Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Capitol.
Heyne 8) hat zuerst, so viel ich weiß, diesen Irr-
thum aufgedeckt.


In dem Porticus der zur Treppe führt.

Mehrere Aegyptische Statuen aus Granit
und Basalt
.

Ein Sturz eines barbarischen Königs aus
Pavonazetto
. Er soll ehemals auf dem Triumph-
bogen des Kaisers Constantin des Großen gestanden
haben.

+ Eine große antike Begräbnißurne, oder
ein Sarcophag, auf dem Deckel, liegende Fi-
guren zweier Eheleute in Lebensgröße
. Man
hat lange darin den Kaiser Alexander Severus mit
seiner Mutter Julia Mammäa erkennen wollen.
Allein Winkelmann 9) hat mit Recht bemerkt, daß
die männliche Figur in einem Alter von mehr als funf-
zig Jahren abgebildet sey, und daß daher die Benen-
nung jenes Kaisers, der bereits im dreißigsten Jahre
seines Alters starb, auf diese Vorstellung nicht passe.
Die Basreliefs haben eben so schiefe Auslegungen er-
litten. Alle Figuren auf denselben sind zwar nicht zu

erklären;
8) S. seine Sammlung antiquarischer Aufsätze, II. St.
S. 69 u. f. Es war der Pan, sagt er daselbst,
ein altes philosophisches Symbol, bald für die Na-
tur überhaupt, bald für die Zeugungskraft. Erst
spät wurden sie in die Bacchischen Religionsideen
aufgenommen.
9) Gesch. d. K. S. 861.

Das Capitol.
Heyne 8) hat zuerſt, ſo viel ich weiß, dieſen Irr-
thum aufgedeckt.


In dem Porticus der zur Treppe fuͤhrt.

Mehrere Aegyptiſche Statuen aus Granit
und Baſalt
.

Ein Sturz eines barbariſchen Koͤnigs aus
Pavonazetto
. Er ſoll ehemals auf dem Triumph-
bogen des Kaiſers Conſtantin des Großen geſtanden
haben.

Eine große antike Begraͤbnißurne, oder
ein Sarcophag, auf dem Deckel, liegende Fi-
guren zweier Eheleute in Lebensgroͤße
. Man
hat lange darin den Kaiſer Alexander Severus mit
ſeiner Mutter Julia Mammaͤa erkennen wollen.
Allein Winkelmann 9) hat mit Recht bemerkt, daß
die maͤnnliche Figur in einem Alter von mehr als funf-
zig Jahren abgebildet ſey, und daß daher die Benen-
nung jenes Kaiſers, der bereits im dreißigſten Jahre
ſeines Alters ſtarb, auf dieſe Vorſtellung nicht paſſe.
Die Basreliefs haben eben ſo ſchiefe Auslegungen er-
litten. Alle Figuren auf denſelben ſind zwar nicht zu

