Sie versammelten sich bey der Niederkunft der Königinn. Zoimane, die ansehnlichste unter den Feen, nahm den neugebornen Prinz auf ihren Schoos; sie küßte ihn dreymal auf das Herz, und sprach: Sey ein Freund der Götter! Asaide, eine gütige Fee, und große Freundinn der Men- schen, nahm ihn in die Arme, und sprach: Re- giere, wie dein Vater! Zimzime, welcher Name eine einsame, und wohlthuende Fee bedeutet, be- rührte siebenmal mit ihrem Daume seine Zunge, und seine Hand, und sprach: Sey weise und reich! Alcimedore, eine junge, und lebhafte Fee, küßte ihm die Augen, und den Mund, und sprach: Sey liebenswürdig!
Als dieses geschehen war, legten sie das Kind an die Brust seiner Mutter, welche vor Freuden außer sich, und eben im Begriffe war, ihnen die aufrichtigsten Versicherungen ihrer Dankbarkeit zu geben, als der Zauberer Ciongock in einer fin- stern Wolke über ihrem Sopha erschien, das Kind mit einem grausamen Lächeln ansah, und mit einer fürchterlichen Stimme herabrief: Jch aber will dein Feind seyn! So bald er dieses gesagt hatte, hüllte er sich in einen schwarzen Dampf, und zog langsam und brausend über die Gefilde von Chie- kock. Die Feen erblaßten, und die unglückliche Mutter überlebte diese schreckliche Erscheinung nur wenige Minuten.
Zoimane übernahm die Erziehung des Prin- zen. Zwar wußte sie wohl, daß ein Zauberer zu
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Erſtes Buch.
Sie verſammelten ſich bey der Niederkunft der Koͤniginn. Zoimane, die anſehnlichſte unter den Feen, nahm den neugebornen Prinz auf ihren Schoos; ſie kuͤßte ihn dreymal auf das Herz, und ſprach: Sey ein Freund der Goͤtter! Aſaide, eine guͤtige Fee, und große Freundinn der Men- ſchen, nahm ihn in die Arme, und ſprach: Re- giere, wie dein Vater! Zimzime, welcher Name eine einſame, und wohlthuende Fee bedeutet, be- ruͤhrte ſiebenmal mit ihrem Daume ſeine Zunge, und ſeine Hand, und ſprach: Sey weiſe und reich! Alcimedore, eine junge, und lebhafte Fee, kuͤßte ihm die Augen, und den Mund, und ſprach: Sey liebenswuͤrdig!
Als dieſes geſchehen war, legten ſie das Kind an die Bruſt ſeiner Mutter, welche vor Freuden außer ſich, und eben im Begriffe war, ihnen die aufrichtigſten Verſicherungen ihrer Dankbarkeit zu geben, als der Zauberer Ciongock in einer fin- ſtern Wolke uͤber ihrem Sopha erſchien, das Kind mit einem grauſamen Laͤcheln anſah, und mit einer fuͤrchterlichen Stimme herabrief: Jch aber will dein Feind ſeyn! So bald er dieſes geſagt hatte, huͤllte er ſich in einen ſchwarzen Dampf, und zog langſam und brauſend uͤber die Gefilde von Chie- kock. Die Feen erblaßten, und die ungluͤckliche Mutter uͤberlebte dieſe ſchreckliche Erſcheinung nur wenige Minuten.
Zoimane uͤbernahm die Erziehung des Prin- zen. Zwar wußte ſie wohl, daß ein Zauberer zu
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Erſtes Buch.
Sie verſammelten ſich bey der Niederkunft der
Koͤniginn. Zoimane, die anſehnlichſte unter den
Feen, nahm den neugebornen Prinz auf ihren
Schoos; ſie kuͤßte ihn dreymal auf das Herz, und
ſprach: Sey ein Freund der Goͤtter! Aſaide,
eine guͤtige Fee, und große Freundinn der Men-
ſchen, nahm ihn in die Arme, und ſprach: Re-
giere, wie dein Vater! Zimzime, welcher Name
eine einſame, und wohlthuende Fee bedeutet, be-
ruͤhrte ſiebenmal mit ihrem Daume ſeine Zunge,
und ſeine Hand, und ſprach: Sey weiſe und
reich! Alcimedore, eine junge, und lebhafte Fee,
kuͤßte ihm die Augen, und den Mund, und ſprach:
Sey liebenswuͤrdig!
Als dieſes geſchehen war, legten ſie das Kind
an die Bruſt ſeiner Mutter, welche vor Freuden
außer ſich, und eben im Begriffe war, ihnen die
aufrichtigſten Verſicherungen ihrer Dankbarkeit
zu geben, als der Zauberer Ciongock in einer fin-
ſtern Wolke uͤber ihrem Sopha erſchien, das Kind
mit einem grauſamen Laͤcheln anſah, und mit einer
fuͤrchterlichen Stimme herabrief: Jch aber will
dein Feind ſeyn! So bald er dieſes geſagt hatte,
huͤllte er ſich in einen ſchwarzen Dampf, und zog
langſam und brauſend uͤber die Gefilde von Chie-
kock. Die Feen erblaßten, und die ungluͤckliche
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 465[463]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/487>, abgerufen am 25.11.2024.
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