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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Abhandlung von Sprüchwörtern.
nem Vaterlande, als seinem angebornen Verstan-
de zu entsagen. Er sey mit seinem reichen Vor-
rathe von Sprüchwörtern nach Lissabon geflüchtet.
Aber auch bis dahin habe ihn der heilige Haß des
Geistlichen von Mancha verfolgt; und nur durch
ein Wunder sey er den Händen der Jnquisition
entronnen und in die Niederlande gekommen, wo
er sein Leben witzig und kümmerlich zugebracht,
und eine zahlreiche Familie hinterlassen. Hier
giebt der Herr Verfasser noch viele Nachrichten
von seiner Familie an, die aber vielleicht nur ihm
wichtig sind. Wir können mit seiner Erlaubniß
nicht unerinnert lassen, daß er bey dieser Gelegen-
heit den Stolz seines Vaterlandes ein wenig zu
sehr verräth. Er will behaupten, daß die Nie-
derländer ihren meisten Witz seiner Familie zu
danken hätten. Ja er treibt diese lächerliche Ein-
bildung so hoch, daß er glaubt, verschiedene ihrer
größten Kunstrichter hätten die Geschicklichkeit,
andere mit ihren lateinischen Wahrheiten zu betäu-
ben, bloß der Erfindung seines Urältervaters zu
danken; als dieser, wiewohl mit unglücklichem Er-
folge, die Kunst gelehrt, zu schreyen, wie ein Esel*.

Die Umstände, welche der Herr Verfasser end-
lich von seinem eignen Leben beygefügt, können
uns auch gleichgültig seyn. Nur dieses verdient
angemerkt zu werden, daß er sich zu J... einem
Städtchen in Westphalen, aufhält, und bey einer
mäßigen Einnahme so lange ruhig leben und Bücher
schreiben will, bis er seine Verbesserung findet.

Die
* S. Don Quixote 6 Buch 25 Cap.
B 5

Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern.
nem Vaterlande, als ſeinem angebornen Verſtan-
de zu entſagen. Er ſey mit ſeinem reichen Vor-
rathe von Spruͤchwoͤrtern nach Liſſabon gefluͤchtet.
Aber auch bis dahin habe ihn der heilige Haß des
Geiſtlichen von Mancha verfolgt; und nur durch
ein Wunder ſey er den Haͤnden der Jnquiſition
entronnen und in die Niederlande gekommen, wo
er ſein Leben witzig und kuͤmmerlich zugebracht,
und eine zahlreiche Familie hinterlaſſen. Hier
giebt der Herr Verfaſſer noch viele Nachrichten
von ſeiner Familie an, die aber vielleicht nur ihm
wichtig ſind. Wir koͤnnen mit ſeiner Erlaubniß
nicht unerinnert laſſen, daß er bey dieſer Gelegen-
heit den Stolz ſeines Vaterlandes ein wenig zu
ſehr verraͤth. Er will behaupten, daß die Nie-
derlaͤnder ihren meiſten Witz ſeiner Familie zu
danken haͤtten. Ja er treibt dieſe laͤcherliche Ein-
bildung ſo hoch, daß er glaubt, verſchiedene ihrer
groͤßten Kunſtrichter haͤtten die Geſchicklichkeit,
andere mit ihren lateiniſchen Wahrheiten zu betaͤu-
ben, bloß der Erfindung ſeines Uraͤltervaters zu
danken; als dieſer, wiewohl mit ungluͤcklichem Er-
folge, die Kunſt gelehrt, zu ſchreyen, wie ein Eſel*.

Die Umſtaͤnde, welche der Herr Verfaſſer end-
lich von ſeinem eignen Leben beygefuͤgt, koͤnnen
uns auch gleichguͤltig ſeyn. Nur dieſes verdient
angemerkt zu werden, daß er ſich zu J... einem
Staͤdtchen in Weſtphalen, aufhaͤlt, und bey einer
maͤßigen Einnahme ſo lange ruhig leben und Buͤcher
ſchreiben will, bis er ſeine Verbeſſerung findet.

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* S. Don Quixote 6 Buch 25 Cap.
B 5
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[25/0047] Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern. nem Vaterlande, als ſeinem angebornen Verſtan- de zu entſagen. Er ſey mit ſeinem reichen Vor- rathe von Spruͤchwoͤrtern nach Liſſabon gefluͤchtet. Aber auch bis dahin habe ihn der heilige Haß des Geiſtlichen von Mancha verfolgt; und nur durch ein Wunder ſey er den Haͤnden der Jnquiſition entronnen und in die Niederlande gekommen, wo er ſein Leben witzig und kuͤmmerlich zugebracht, und eine zahlreiche Familie hinterlaſſen. Hier giebt der Herr Verfaſſer noch viele Nachrichten von ſeiner Familie an, die aber vielleicht nur ihm wichtig ſind. Wir koͤnnen mit ſeiner Erlaubniß nicht unerinnert laſſen, daß er bey dieſer Gelegen- heit den Stolz ſeines Vaterlandes ein wenig zu ſehr verraͤth. Er will behaupten, daß die Nie- derlaͤnder ihren meiſten Witz ſeiner Familie zu danken haͤtten. Ja er treibt dieſe laͤcherliche Ein- bildung ſo hoch, daß er glaubt, verſchiedene ihrer groͤßten Kunſtrichter haͤtten die Geſchicklichkeit, andere mit ihren lateiniſchen Wahrheiten zu betaͤu- ben, bloß der Erfindung ſeines Uraͤltervaters zu danken; als dieſer, wiewohl mit ungluͤcklichem Er- folge, die Kunſt gelehrt, zu ſchreyen, wie ein Eſel *. Die Umſtaͤnde, welche der Herr Verfaſſer end- lich von ſeinem eignen Leben beygefuͤgt, koͤnnen uns auch gleichguͤltig ſeyn. Nur dieſes verdient angemerkt zu werden, daß er ſich zu J... einem Staͤdtchen in Weſtphalen, aufhaͤlt, und bey einer maͤßigen Einnahme ſo lange ruhig leben und Buͤcher ſchreiben will, bis er ſeine Verbeſſerung findet. Die * S. Don Quixote 6 Buch 25 Cap. B 5

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/47>, abgerufen am 21.11.2024.