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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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sonen von gefaehrlichern Ausschweifungen zu-
rückzuziehen; dass sie in trunkner Wollust sehr
geschwind leben, da sie wohl wissen, wie flüch-
tig diese Wollust sey. Sollten wohl unsre Alten
noch so hart seyn, unsre Alten, deren Herz im-
mer auch zaertlich war, sollten sie so hart seyn,
und die freundschaftliche Wollust dieser kleinen
dienstfertigen Geschoepfe mit dem beleidigen-
den Namen einer verführerischen Ausschweifung
belegen?

Hier habe ich nur drey Proben gegeben,
welche, wie ich hoffe, die Wahrheit meines
Satzes deutlich genug unterstützen werden.

Der kurze Raum einer halben Stunde, den
mir die Gesetze der Academie verstatten, er-
laubt mir nicht, weitlaeuftiger zu seyn; ich
würde es ausserdem mit Vergnügen und gewiss
nicht ohne Nutzen seyn, wenn ich durch noch
mehrere Beyspiele zeigte, dass die Handlungen
der Menschen, welche unsrer mürrischen Ernst-
haftigkeit oft so verdaechtig sind, immer noch
eine gute Seite haben, von welcher man sie der
Welt zeigen kann, woferne man billig seyn
will. Für itzo mag dieses genug seyn, mein
Vorhaben zu rechtfertigen, da ich beweisen
will: dass die Begierde, Uebels von andern zu re-
den, weder aus Hochmuth, noch aus Bosheit
des Herzens, sondern aus einer wahren Men-
schenliebe herrühre.
Dieses zu beweisen, und
von jenem den Ungrund zu zeigen, brauche

ich



ſonen von gefaehrlichern Ausſchweifungen zu-
rückzuziehen; daſs ſie in trunkner Wolluſt ſehr
geſchwind leben, da ſie wohl wiſſen, wie flüch-
tig dieſe Wolluſt ſey. Sollten wohl unſre Alten
noch ſo hart ſeyn, unſre Alten, deren Herz im-
mer auch zaertlich war, ſollten ſie ſo hart ſeyn,
und die freundſchaftliche Wolluſt dieſer kleinen
dienſtfertigen Geſchoepfe mit dem beleidigen-
den Namen einer verführeriſchen Ausſchweifung
belegen?

Hier habe ich nur drey Proben gegeben,
welche, wie ich hoffe, die Wahrheit meines
Satzes deutlich genug unterſtützen werden.

Der kurze Raum einer halben Stunde, den
mir die Geſetze der Academie verſtatten, er-
laubt mir nicht, weitlaeuftiger zu ſeyn; ich
würde es auſserdem mit Vergnügen und gewiſs
nicht ohne Nutzen ſeyn, wenn ich durch noch
mehrere Beyſpiele zeigte, daſs die Handlungen
der Menſchen, welche unſrer mürriſchen Ernſt-
haftigkeit oft ſo verdaechtig ſind, immer noch
eine gute Seite haben, von welcher man ſie der
Welt zeigen kann, woferne man billig ſeyn
will. Für itzo mag dieſes genug ſeyn, mein
Vorhaben zu rechtfertigen, da ich beweiſen
will: daſs die Begierde, Uebels von andern zu re-
den, weder aus Hochmuth, noch aus Bosheit
des Herzens, ſondern aus einer wahren Men-
ſchenliebe herrühre.
Dieſes zu beweiſen, und
von jenem den Ungrund zu zeigen, brauche

ich
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[404/0426] ſonen von gefaehrlichern Ausſchweifungen zu- rückzuziehen; daſs ſie in trunkner Wolluſt ſehr geſchwind leben, da ſie wohl wiſſen, wie flüch- tig dieſe Wolluſt ſey. Sollten wohl unſre Alten noch ſo hart ſeyn, unſre Alten, deren Herz im- mer auch zaertlich war, ſollten ſie ſo hart ſeyn, und die freundſchaftliche Wolluſt dieſer kleinen dienſtfertigen Geſchoepfe mit dem beleidigen- den Namen einer verführeriſchen Ausſchweifung belegen? Hier habe ich nur drey Proben gegeben, welche, wie ich hoffe, die Wahrheit meines Satzes deutlich genug unterſtützen werden. Der kurze Raum einer halben Stunde, den mir die Geſetze der Academie verſtatten, er- laubt mir nicht, weitlaeuftiger zu ſeyn; ich würde es auſserdem mit Vergnügen und gewiſs nicht ohne Nutzen ſeyn, wenn ich durch noch mehrere Beyſpiele zeigte, daſs die Handlungen der Menſchen, welche unſrer mürriſchen Ernſt- haftigkeit oft ſo verdaechtig ſind, immer noch eine gute Seite haben, von welcher man ſie der Welt zeigen kann, woferne man billig ſeyn will. Für itzo mag dieſes genug ſeyn, mein Vorhaben zu rechtfertigen, da ich beweiſen will: daſs die Begierde, Uebels von andern zu re- den, weder aus Hochmuth, noch aus Bosheit des Herzens, ſondern aus einer wahren Men- ſchenliebe herrühre. Dieſes zu beweiſen, und von jenem den Ungrund zu zeigen, brauche ich

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/426>, abgerufen am 22.11.2024.