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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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fahren scheinen, wenn sie zurück kommen, und
die Vollkommenheiten ihrer tugendhaften Kin-
der sehn sollten! Sie würden keine Geizige mehr
finden, sondern nur Patrioten, welche mitten
unter ihren gesammelten Schaetzen liebreich ver-
hungern, um ihren Kindern, oder welches noch
eine staerkere Grossmuth beweist, ganz Frem-
den, die sie vielleicht nicht einmal kennen, Reich-
thümer zu hinterlassen, dass sie solche in Ver-
gnügen und Ueberfluss zerstreuen koennen. Der
Mann, den sie einen ungerechten Richter hiessen,
ist dieses nicht mehr, sondern ein theuer erkauf-
tes Werkzeug der Gerechtigkeit, welche durch
ihn den streitenden Partheyen ihre feindselige
Thorheit kostbar machen will, um sie zu einem
friedfertigen Betragen zu zwingen, und welche
zugleich durch die ungeschickten Aussprüche
dieses Richters den Stolz der Gesetzgeber demü-
thiget, deren wohlüberlegte, und weitaussehende
Vorsicht oft durch ein geringes Geschenk verei-
telt wird. Diese mürrischen Alten würden
keine Ursache weiter haben, die Jugend vor dem
Umgange mit Frauenzimmern zu warnen, deren
Aufführung ihnen verdaechtig schiene. Sie wür-
den oeffentlich gestehen müssen, denn innerlich
waren sie es ohnedem schon überzeugt, dass
diese reizenden Geschoepfe nichts thun, als die
Natur predigen; dass sie nur der Jugend Gele-
genheit verschaffen, die angeborne Empfindung
ihres Frühlings zu geniessen, dass sie für das Va-
terland sich selbst aufopfern, um die Mannsper-

sonen
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fahren ſcheinen, wenn ſie zurück kommen, und
die Vollkommenheiten ihrer tugendhaften Kin-
der ſehn ſollten! Sie würden keine Geizige mehr
finden, ſondern nur Patrioten, welche mitten
unter ihren geſammelten Schaetzen liebreich ver-
hungern, um ihren Kindern, oder welches noch
eine ſtaerkere Groſsmuth beweiſt, ganz Frem-
den, die ſie vielleicht nicht einmal kennen, Reich-
thümer zu hinterlaſſen, daſs ſie ſolche in Ver-
gnügen und Ueberfluſs zerſtreuen koennen. Der
Mann, den ſie einen ungerechten Richter hieſsen,
iſt dieſes nicht mehr, ſondern ein theuer erkauf-
tes Werkzeug der Gerechtigkeit, welche durch
ihn den ſtreitenden Partheyen ihre feindſelige
Thorheit koſtbar machen will, um ſie zu einem
friedfertigen Betragen zu zwingen, und welche
zugleich durch die ungeſchickten Ausſprüche
dieſes Richters den Stolz der Geſetzgeber demü-
thiget, deren wohlüberlegte, und weitausſehende
Vorſicht oft durch ein geringes Geſchenk verei-
telt wird. Dieſe mürriſchen Alten würden
keine Urſache weiter haben, die Jugend vor dem
Umgange mit Frauenzimmern zu warnen, deren
Aufführung ihnen verdaechtig ſchiene. Sie wür-
den oeffentlich geſtehen müſſen, denn innerlich
waren ſie es ohnedem ſchon überzeugt, daſs
dieſe reizenden Geſchoepfe nichts thun, als die
Natur predigen; daſs ſie nur der Jugend Gele-
genheit verſchaffen, die angeborne Empfindung
ihres Frühlings zu genieſsen, daſs ſie für das Va-
terland ſich ſelbſt aufopfern, um die Mannsper-

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[403/0425] fahren ſcheinen, wenn ſie zurück kommen, und die Vollkommenheiten ihrer tugendhaften Kin- der ſehn ſollten! Sie würden keine Geizige mehr finden, ſondern nur Patrioten, welche mitten unter ihren geſammelten Schaetzen liebreich ver- hungern, um ihren Kindern, oder welches noch eine ſtaerkere Groſsmuth beweiſt, ganz Frem- den, die ſie vielleicht nicht einmal kennen, Reich- thümer zu hinterlaſſen, daſs ſie ſolche in Ver- gnügen und Ueberfluſs zerſtreuen koennen. Der Mann, den ſie einen ungerechten Richter hieſsen, iſt dieſes nicht mehr, ſondern ein theuer erkauf- tes Werkzeug der Gerechtigkeit, welche durch ihn den ſtreitenden Partheyen ihre feindſelige Thorheit koſtbar machen will, um ſie zu einem friedfertigen Betragen zu zwingen, und welche zugleich durch die ungeſchickten Ausſprüche dieſes Richters den Stolz der Geſetzgeber demü- thiget, deren wohlüberlegte, und weitausſehende Vorſicht oft durch ein geringes Geſchenk verei- telt wird. Dieſe mürriſchen Alten würden keine Urſache weiter haben, die Jugend vor dem Umgange mit Frauenzimmern zu warnen, deren Aufführung ihnen verdaechtig ſchiene. Sie wür- den oeffentlich geſtehen müſſen, denn innerlich waren ſie es ohnedem ſchon überzeugt, daſs dieſe reizenden Geſchoepfe nichts thun, als die Natur predigen; daſs ſie nur der Jugend Gele- genheit verſchaffen, die angeborne Empfindung ihres Frühlings zu genieſsen, daſs ſie für das Va- terland ſich ſelbſt aufopfern, um die Mannsper- ſonen C c 2

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/425>, abgerufen am 22.11.2024.