ich weiter nichts, als Sie, meine Herren, von dem grossen Einflusse zu überführen, den diese Begierde, Uebels zu reden, in das Beste des gemeinen Wesens, und in die Glückseligkeit eines jeden einzelnen Mitbürgers hat! Ein Be- weis, welchen man sich von demjenigen gewiss mit Erfolge versprechen kann, der Muth und Menschenliebe genug hat, den Geizigen zum Patrioten, den ungerechten Richter zum nütz- lichen Mitgliede des Staats, und Frauenzimmer von einem schlüpfrigen Character zu Priesterin- nen der Natur zu machen.
Ich verzeihe es den angeerbten Vorurthei- len unserer Welt, welche von dieser Begierde, Boeses zu reden, sich die fürchterlichsten Be- griffe macht. Unsre Ammen, die uns Ge- spenster bereden, machen uns auch vor dieser Begierde zu fürchten; und in dem Augenblicke, da sie dieses thun, reden sie immer von ihren Nachbarinnen am meisten Boeses. Ein Beweis, dass die Triebe der Natur, denn eben darunter gehoeren die Triebe, Boeses zu reden, sich nie- mals ganz unterdrücken lassen!
Unsre deutsche Sprache, so reich sie ist, ist doch zu arm, diese Pflicht, Boeses zu reden, mit einem anstaendigen, wenigstens gelinden, Worte auszudrücken. Schmaehen, Laestern, Verun- glimpfen, Splitterrichten, Verlaeumden etc. dieses sind etwan die gemeinsten Ausdrücke, die man braucht, wenn man von dieser grossen
Pflicht,
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ich weiter nichts, als Sie, meine Herren, von dem groſsen Einfluſſe zu überführen, den dieſe Begierde, Uebels zu reden, in das Beſte des gemeinen Weſens, und in die Glückſeligkeit eines jeden einzelnen Mitbürgers hat! Ein Be- weis, welchen man ſich von demjenigen gewiſs mit Erfolge verſprechen kann, der Muth und Menſchenliebe genug hat, den Geizigen zum Patrioten, den ungerechten Richter zum nütz- lichen Mitgliede des Staats, und Frauenzimmer von einem ſchlüpfrigen Character zu Prieſterin- nen der Natur zu machen.
Ich verzeihe es den angeerbten Vorurthei- len unſerer Welt, welche von dieſer Begierde, Boeſes zu reden, ſich die fürchterlichſten Be- griffe macht. Unſre Ammen, die uns Ge- ſpenſter bereden, machen uns auch vor dieſer Begierde zu fürchten; und in dem Augenblicke, da ſie dieſes thun, reden ſie immer von ihren Nachbarinnen am meiſten Boeſes. Ein Beweis, daſs die Triebe der Natur, denn eben darunter gehoeren die Triebe, Boeſes zu reden, ſich nie- mals ganz unterdrücken laſſen!
Unſre deutſche Sprache, ſo reich ſie iſt, iſt doch zu arm, dieſe Pflicht, Boeſes zu reden, mit einem anſtaendigen, wenigſtens gelinden, Worte auszudrücken. Schmaehen, Laeſtern, Verun- glimpfen, Splitterrichten, Verlaeumden etc. dieſes ſind etwan die gemeinſten Ausdrücke, die man braucht, wenn man von dieſer groſsen
Pflicht,
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ich weiter nichts, als Sie, meine Herren, von
dem groſsen Einfluſſe zu überführen, den dieſe
Begierde, Uebels zu reden, in das Beſte des
gemeinen Weſens, und in die Glückſeligkeit
eines jeden einzelnen Mitbürgers hat! Ein Be-
weis, welchen man ſich von demjenigen gewiſs
mit Erfolge verſprechen kann, der Muth und
Menſchenliebe genug hat, den Geizigen zum
Patrioten, den ungerechten Richter zum nütz-
lichen Mitgliede des Staats, und Frauenzimmer
von einem ſchlüpfrigen Character zu Prieſterin-
nen der Natur zu machen.
Ich verzeihe es den angeerbten Vorurthei-
len unſerer Welt, welche von dieſer Begierde,
Boeſes zu reden, ſich die fürchterlichſten Be-
griffe macht. Unſre Ammen, die uns Ge-
ſpenſter bereden, machen uns auch vor dieſer
Begierde zu fürchten; und in dem Augenblicke,
da ſie dieſes thun, reden ſie immer von ihren
Nachbarinnen am meiſten Boeſes. Ein Beweis,
daſs die Triebe der Natur, denn eben darunter
gehoeren die Triebe, Boeſes zu reden, ſich nie-
mals ganz unterdrücken laſſen!
Unſre deutſche Sprache, ſo reich ſie iſt, iſt
doch zu arm, dieſe Pflicht, Boeſes zu reden, mit
einem anſtaendigen, wenigſtens gelinden, Worte
auszudrücken. Schmaehen, Laeſtern, Verun-
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/427>, abgerufen am 22.11.2024.
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