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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Gelegenheit gehabt haben, sich bald in einen
Stier, bald in einen Schwan zu verwandeln,
wenn Prometheus dieses grausame Verbrechen
nicht begangen haette
h)? Prometheus blieb im-
mer unschuldig; man musste also das wahre
Verbrechen nennen. Er hatte das Feuer vom
Himmel gestohlen, und es den Menschen mitge-
theilt
i). Ohne sich nunmehr weiter entschul-
digen zu dürfen, (denn ein Prinz, der Unrecht
hat, laesst sich zum drittenmale nicht widerspre-
chen) ward er aus dem Himmel gestossen, und
vor den Augen der beneidenswürdigen Men-
schen, seiner Geschoepfe, an den Caucasus ge-

schmie-
schen dem Prometheus und dem Jupiter, findet dieser
das groesste Verbrechen darinnen, und sagt dem Prome-
theus, er habe noch viel schwerere Fesseln und schwerere
Strafe verdient:
anth' on toiauth' emin zoa tous
anthropous eplasas - - kai tas gunaikas ede-
miourgesas.
h) Ich bleibe beym Lucian, weil ich ihn einmal vor mir lie-
gen habe. Prometheus sagt:
o de malista me pnigei,
tout' estin[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] oi memphomenoi ten anthropopo[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]an, kai
malista tas gunaikas, omos orate auton, kai ou
dialeipete kationtes, arti men tauroi, arti de sa-
turoi kai kuknoi genomenoi theous ex auton poieisthai
axiountes.
i) Vulcan war darüber am meisten empfindlich. Seine Ver-
bitterung wider den Prometheus gieng so weit, dass er
nicht einmal sein Richter, sondern sein Anklaeger seyn
wollte.
Ma Di, heisst es, alla kategoron anti
dikastou, isthi me exon, os to pur uphelomenos psukhran
moi ten kaminon apoleloipas. Kann man dieses wohl
nach dem todten Buchstaben verstehn, ohne etwas unge-
reimtes zu denken?



Gelegenheit gehabt haben, ſich bald in einen
Stier, bald in einen Schwan zu verwandeln,
wenn Prometheus dieſes grauſame Verbrechen
nicht begangen haette
h)? Prometheus blieb im-
mer unſchuldig; man muſste alſo das wahre
Verbrechen nennen. Er hatte das Feuer vom
Himmel geſtohlen, und es den Menſchen mitge-
theilt
i). Ohne ſich nunmehr weiter entſchul-
digen zu dürfen, (denn ein Prinz, der Unrecht
hat, laeſst ſich zum drittenmale nicht widerſpre-
chen) ward er aus dem Himmel geſtoſsen, und
vor den Augen der beneidenswürdigen Men-
ſchen, ſeiner Geſchoepfe, an den Caucaſus ge-

ſchmie-
ſchen dem Prometheus und dem Jupiter, findet dieſer
das groeſste Verbrechen darinnen, und ſagt dem Prome-
theus, er habe noch viel ſchwerere Feſſeln und ſchwerere
Strafe verdient:
ἀνϑ᾽ ὡν τοιαυϑ᾽ ἡμιν ζωα τους
ἀνϑρωπους ἐπλασας ‒ ‒ και τας γυναικας ἐδη-
μιουργησας.
h) Ich bleibe beym Lucian, weil ich ihn einmal vor mir lie-
gen habe. Prometheus ſagt:
ὁ δε μαλιστα με πνιγει,
τουτ᾽ ἐστιν[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] ὁι μεμφομενοι την ἀνθρωποπο[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]αν, και
μαλιστα τας γυναικας, ὁμως ὁρατε ἀυτων, και οὐ
διαλειπετε κατιοντες, ἀρτι μεν ταυροι, ἀρτι δε σα-
τυροι και κυκνοι γενομενοι ϑεους ἐξ ἀυτων ποιεισϑαι
ἀξιουντες.
i) Vulcan war darüber am meiſten empfindlich. Seine Ver-
bitterung wider den Prometheus gieng ſo weit, daſs er
nicht einmal ſein Richter, ſondern ſein Anklaeger ſeyn
wollte.
Μα Δἰ, heiſst es, ἀλλα κατηγορον ἀντι
δικαστου, ἰσϑι με ἑξων, ὁς το πυρ ὑφελομενος ψυχραν
μοι την καμινον ἀπολελοιπας. Kann man dieſes wohl
nach dem todten Buchſtaben verſtehn, ohne etwas unge-
reimtes zu denken?
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[424/0446] Gelegenheit gehabt haben, ſich bald in einen Stier, bald in einen Schwan zu verwandeln, wenn Prometheus dieſes grauſame Verbrechen nicht begangen haette h)? Prometheus blieb im- mer unſchuldig; man muſste alſo das wahre Verbrechen nennen. Er hatte das Feuer vom Himmel geſtohlen, und es den Menſchen mitge- theilt i). Ohne ſich nunmehr weiter entſchul- digen zu dürfen, (denn ein Prinz, der Unrecht hat, laeſst ſich zum drittenmale nicht widerſpre- chen) ward er aus dem Himmel geſtoſsen, und vor den Augen der beneidenswürdigen Men- ſchen, ſeiner Geſchoepfe, an den Caucaſus ge- ſchmie- g) h) Ich bleibe beym Lucian, weil ich ihn einmal vor mir lie- gen habe. Prometheus ſagt: ὁ δε μαλιστα με πνιγει, τουτ᾽ ἐστιν_ ὁι μεμφομενοι την ἀνθρωποπο_ αν, και μαλιστα τας γυναικας, ὁμως ὁρατε ἀυτων, και οὐ διαλειπετε κατιοντες, ἀρτι μεν ταυροι, ἀρτι δε σα- τυροι και κυκνοι γενομενοι ϑεους ἐξ ἀυτων ποιεισϑαι ἀξιουντες. i) Vulcan war darüber am meiſten empfindlich. Seine Ver- bitterung wider den Prometheus gieng ſo weit, daſs er nicht einmal ſein Richter, ſondern ſein Anklaeger ſeyn wollte. Μα Δἰ, heiſst es, ἀλλα κατηγορον ἀντι δικαστου, ἰσϑι με ἑξων, ὁς το πυρ ὑφελομενος ψυχραν μοι την καμινον ἀπολελοιπας. Kann man dieſes wohl nach dem todten Buchſtaben verſtehn, ohne etwas unge- reimtes zu denken? g) ſchen dem Prometheus und dem Jupiter, findet dieſer das groeſste Verbrechen darinnen, und ſagt dem Prome- theus, er habe noch viel ſchwerere Feſſeln und ſchwerere Strafe verdient: ἀνϑ᾽ ὡν τοιαυϑ᾽ ἡμιν ζωα τους ἀνϑρωπους ἐπλασας ‒ ‒ και τας γυναικας ἐδη- μιουργησας.

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/446>, abgerufen am 22.11.2024.