druckter Gluͤckwuͤnſche auf den Geburtstag ei-
nes ſeiner Goͤnner in Maynz, wohin er itzo rei-
ſte, um ſie ins Geld zu ſetzen. Er wollte ſie
mir vorleſen; allein ich ſchuͤtzte meine Eilfertig-
keit vor. Das half. mir nichts; er vertrat mir
wirklich den Weg, und fieng an auszupacken.
„Jch kann ihnen nicht helfen, ſagte er; das Car-
„men muͤſſen ſie anhoͤren, wenn ſie mein Freund
„ſeyn wollen. „ Jch verdoppelte meine Vor-
ſtellungen, ihm begreiflich zu machen, wie noͤ-
thig es ſey, zu eilen; Der Schiffer fluchte ihm
etliche Donner in den Bart, daß er das Schiff
nicht aufhalten ſollte; ich verſuchte, ob ich mir den
Weg mit einiger Gewalt frey machen koͤnnte:
Aber alles vergebens.

Geprieſner Maͤcenat! Jtzt, da das Purpurlicht
Dort aus Aurorens Schoos ‒ ‒ ‒

So fieng er wirklich ſchon an zu leſen. Jch
draͤngte ihn auf die Seite, und floh; aber un-
gluͤcklicher weiſe gleitete ich von dem Brete ins
Waſſer, da ich nicht wahrgenommen hatte, daß
er mich bey dem Rocke feſt hielt. O! ihr Goͤt-
ter! rief er. Aber der Schiffer reichte mir die
Hand, und ich ſprang ans Ufer, ohne mich wei-
ter umzuſehen; ſo erſchrecklich war mir der Ge-
danke, daß er mir mit ſeinem Buͤndel Verſe nachſez-

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[370/0392] Antons Panßa von Mancha chen, welcher das gewoͤhnliche Ungluͤck hat, zu reimen, und dabey zu glauben, daß er ein Poet ſey. Er war ſehr erfreut mich zu ſehen, da er mich hier am wenigſten vermuthet hatte. „Se- „hen ſie, Herr Panßa: Monumentum aere per- „ennius! „und wies mir einen großen Stoß ge- druckter Gluͤckwuͤnſche auf den Geburtstag ei- nes ſeiner Goͤnner in Maynz, wohin er itzo rei- ſte, um ſie ins Geld zu ſetzen. Er wollte ſie mir vorleſen; allein ich ſchuͤtzte meine Eilfertig- keit vor. Das half. mir nichts; er vertrat mir wirklich den Weg, und fieng an auszupacken. „Jch kann ihnen nicht helfen, ſagte er; das Car- „men muͤſſen ſie anhoͤren, wenn ſie mein Freund „ſeyn wollen. „ Jch verdoppelte meine Vor- ſtellungen, ihm begreiflich zu machen, wie noͤ- thig es ſey, zu eilen; Der Schiffer fluchte ihm etliche Donner in den Bart, daß er das Schiff nicht aufhalten ſollte; ich verſuchte, ob ich mir den Weg mit einiger Gewalt frey machen koͤnnte: Aber alles vergebens. Geprieſner Maͤcenat! Jtzt, da das Purpurlicht Dort aus Aurorens Schoos ‒ ‒ ‒ So fieng er wirklich ſchon an zu leſen. Jch draͤngte ihn auf die Seite, und floh; aber un- gluͤcklicher weiſe gleitete ich von dem Brete ins Waſſer, da ich nicht wahrgenommen hatte, daß er mich bey dem Rocke feſt hielt. O! ihr Goͤt- ter! rief er. Aber der Schiffer reichte mir die Hand, und ich ſprang ans Ufer, ohne mich wei- ter umzuſehen; ſo erſchrecklich war mir der Ge- danke, daß er mir mit ſeinem Buͤndel Verſe nachſez- zen

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/392>, abgerufen am 22.11.2024.