hatten gar zu viel Ursache, auf ihrer Seite zu seyn: Sie bedienten sich also der Gewalt über ihre Män- ner, und nöthigten sie, die Parthey der Königinn zu nehmen. Der Pöbel war ohnedem schon auf ihrer Seite. Also blieben nur noch wenige Tu- gendhafte und Getreue übrig, welche dem wahren T' Siamma anhiengen. Er verlangte, in Ge- genwart seiner Gemahlinn, und des Volks, seinen Feind zu sehen, und mit ihm um sein Recht zu kämpfen. Der Zauberer gieng es ein, da er sei- ner Macht gewiß genug zu seyn glaubte. Sie begegneten beide einander in einer fruchtbaren Ebene vor der Stadt. Der Zauberer führte die Königinn an der Hand, und ward von einer un- zählbaren Menge Volks begleitet. T' Siamma erstaunte nunmehr selbst über die Aehnlichkeit sei- nes Feindes. Er ward wütend, daß er seine Ge- mahlinn an der Hand dieses Räubers sehen sollte. Er zog das Schwerdt, und rief: Göttliche Zoimane! stärke meinen Muth, und diesen Arm! So bald er dieses gesagt hatte, sprang er auf den Zauberer los, welcher ihn aber, ohne aus seiner Gelassenheit zu kommen, zu Boden warf, und erwürgen wollte.
Jn diesem Augenblicke stürzte die göttliche Zoimane, die Freundinn und Beschützerinn ihres T' Siamma, in einer Wolke von Feuer auf den Zauberer herab. Jn ihrer linken Hand hielt sie einen Talismann, welchen der eingegrabene Name des Namu-Amida den Gottlosen schrecklich
machte.
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Erſtes Buch.
hatten gar zu viel Urſache, auf ihrer Seite zu ſeyn: Sie bedienten ſich alſo der Gewalt uͤber ihre Maͤn- ner, und noͤthigten ſie, die Parthey der Koͤniginn zu nehmen. Der Poͤbel war ohnedem ſchon auf ihrer Seite. Alſo blieben nur noch wenige Tu- gendhafte und Getreue uͤbrig, welche dem wahren T’ Siamma anhiengen. Er verlangte, in Ge- genwart ſeiner Gemahlinn, und des Volks, ſeinen Feind zu ſehen, und mit ihm um ſein Recht zu kaͤmpfen. Der Zauberer gieng es ein, da er ſei- ner Macht gewiß genug zu ſeyn glaubte. Sie begegneten beide einander in einer fruchtbaren Ebene vor der Stadt. Der Zauberer fuͤhrte die Koͤniginn an der Hand, und ward von einer un- zaͤhlbaren Menge Volks begleitet. T’ Siamma erſtaunte nunmehr ſelbſt uͤber die Aehnlichkeit ſei- nes Feindes. Er ward wuͤtend, daß er ſeine Ge- mahlinn an der Hand dieſes Raͤubers ſehen ſollte. Er zog das Schwerdt, und rief: Goͤttliche Zoimane! ſtaͤrke meinen Muth, und dieſen Arm! So bald er dieſes geſagt hatte, ſprang er auf den Zauberer los, welcher ihn aber, ohne aus ſeiner Gelaſſenheit zu kommen, zu Boden warf, und erwuͤrgen wollte.
Jn dieſem Augenblicke ſtuͤrzte die goͤttliche Zoimane, die Freundinn und Beſchuͤtzerinn ihres T’ Siamma, in einer Wolke von Feuer auf den Zauberer herab. Jn ihrer linken Hand hielt ſie einen Talismann, welchen der eingegrabene Name des Namu-Amida den Gottloſen ſchrecklich
machte.
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[489[487]/0511]
Erſtes Buch.
hatten gar zu viel Urſache, auf ihrer Seite zu ſeyn:
Sie bedienten ſich alſo der Gewalt uͤber ihre Maͤn-
ner, und noͤthigten ſie, die Parthey der Koͤniginn
zu nehmen. Der Poͤbel war ohnedem ſchon auf
ihrer Seite. Alſo blieben nur noch wenige Tu-
gendhafte und Getreue uͤbrig, welche dem wahren
T’ Siamma anhiengen. Er verlangte, in Ge-
genwart ſeiner Gemahlinn, und des Volks, ſeinen
Feind zu ſehen, und mit ihm um ſein Recht zu
kaͤmpfen. Der Zauberer gieng es ein, da er ſei-
ner Macht gewiß genug zu ſeyn glaubte. Sie
begegneten beide einander in einer fruchtbaren
Ebene vor der Stadt. Der Zauberer fuͤhrte die
Koͤniginn an der Hand, und ward von einer un-
zaͤhlbaren Menge Volks begleitet. T’ Siamma
erſtaunte nunmehr ſelbſt uͤber die Aehnlichkeit ſei-
nes Feindes. Er ward wuͤtend, daß er ſeine Ge-
mahlinn an der Hand dieſes Raͤubers ſehen ſollte.
Er zog das Schwerdt, und rief: Goͤttliche Zoimane!
ſtaͤrke meinen Muth, und dieſen Arm! So bald
er dieſes geſagt hatte, ſprang er auf den Zauberer
los, welcher ihn aber, ohne aus ſeiner Gelaſſenheit
zu kommen, zu Boden warf, und erwuͤrgen wollte.
Jn dieſem Augenblicke ſtuͤrzte die goͤttliche
Zoimane, die Freundinn und Beſchuͤtzerinn ihres
T’ Siamma, in einer Wolke von Feuer auf den
Zauberer herab. Jn ihrer linken Hand hielt ſie
einen Talismann, welchen der eingegrabene Name
des Namu-Amida den Gottloſen ſchrecklich
machte.
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 489[487]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/511>, abgerufen am 16.06.2024.
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