[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.Abhandlung von Sprüchwörtern. Cap. XIII. Dergleichen über den Bauch. Diese beiden Capitel gehören zusammen, und wird fast alles darinnen enthalten seyn, was man zu wissen nö- thig hat, um die Einbildungen eines Mannes von Geschäfften in allen Ständen zu entdecken. Dieses Capitel ist eines der weitläuftigsten; aber ich habe in Willens, etliche Seiten wegzustrei- chen, wo ich von der trotzigen Unterkehle, und dem strotzenden Bauche derjenigen handle, deren Amt befiehlt, Demuth zu predigen. Cap. XIV. Der Finger über der Nase! Jch habe mei- ne guten Ursachen gehabt, gegenwärtiges Capi- tel auf diese sonderbare Art zu überschreiben. Jch werde sehr gern sehen, wenn diejenigen, von denen es handelt, sich die Mühe gar nicht neh- men, es zu lesen; Denn ich befürchte außerdem, daß ich die Hälfte unsrer gelehrten Scriben- ten wider mich aufbringe. Jch zeige die Wege, wodurch man ihre Selbstliebe, und alle daraus fließende unzählige Fehler unsrer Gelehrten ent- decken kann. Jch handle aber nicht allein von der tiefsinnigen Miene, die sie machen, wenn sie den Finger über die Nase legen; sondern ich be- schreibe auch zugleich alle ihre Bewegungen, ihren Gang, den äußerlichen Anzug, und dergleichen, aus welchem man die Leidenschaft eines Gelehrten errathen kann. Jch habe so gar Regeln gegeben, wie man aus einer jeden Miene und Bewegung eines
Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern. Cap. XIII. Dergleichen uͤber den Bauch. Dieſe beiden Capitel gehoͤren zuſammen, und wird faſt alles darinnen enthalten ſeyn, was man zu wiſſen noͤ- thig hat, um die Einbildungen eines Mannes von Geſchaͤfften in allen Staͤnden zu entdecken. Dieſes Capitel iſt eines der weitlaͤuftigſten; aber ich habe in Willens, etliche Seiten wegzuſtrei- chen, wo ich von der trotzigen Unterkehle, und dem ſtrotzenden Bauche derjenigen handle, deren Amt befiehlt, Demuth zu predigen. Cap. XIV. Der Finger uͤber der Naſe! Jch habe mei- ne guten Urſachen gehabt, gegenwaͤrtiges Capi- tel auf dieſe ſonderbare Art zu uͤberſchreiben. Jch werde ſehr gern ſehen, wenn diejenigen, von denen es handelt, ſich die Muͤhe gar nicht neh- men, es zu leſen; Denn ich befuͤrchte außerdem, daß ich die Haͤlfte unſrer gelehrten Scriben- ten wider mich aufbringe. Jch zeige die Wege, wodurch man ihre Selbſtliebe, und alle daraus fließende unzaͤhlige Fehler unſrer Gelehrten ent- decken kann. Jch handle aber nicht allein von der tiefſinnigen Miene, die ſie machen, wenn ſie den Finger uͤber die Naſe legen; ſondern ich be- ſchreibe auch zugleich alle ihre Bewegungen, ihren Gang, den aͤußerlichen Anzug, und dergleichen, aus welchem man die Leidenſchaft eines Gelehrten errathen kann. Jch habe ſo gar Regeln gegeben, wie man aus einer jeden Miene und Bewegung eines
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Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern.
Cap. XIII.
Dergleichen uͤber den Bauch. Dieſe beiden
Capitel gehoͤren zuſammen, und wird faſt alles
darinnen enthalten ſeyn, was man zu wiſſen noͤ-
thig hat, um die Einbildungen eines Mannes
von Geſchaͤfften in allen Staͤnden zu entdecken.
Dieſes Capitel iſt eines der weitlaͤuftigſten; aber
ich habe in Willens, etliche Seiten wegzuſtrei-
chen, wo ich von der trotzigen Unterkehle, und
dem ſtrotzenden Bauche derjenigen handle, deren
Amt befiehlt, Demuth zu predigen.
Cap. XIV.
Der Finger uͤber der Naſe! Jch habe mei-
ne guten Urſachen gehabt, gegenwaͤrtiges Capi-
tel auf dieſe ſonderbare Art zu uͤberſchreiben. Jch
werde ſehr gern ſehen, wenn diejenigen, von
denen es handelt, ſich die Muͤhe gar nicht neh-
men, es zu leſen; Denn ich befuͤrchte außerdem,
daß ich die Haͤlfte unſrer gelehrten Scriben-
ten wider mich aufbringe. Jch zeige die Wege,
wodurch man ihre Selbſtliebe, und alle daraus
fließende unzaͤhlige Fehler unſrer Gelehrten ent-
decken kann. Jch handle aber nicht allein von
der tiefſinnigen Miene, die ſie machen, wenn ſie
den Finger uͤber die Naſe legen; ſondern ich be-
ſchreibe auch zugleich alle ihre Bewegungen, ihren
Gang, den aͤußerlichen Anzug, und dergleichen,
aus welchem man die Leidenſchaft eines Gelehrten
errathen kann. Jch habe ſo gar Regeln gegeben,
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