erklaͤren;
8) S. ſeine Sammlung antiquariſcher Aufſaͤtze, II. St.
S. 69 u. f. Es war der Pan, ſagt er daſelbſt,
ein altes philoſophiſches Symbol, bald fuͤr die Na-
tur uͤberhaupt, bald fuͤr die Zeugungskraft. Erſt
ſpaͤt wurden ſie in die Bacchiſchen Religionsideen
aufgenommen.
9) Geſch. d. K. S. 861.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0226" n="204"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Capitol.</hi></fw><lb/>
Heyne <note place="foot" n="8)">S. &#x017F;eine Sammlung antiquari&#x017F;cher Auf&#x017F;a&#x0364;tze, <hi rendition="#aq">II.</hi> St.<lb/>
S. 69 u. f. Es war der Pan, &#x017F;agt er da&#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
ein altes philo&#x017F;ophi&#x017F;ches Symbol, bald fu&#x0364;r die Na-<lb/>
tur u&#x0364;berhaupt, bald fu&#x0364;r die Zeugungskraft. Er&#x017F;t<lb/>
&#x017F;pa&#x0364;t wurden &#x017F;ie in die Bacchi&#x017F;chen Religionsideen<lb/>
aufgenommen.</note> hat zuer&#x017F;t, &#x017F;o viel ich weiß, die&#x017F;en Irr-<lb/>
thum aufgedeckt.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">In dem Porticus der zur Treppe fu&#x0364;hrt.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Mehrere Aegypti&#x017F;che Statuen aus Granit<lb/>
und Ba&#x017F;alt</hi>.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Ein Sturz eines barbari&#x017F;chen Ko&#x0364;nigs aus<lb/>
Pavonazetto</hi>. Er &#x017F;oll ehemals auf dem Triumph-<lb/>
bogen des Kai&#x017F;ers Con&#x017F;tantin des Großen ge&#x017F;tanden<lb/>
haben.</p><lb/>
            <p>&#x2020; <hi rendition="#fr">Eine große antike Begra&#x0364;bnißurne, oder<lb/>
ein Sarcophag, auf dem Deckel, liegende Fi-<lb/>
guren zweier Eheleute in Lebensgro&#x0364;ße</hi>. Man<lb/>
hat lange darin den Kai&#x017F;er Alexander Severus mit<lb/>
&#x017F;einer Mutter Julia Mamma&#x0364;a erkennen wollen.<lb/>
Allein Winkelmann <note place="foot" n="9)">Ge&#x017F;ch. d. K. S. 861.</note> hat mit Recht bemerkt, daß<lb/>
die ma&#x0364;nnliche Figur in einem Alter von mehr als funf-<lb/>
zig Jahren abgebildet &#x017F;ey, und daß daher die Benen-<lb/>
nung jenes Kai&#x017F;ers, der bereits im dreißig&#x017F;ten Jahre<lb/>
&#x017F;eines Alters &#x017F;tarb, auf die&#x017F;e Vor&#x017F;tellung nicht pa&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Die Basreliefs haben eben &#x017F;o &#x017F;chiefe Auslegungen er-<lb/>
litten. Alle Figuren auf den&#x017F;elben &#x017F;ind zwar nicht zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">erkla&#x0364;ren;</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0226] Das Capitol. Heyne 8) hat zuerſt, ſo viel ich weiß, dieſen Irr- thum aufgedeckt. In dem Porticus der zur Treppe fuͤhrt. Mehrere Aegyptiſche Statuen aus Granit und Baſalt. Ein Sturz eines barbariſchen Koͤnigs aus Pavonazetto. Er ſoll ehemals auf dem Triumph- bogen des Kaiſers Conſtantin des Großen geſtanden haben. † Eine große antike Begraͤbnißurne, oder ein Sarcophag, auf dem Deckel, liegende Fi- guren zweier Eheleute in Lebensgroͤße. Man hat lange darin den Kaiſer Alexander Severus mit ſeiner Mutter Julia Mammaͤa erkennen wollen. Allein Winkelmann 9) hat mit Recht bemerkt, daß die maͤnnliche Figur in einem Alter von mehr als funf- zig Jahren abgebildet ſey, und daß daher die Benen- nung jenes Kaiſers, der bereits im dreißigſten Jahre ſeines Alters ſtarb, auf dieſe Vorſtellung nicht paſſe. Die Basreliefs haben eben ſo ſchiefe Auslegungen er- litten. Alle Figuren auf denſelben ſind zwar nicht zu erklaͤren; 8) S. ſeine Sammlung antiquariſcher Aufſaͤtze, II. St. S. 69 u. f. Es war der Pan, ſagt er daſelbſt, ein altes philoſophiſches Symbol, bald fuͤr die Na- tur uͤberhaupt, bald fuͤr die Zeugungskraft. Erſt ſpaͤt wurden ſie in die Bacchiſchen Religionsideen aufgenommen. 9) Geſch. d. K. S. 861.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/226
Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/226>, abgerufen am 26.11.2024.